Eine "rollende Berufsmesse" durchs Coburger Land

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Ein Foto von der "Zeig Dich!"-Tour im vergangenen Jahr: Zwei Mädchen bekommen gezeigt, wie eine Berufsausbildung bei der Polstermöbelfirma Arco in Weidhausen aussehen würde. Foto: privat
Ein Foto von der "Zeig Dich!"-Tour im vergangenen Jahr: Zwei Mädchen bekommen gezeigt, wie eine Berufsausbildung bei der Polstermöbelfirma Arco in Weidhausen aussehen würde. Foto: privat
Weitere Impressionen von der 2012er "Zeig Dich!"-Tour.
Weitere Impressionen von der 2012er "Zeig Dich!"-Tour.
 
In der Holzwerkstatt Janson.
In der Holzwerkstatt Janson.
 
 
 
Corinna Benzel (links) mit den Unterstützern der "Zeig Dich!"-Tour.
Corinna Benzel (links) mit den Unterstützern der "Zeig Dich!"-Tour.
 

Bei der "Zeig Dich!"-Tour können Schüler praxisnah nach einem geeigneten Beruf suchen. Auch kleine Firmen profitieren davon.

Nach der gelungenen Premiere im vergangenen Jahr startet nach den Pfingstferien erneut die "Zeig Dich!"-Tour. Jugendliche werden zu potenziellen Ausbildungsbetrieben in Stadt und Landkreis Coburg gefahren und bekommen gezeigt, wie bestimmte Berufsbilder in der Praxis aussehen. Die Projektleitung hat Corinna Benzel, Zukunftscoach der Wirtschaftsförderung des Landkreises.

Gestatten Sie zunächst eine provokante Frage: Ist es im Internet-Zeitalter nicht altmodisch, Jugendliche mit dem Kleinbus durch die Gegend zu fahren, um ihnen bestimmte Berufe näherzubringen?
Corinna Benzel: Es ist meine Überzeugung, dass wir Menschen auch im Zeitalter von Facebook und Twitter Dinge immer noch "begreifen" wollen.
Jugendliche, die sich vor Ort im Unternehmen ein Bild von ihrem Arbeitsplatz machen und zum Beispiel Werkzeuge und Produkte in die Hand nehmen können, verstehen viel besser, was im Berufsleben auf sie zukommen kann. Dann beantworten sich automatisch zahlreiche Fragen wie "Mache ich mir in diesem Job die Hände dreckig?", "Muss ich zeichnen oder räumlich denken können?", "Arbeite ich mit vielen Kollegen oder bin ich Einzelkämpfer?" oder "Habe ich mir überhaupt das richtige Bild von meinem Traumberuf gemacht?

Das heißt, man kann sich das so in etwa vorstellen wie eine "rollende Berufsmesse"?!
Die "Zeig Dich!"-Tour stellt eine gute Ergänzung zu den Berufsmessen dar, denn hier werden die Ausbildungsberufe am Ort des Geschehens vorgestellt.Während eines Messebesuchs erhalten Schüler und Schülerinnen ihre Informationen oftmals aus Flyern und Gesprächen mit Personalern. Während unser Tour gehen sie durch Produktionshallen und Konstruktionsbüros, schießen Bilder in Fotostudios oder sitzen an Werkbänken. Charmant ist auch, dass in den Unternehmen oft die Auszubildenden selbst ihre Berufe vorstellen und aus ihrer eigenen Praxis berichten.

Ein besonderes Augenmerk legen Sie auf kleine und mittlere Betriebe, die den Jugendlichen vielleicht noch gar nicht bekannt sind.
Das ist richtig. Die kleinen und mittleren Betriebe unserer Region haben oftmals nicht die Möglichkeit, sich im Rahmen von Messen zu präsentieren, denn es fehlt ihnen an Zeit und Personal. Gerade diesen "hidden champions", also Kleinst- und Kleinunternehmen, die hochspezialisiert sind und ganz bestimmte Märkte bedienen, wollen wir die Möglichkeit geben, sich als interessante Ausbildungsbetriebe präsentieren zu können. Darauf haben wir auch unser Bewerbungsverfahren ausgerichtet. Schülerinnen und Schüler, die sich für eine Tour bewerben, wählen nicht etwa konkrete Unternehmen aus, sondern kreuzen an, für welche Branchen sie sich interessieren. So haben wir bei der Tourplanung die Möglichkeit, ganz unterschiedliche Unternehmen für die Jugendlichen zusammenzustellen: vom Handwerksbetrieb bis zum Konzern.

Das klingt nach viel organisatorischem Aufwand! Wie viele Jugendliche haben Sie 2012 zu wie vielen Betrieben gefahren? Und: Hat sich der Aufwand gelohnt?
Im vergangenen Jahr haben wir 120 Jugendliche an zehn Tourtagen zu 52 Unternehmen gefahren. Das gesamte Organisationsteam hat selbst hinter den Lenkrädern unserer Kleinbusse gesessen und die Schüler in Gruppen von maximal acht Teilnehmern jeden Nachmittag zu zwei Unternehmen gefahren. Ohne das ehrenamtliche Engagement von Wirtschaftsjunioren und Junioren des Handwerks wäre das nicht möglich gewesen. Und was es gebracht hat? So mancher Jugendliche hat während der Tour seinen eigentlichen Berufswunsch revidiert, weil er ganz neue oder überraschende Einblicke erhalten hat. Es gab Schülerinnen, die im Anschluss an die Tour ein Praktikum in einem besuchten Unternehmen gemacht haben oder sogar einen Ausbildungsvertrag unterschrieben haben. Wir können selbstbewusst sagen, dass alle - auch wir vom Tourteam - ihren Horizont auf der Tour erweitert haben.

Mit was für einer Resonanz rechnen Sie in diesem Jahr?
Wir haben die ersten Broschüren an Lehrer und Unternehmen verteilt und sind begeistert von der Resonanz. Bereits im letzten Jahr haben viele Unternehmer zugesagt, dass sie auch in diesem Jahr wieder an der Tour teilnehmen wollen und wir haben jetzt auch schon neue Anfragen von Betrieben, die neu hinzukommen. Wir werden wieder um die 120 Schüler mit auf Tour nehmen, denn wir wollen auf jeden Fall an der hohen Qualität unserer Tour festhalten und den Jugendlichen sehr gute Inhalte und Eindrücke bieten.

Anmelden ab dem 17. April

Tour Start ist nach den Pfingstferien. Eine Tour umfasst zwei Nachmittage, an denen insgesamt vier Betriebe besucht werden. An jeder Tour können maximal acht Schüler teilnehmen. Zielgruppe sind Jungs und Mädchen ab der 7. Schulklasse aller Schultypen.

Anmelden
Die Bewerbungsfrist läuft vom 17. bis zum 30. April. Formulare gibt es an allen Schulen oder unter www.zeig-dich-tour.de. Mehr Infos auch unter www.facebook.com/zeigdichtour oder bei Projektleiterin Corinna Benzel, Telefon 09561/514724, Mail: corinna.benzel@landkreis-coburg.de.

Partner
Die Federführung der "Zeig Dich!"-Tour liegt beim Coburger Landratsamt (Projekte "Zukunftscoach"/ "Mehr Aus-Bildung"); Partner sind die Wirtschaftsjunioren Coburg sowie die Junioren des Handwerks. Das Tageblatt unterstützt und begleitet die Aktion mit mehreren Berichten.