Herbert Schulz aus Neuses an den Eichen stellt mit regionalen Rohstoffen auch Whisky her. Damit bewegt er sich voll im Trend.
                           
          
           
   
          Wenn Herbert Schulz nach mehrjähriger Lagerung ein Whisky-Fass verkostet, ist das immer ein ganz besonderer Moment für ihn. "Man weiß nie genau, was am Ende herauskommt", weiß Schulz aus langer Erfahrung. Es könne durchaus mal sein, dass ein Jahrgang gar nichts werde. Oder ein voller Erfolg. Bei diesem Stichwort holt Schulz sein sechs Jahre im Eichenfass gereiftes Weizen-Destillat hervor und schüttet eine Versuchsportion ins Glas. "So gut, dass er jetzt schon ausverkauft ist", sagt Herbert Schulz nach der Probe.
Eigentlich ist die Familie Schulz über ihre Obstbrennerei bekannt geworden. Als Partner der Genussregionen (Oberfranken und Coburger Land) setzen sie voll auf die regionale Vermarktung - auch wenn der Whisky eigentlich eher ein internationales Produkt darstellt. Vor vier Jahren hat Herbert Schulz seinen ersten Whisky angeboten. Auf die Frage nach dem Warum, gibt sich der Schnapsbrenner pragmatisch und offen: "Man muss das verkaufen, was die Leute kaufen wollen." Und gerade beim deutschen Whisky sei es eben so, dass dieser inzwischen den Status des Geheimtipps schon lange hinter sich gelassen habe.
Drei Jahre muss ein Getreidebrand im Fass lagern, erst dann darf er als Whisky verkauft werden. Aber mit dem Fass kommen schon die ersten Probleme. Drei, vier Hersteller in der weiteren Region bringt Herbert Schulz auf Anhieb zusammen - "mehr gibt es auch nicht". Dabei könne man mit dem Fassmachen inzwischen schon wieder gut verdienen, weil die Schulzens nicht die einzigen Kleinbrenner sind, die Holzfässer für ihre edlen Tropfen brauchen. Die braune Farbe und den (je nach Fasstyp intensiven) Barrique-Geschmack wissen immer mehr Kunden zu schätzen. "Wir haben inzwischen fast jeden Obstbrand auch in dunkel", sagt Schulz, wobei er mit "dunkel" die fassgelagerte Version meint.
  
  Jetzt ist Geduld gefragt
 
Im Gegensatz zum Whisky müssen die fürs Coburger Land typischen Obstdestillate nicht lange im Holz reifen. Bei manchen Sorten würden nach Einschätzung des Obstbrenners ein paar Wochen ausreichen, er selbst setzt auf einen Zeitraum zwischen vier und zwölf Wochen. Ganz feine Sachen, wie eine alte Zwetschge, liegen auch mal ein Jahr im Fass. In der Branche kommen mit Bedacht verarbeitete Produkte gut an - erst vor kurzem ist ein Schulz-Apfelweinbrand aus dem Barriquefass vom Kleinbrennerverband mit einer Goldmedaille ausgezeichnet worden.
Dass die Vorräte beim fassgelagerten Weizendestillat so schnell zu Ende sein würden, hätte Herbert Schulz nie gedacht. "Aber wenn weg, dann weg", sagt sich der Spirituosenfachmann da. Jetzt ist erst einmal Geduld gefragt. Drei bis vier Jahre wird es dauern, bis bei der Obstbrennerei im Großheirather Gemeindeteil der nächste sechsjährige Whisky in den Regalen steht. Für seine Whisky-Serie hat sich Werner Schulz sogar einen Namen ausgedacht: "Nova sedes" (das Schulz locker als "Neusicher" übersetzt) steht von den edlen Bränden, zu denen auch ein vier Jahre gelagerter Malzbrand gehört. Beim Getreide halten es die Schulzens wie beim Obst: Der größte Teil der Rohstoffe stammt aus eigenem Anbau, der Rest von ausgewählten regionalen Partnern.
  
  Neue Gesetzeslage
 
Mit ein bisschen Sorge blickt die Familie Schulz dem 1. Januar 2018 entgegen. Dann fällt in Deutschland nach fast genau 100 Jahren das Branntweinmonopol. Was das heißt, erklärt Herbert Schulz: "Dann kann sich eigentlich jedermann eine Brennanlage kaufen." Naja - zumindest fast, weil die künftige Schnapsbrenner einen Bedarf anmelden müssen. Dafür genügt es allerdings schon, Eigentümer von anderthalb Hektar Obstbaumbestand oder drei Hektar Getreide zu sein. "Unsicher" werde die Zukunft auf jeden Fall, aber ganz so einfach ist es mit dem Brennen ja auch nicht. Schon gar nicht beim Whisky. Wer da mit der falschen Temperatur zu Werke geht oder den Stärkegehalt des Getreides nicht im Blick hat, der kann ganz schnell Schiffsbruch erleiden. Da wird der Whisky aus Neuses an den Eichen wohl so schnell keine Konkurrenz bekommen.