Die Lust auf neue Trends und neue Mode halten Christa Frind jung. Ihr Geschäft, das sie heute gemeinsam mit Tochter Kerolain führt, besteht seit 50 Jahren.
Es war der 11. November 1967, als an der Ecke Herrngasse/Grafengasse die erste Boutique Coburgs eröffnete. Christa Frind, die als junge Frau mutig den Schritt in die Selbstständigkeit gewagt hatte, kann sich noch genau erinnern: "Ich habe an diesem Tag eine dunkelblaue Strickjacke mit dunkelblauem Rock, eine weiße Bluse und eine blau-weiß gestreifte Krawatte verkauft." Ob sie damit zufrieden war? "Ja", sagt sie und lacht, "ich war happy, dass überhaupt jemand vorbeigekommen ist!" 50 Jahre später ist Christa Frind immer noch rundum glücklich und zufrieden. Aus der kleinen Boutique, die später in die Ketschengasse umzog, ist mittlerweile eines der angesehensten Modegeschäfte der Stadt. Ans Aufhören denkt Christa Frind deshalb auch noch lange nicht. Auf den Hinweis hin, dass sie es aber doch allemal verdient hätte, mit der Arbeit langsam etwas kürzer zu treten, schaut sie ihren Gesprächspartner ganz verwundert an: "Das ist doch keine Arbeit! Es ist eine schöne Sache, die mich erfreut!"
Coburger Tageblatt:Frau Frind, wie kamen Sie damals - 1967 - auf die Idee, eine eigene Boutique zu eröffnen?
Christa Frind: Ich hatte zunächst beim Modegeschäft Arendt, das damals noch in der Judengasse und später in der Spitalgasse war, eine Lehre zur Schauwerbegestalterin absolviert. Als ich damit fertig war, las ich in der Süddeutschen Zeitung die Annonce eines großen Modehauses in Heilbronn: Die suchten einen Schauwerbegestalter - allerdings einen männlichen. Ich habe mich aber trotzdem beworben. Zu den Vorstellungsgesprächen wurden 20 Männer und ich eingeladen - und ich wurde genommen! Als dann aus England die Idee von Boutiquen nach Deutschland kam, eröffnete auch das Heilbronner Modehaus eine solche Boutique - und sie wollten mich als Leiterin. Das war eine tolle Zeit! Eines Tages kam mir aber die Idee, dass ich das doch vielleicht auch selber kann. Und weil meine Familie weiterhin in
Coburg wohnte, begann ich zusammen mit meiner Schwester nach einem geeigneten Ladenlokal in Coburg zu suchen.
In einem Eckhaus in der Herrngasse, in der sich heute die Stadtbücherei befindet, wurden Sie fündig.
Christa Frind: Genau. Sieben Jahre lang war dort mein Geschäft. Dann erfolgte der Umzug in die Ketschengasse, zunächst in die Hausnummer 9. Zum 25-jährigen Bestehen ergab sich die Möglichkeit, drei Häuser weiter zu ziehen und das Haus Nummer 15 zu kaufen. Sehr viel geholfen hat mir dabei mein Mann Carl-Ludwig Fahrenholz. Wir waren ein tolles Team.
Wie hat sich der Modegeschmack in den vergangenen 50 Jahren verändert?
Christa Frind: Oh, total! Es gab immer wieder neue Richtungen und Strömungen, von Mini über Midi bis Maxi.
Welche dieser Richtung hat Ihnen persönlich am besten gefallen?
Christa Frind: Das kann man so gar nicht sagen. Mir gefiel zum Beispiel Maxi lange Zeit gut. Aber irgendwann hat man dann auch wieder Lust auf Veränderung und freut sich auf etwas Anderes. Man darf nicht stehen bleiben, das ganze Leben ist Veränderung.
Apropos: Viele Einzelhandelsgeschäfte, speziell auch im Textilbereich, haben in den vergangenen Jahren in Coburg schließen müssen - Sie nicht. Was ist Ihr Erfolgsrezept?
Christa Frind: Man muss mit Spannung alles Neue aufnehmen. Klar gab es auch für uns harte Zeiten. Aber inzwischen haben wir sehr viele Stammkunden, zum Teil auch von weither. Sehr wichtig ist, denke ich, die persönliche Beratung.
Wie beurteilen Sie die Entwicklung der Einkaufstadt Coburg?
Christa Frind: Coburg hat viel zu bieten - aber leider wird auch vieles schlechtgeredet. In der Vergangenheit ist aber auch viel falsch gemacht worden; zum Beispiel ist die Fußgängerzone viel zu groß. Mit der Entwicklung in der Ketschengasse bin ich aber sehr zufrieden. Als wir vor 43 Jahren hierher kamen, lag sie ja nahezu brach. Heute ist es für meinen Geschmack die beste und die schönste Straße. Sie hat sich gut entwickelt.
Tochter Kerolain Frind gesellt sich zum Gespräch hinzu. Sie war unter anderem in den Modehäusern Hirmer und Beck in München tätig. Inzwischen arbeitet sie seit mehr als 20 Jahren im gemeinsamen Geschäft.Haben Sie beide eigentlich denselben Modegeschmack?
Kerolain Frind: Denselben nicht - aber wir bevorzugen dieselbe Linie.
Wie sieht diese Linie aus?
Kerolain Frind: Hochwertige Mode. Bevorzugt von unverbrauchten Designern.
Christa Frind: Wir können nicht das anbieten, was es auch in Kaufhäusern gibt - da hätten wir keine Chance. Wir müssen anders sein, wir müssen voraus sein.
Deshalb sind Sie auch viel auf Messen unterwegs, um neue Trends und neue Designer aufzuspüren.
Kerolain Frind: Ja, wir gehen getrennt durch die Showrooms und besprechen anschließend die Kollektionen.
Christa Frind: Mir geht es bei Messen oft so, dass ich etwas sehe und mir denke: Mensch, darin würde die Frau Soundso gut aussehen.
Ihre Stammkunden sind Ihnen sehr wichtig.
Christa Frind: Eine Kundin aus der Schweiz hat mir einmal gesagt: Was ich bei Ihnen in einer Stunde finde, bekomme ich in Zürich nicht in drei Tagen.
Welche Pläne haben Sie?
Christa Frind: Weiter nach neuen Firmen und Designern suchen. Neugierig nach Neuem sein, wir haben gute Kontakte in der Modewelt.
Sie könnten es sich erlauben, mit der Arbeit etwas kürzerzutreten.
Christa Frind: Das ist doch keine Arbeit! Es ist eine schöne Sache, die mich erfreut und antreibt.
Kerolain Frind (
lächelt in Richtung ihrer Mutter): Sie lebt das!
Deshalb hat das Geschäft auch fast nie geschlossen?
Christa Frind: Das Geschäft war in den vergangenen 50 Jahren - mal abgesehen von ein paar Tagen, an denen Umbauten erfolgt sind - nie geschlossen. Nur dieses Jahr hatten wir wegen der Renovierung zwei Wochen zu. In diesen zwei Wochen waren wir gemeinsam vier Tage im Allgäu. Wir saßen beim Frühstück, und ich habe ganz besorgt gesagt: Du, Kero, der Laden ist zu!