Er jagt unsere Stromfresser im Haus

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Damit hat Energieberater Rainer Scheloske nicht gerechnet: Über 300 Watt zeigt sein kleines Strommessgerät für den Fernseher der Familie Kobel an. Somit zählt er zu den größten Stromverbrauchern im ganzen Haus. Foto: Dominic Buckreus
Damit hat Energieberater Rainer Scheloske nicht gerechnet: Über 300 Watt zeigt sein kleines Strommessgerät für den Fernseher der Familie Kobel an. Somit zählt er zu den größten Stromverbrauchern im ganzen Haus. Foto: Dominic Buckreus

Wo sind die größten Energieverschwender in unserem Haushalt? Der Energieberater Rainer Scheloske entdeckt in jedem Haus die Übeltäter .

Familie Kobel (Name geändert) hat ein Problem: Die Stromrechnung ist ihnen viel zu hoch. Das dürfte wohl auf so ziemlich jeden Haushalt zutreffen, schließlich würde jeder gerne den Stromverbrauch herunterschrauben. Bleibt nur die Frage: Was ist dafür der beste Weg, ohne gleich das ganze Haus abzureißen?

Die meisten suchen zunächst mal im Internet nach Tipps. Das mag anfangs hilfreich sein, ist aber oft mühsam und es stimmt nicht immer alles. Familie Kobel hat sich lieber einen Fachmann ins Haus geholt. Rainer Scheloske ist Energieberater bei den SÜC und berät Verbraucher bei konkreten Problemen oder zeigt ihnen, wo sich ihre größten Stromfresser befinden.

Heute besucht er also die Familie Kobel. Sein fachmännischer Blick entdeckt in der Küche gleich den ersten Übeltäter: Eine kleine digitale Uhr am Backofen.
Er tippt zwei Mal bekräftigend mit dem Finger auf die Anzeige: "Das kostet 15 Euro!"

Standby heißt hier das böse Wort, also der Bereitschaftsbetrieb eines Gerätes. Meistens haben das Unterhaltungsgeräte, wie Fernseher, Radio oder Computer, die sich dadurch schneller einschalten lassen, aber so dauernd Strom verbrauchen.


Ladegeräte nicht stecken lassen

"Alles was Standby hat, kostet Strom", sagt er und fängt gleich an zu rechnen: "Es ist eigentlich ganz einfach: Wenn ich die Leistung des Gerätes weiß, dann kann ich es ausrechnen. Eine Kilowattstunde kostet momentan 28 Cent." Er überschlägt den Verbrauch im Haus auf 50 Watt pro Stunde. Wenn die Geräte dann das ganze Jahr laufen, mache das schon rund 122 Euro. "Es rechnet sich auf Dauer eben auch mit kleinen Stromstärken."

Bei den vielen Geräten ist es natürlich mühsam, immer alle vom Netz zu nehmen, daher schlägt er Steckdosen mit Schalter vor. Er warnt aber davor sie bei Radios oder Receivern zu benutzen, da kann die gesamte Programmierung verloren gehen. Jetzt kommt Scheloske auch auf die Handys zu sprechen und davon gebe es viele in der Familie, meint der Hausherr Klaus. Die Ladegeräte "sind ja auch eine Art Standby", erklärt Scheloske, also raus mit dem Netzteil aus der Steckdose.

Er streift weiter gelassen durch das Haus und lobt die LED-Leuchten in den Deckenlampen. Energiesparlampen, seien zwar eine gute Sache gewesen, aber sie seien mittlerweile überholt. Elf Watt verbrauchen sie im Schnitt - die LED-Leuchten nur vier. Auch die Halogen-Lampe, die noch in der Küche hängt möchte er lieber nicht mehr in den Haushalten sehen.

Einen Tipp hat er auch für Kühl- und Gefrierschränke parat: Die Dichtungen ab und an einfetten, etwa mit Butter. Dann entweicht weniger Energie. Sowieso sei das der einzige Unterschied zwischen Geräten der obersten Energieklassen: Die Isolierung. Wenn sich das Eis aber schon durch die Dichtungen geschlichen hat, sollte lieber ein neuer Gefrierschrank her, rät der Fachmann.


Nie mehr Kochen und Waschen

Nun hat Scheloske genug geschätzt und will es genauer wissen. Er greift in seine schwarze Tasche und zieht sein Strommessgerät heraus. Er peilt die Stereoanlage an und stöpselt sie an seinen kleinen Helfer an. Klaus drückt auf den Einschaltknopf und schiebt eine CD ein. Die Zahlen auf dem Messinstrument springen rauf und runter und pendeln sich letztlich bei 28 Watt ein. "Das ist gar nichts", meint der Berater. Er holt seinen kleinen Taschenrechner hervor und tippt: Wenn sie fünf Stunden am Tag läuft, verbraucht sie also täglich 140 Wattstunden. Bei 28 Cent pro Kilowattstunde macht das elf Cent.

Am Ende der Tour sitzen alle im Wintergarten bei einer Tasse Kaffee auf dem Sofa und diskutieren. Da fällt Scheloske ein alter Heizkörper auf. Er lief nur während der Weihnachtszeit, damit sich die Familie um den Baum setzen konnte, erklärt Klaus. "Heizen mit Strom ist das teuerste", sagt Scheloske. Im Moment ist Öl sogar billiger als Gas. Auch Trockner gehören in diese Kategorie der Stromfresser, sowie alles, das etwas erhitzt. Beim Kochen verbrauche man auch über zwei Kilowattstunden, meint er. "Na gut, dann koche und wasche ich ab jetzt eben nicht mehr", scherzt Ehefrau Bettina.