Ein Stolperstein in Coburg für Edith Frank

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Samira Eberth und Tim Culmbacher legen ihre Rosen am Stolperstein für Edith Frank nieder. Foto: Helke Renner
Samira Eberth und Tim Culmbacher legen ihre Rosen am Stolperstein für Edith Frank nieder. Foto: Helke Renner

Das P-Seminar "Stolpersteine 2016/18" am Alexandrinum hat sich mit dem Schicksal einer ehemaligen Schülerin beschäftigt und eine Messingtafel verlegt.

Der letzte Satz von Celine Fechter, mit dem sie den spanischen Philosophen George Santayana zitiert, klingt wie ein Appell: "Projekte wie das unsere sollten auch zukünftig gefördert werden und dazu beitragen, dass der Nationalsozialismus nicht in Vergessenheit gerät, denn es ist wichtig, aus den Fehlern der Geschichte zu lernen und so ein Regime bereits in seiner Entstehung zu unterbinden." Es ist ein Satz, der das Anliegen der Projektarbeit des P-Seminars "Stolpersteine 2016/18" am Gymnasium Alexandrinum unter der Leitung von Yvonne Flach deutlich macht. Angeregt vom Fachbetreuer für Geschichte, Sozialkunde und Ethik, Winfried Bohley, hatten sich die Schüler mit dem Leben der Jüdin Edith Frank beschäftigt und ihr ein Denkmal in Form eines Stolpersteins vor dem Haupteingang ihrer Schule gesetzt.

Edith Frank hatte von 1931 bis 1935/36 das Alexandrinum, damals noch "Alexandrinenschule", besucht. Am 5. Dezember 1920 in Marktbreit (heute Kreis Kitzingen, Unterfranken) geboren, zog sie 1931 nach Coburg zu ihren Verwandten, um hier eine höhere Schule besuchen zu können. Mit 16 Jahren schickten ihre Eltern sie dann aber nach München an eine städtische Hauswirtschaftsschule, weil der Besuch einer staatlichen Schule in Coburg wegen des grassierenden Antisemitismus mittlerweile unmöglich geworden war.


Flucht in die USA

Im Dezember 1937 floh Edith Frank mit ihrer Familie per Schiff in die USA. Bis 1940 lebte sie in New York. Dort verliert sich ihre Spur. Auch nach monatelanger Recherche, unter anderem im Archiv der Gemeinde Marktbreit, in der Stadt Festus/Missouri, beim International Tracing Service und bei der Gedenkstätte Yad Vashem in Jerusalem, ist es den Schülern des P-Seminars bisher nicht gelungen, ihren weiteren Lebenslauf zu erforschen. Selbst die Erkenntnis, dass Edith Frank mit Ruth Forchheimer, der ein Stolperstein in der Bahnhofstraße gewidmet wurde, verwandt ist, brachte keine weiteren Erkenntnisse.

Dennoch, Schulleiter Herbert Brunner hält es für wichtig, dass junge Erwachsene heute "der dunklen Zeiten" in der Geschichte des Gymnasiums gedenken. Den Stolperstein sieht er als einen Stein des Anstoßes, denn diese Form des Gedenkens, die der Künstler Gunter Demnig vor etwa 25 Jahren initiiert hat, sei auch in Coburg nicht unumstritten. Aber: "Es ist hilfreich und gut, dass wir mitunter wachgerüttelt und in die Realität zurückgeholt werden und diese mit offenen Augen und wachen Sinnen wahrnehmen - beispielsweise durch einen Stein", stellt Herbert Brunner fest. Er erinnert daran, dass totalitäre Regime zu allen Zeiten ein besonderes Augenmerk auf ihren Einfluss an Schulen gelegt haben. In Diktaturen dienten Bildungseinrichtungen vor allem der weltanschaulichen Indoktrination, die "den Einzelnen nicht formen, sondern verformen, damit aber zugleich sein menschliches Antlitz entstellen."

Wie das im Nationalsozialismus aussah, haben die Schüler des P-Seminars erforscht. Der Schwerpunkt im Bereich Sprachen lag demnach auf der deutschen Muttersprache, Fremdsprachen hingegen wurden nahezu bedeutungslos. Die Naturwissenschaften orientierten sich an Wehrmachtsthemen, die Bereiche Gas- und Luftschutz sowie Versuche zu Kampfstoffen. Jüdische Schüler wurden Opfer von Verfolgung und Ausgrenzung. "Ein gewisser Teil der Schüler billigte den allgegenwärtigen Antisemitismus nicht vollkommen, viele von ihnen hielten ihn aber dennoch für entschuldbar, erklärlich und in sich logisch", erläutert Eric Dorn vom P-Seminar "Stolpersteine". Aus Angst vor Denunziation sei auch unter den Lehrern kaum Widerstand geleistet worden. Folgerichtig stellten die Alexandriner während ihrer Forschungsarbeit fest, dass in den Jahren 1931 bis 1935/36 außer Edith Frank nur eine weitere jüdische Schülerin die Alexandrinenschule besucht hatte: Ruth Forchheimer. Mit der Reichspogromnacht im November 1938 war es dann vorbei mit der Schulbildung für die Kinder jüdischer Familien. Es folgte eine Auswanderungswelle.


Vorstellung ihrer Ergebnisse bei einer kleinen Feier

Um der ehemaligen Schülerin Edith Frank in würdiger Form zu gedenken, gab es am Alexandrinum gestern eine kleine Feier. Die Schüler des P-Seminars stellten die Ergebnisse ihrer Forschungsarbeit vor, das Vokalensemble des Gymnasiums begleitete die Präsentation mit zwei Liedern in jiddischer Sprache und zum Abschluss wurden um den Stolperstein weiße Rosen in Form eines Davidsterns als Symbol des Judentums niedergelegt.