Ebersdorf: Nur so können Frankens Dorfläden überleben - Inhaberin spricht Klartext
Autor: Manuel Dietz
Ebersdorf, Mittwoch, 31. August 2022
Für sein preisgekröntes Buch "Tante Emma lebt – Zu Besuch in kleinen fränkischen Läden" besuchte der Autor Tommie Goerz 15 Tante-Emma-Läden in ganz Franken. inFranken.de sprach jetzt mit einer der Inhaberinnen über die Situation kleiner Dorfläden.
- Ebersdorf: Garnstadter Dorfladen im Kreis Coburg führt "sehr harten Kampf" ums Überleben
- "Ans Geld darf man da nicht denken": Dorfladen hält sich mit Herz und Leidenschaft über Wasser
- "Kann einfach nicht mehr machen": Inhaberin sieht klaren Grund für Scheitern vieler Dorfläden
- Das sind die schönsten Tante-Emma-Läden Frankens: Nostalgie-Buch als Tipp
Wie inFranken.de bereits berichtete, gab erst kürzlich ein weiterer Dorfladen in Franken bekannt, aufgrund finanzieller Probleme schließen zu müssen. Für die ländlichen Regionen stellt das stetige Aussterben solcher Möglichkeiten zur Nahversorgung zunehmend ein ernsthaftes Problem dar. Es gibt aber dennoch einige, die den widrigen Bedingungen trotzen und es mit viel Herz und Leidenschaft schaffen, sich irgendwie über Wasser zu halten. Für sein mittlerweile preisgekröntes Buch "Tante Emma lebt – Zu Besuch in kleinen fränkischen Läden" begab sich der Autor Tommie Goerz zusammen mit dem Fotografen Walther Appelt auf eine Reise durch ganz Franken und besuchte genau solche Läden. inFranken.de sprach jetzt mit der Inhaberin einer dieser Dorfläden.
Dorfladen-Inhaberin führt "harten Kampf" ums Überleben: mit Herz, Leidenschaft und erweitertem Konzept
"Es ist ein sehr harter Kampf", antwortet Stephanie Schubert, Inhaberin des Garnstadter Dorfladens in Ebersdorf bei Coburg auf die Frage, wie sie es denn schaffe, sich mit ihrem kleinen Laden über Wasser zu halten. Essenziell für das Überleben sei es demnach vor allem, sich "sehr breit aufzustellen", erklärt sie im Gespräch. So habe sie in ihrem Laden beispielsweise eine eigene Backstube. Das sei schon ein wesentlicher Unterschied zu vielen anderen Dorfläden. Darüber hinaus beliefere sie den Pausenverkauf der Schule in Ebersdorf und biete beispielsweise auch Frühstücks-Lieferungen an Firmen an. Ausgeliefert werde alles mit einem Lieferauto. Nicht nur im Hinblick auf die steigenden Energiepreise sei da der Kostenfaktor "immens hoch".
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"Ans Geld darf man da nicht denken", sagt Schubert. Warum sie dann trotzdem weitermacht? "Aus Spaß an der Freud' und wegen der Dorfgemeinschaft". Aber "irgendwann ist es mit der Liebhaberei dann auch vorbei", sagt sie. Als Tommie Goerz mit ihr für sein Buch gesprochen hatte, habe ihr Sohn noch ernsthaft mit dem Gedanken gespielt, den Laden weiterzuführen. Heute sehe das schon ein wenig anders aus. Ob er den Laden irgendwann einmal übernehmen wird, sei auf jeden Fall noch "mit Fragezeichen" behaftet und hinge von verschiedenen Faktoren ab.
Damit der Laden auch langfristig weiter bestehen könne, müsse sich nämlich etwas ändern. "Da muss eine ganz andere Resonanz kommen", sagt Schubert. Die Leute müssten einfach mehr und häufiger bei ihr einkaufen. "Wenn man das Geschäft nur nutzt, wenn man beim Einkaufen etwas vergessen hat, dann geht das nicht". Was das Angebot in ihrem Laden angeht, tue sie gerade schon alles, was ihr in der Größenordnung, in der sie sich mit ihrem Dorfladen bewege, möglich sei. "Ich kann einfach nicht mehr machen", erklärt sie.
"Muss die nächste Generation entscheiden": Automatenladen als mögliches Konzept für die Zukunft
Mit den Preisen der großen Supermarktketten könne sie nun mal leider nicht mithalten. Deshalb müsse irgendwann auch bei den Dorfbewohner*innen die Bereitschaft einsetzen, "trotz der 20 Cent mehr" bei ihr einzukaufen, wenn ihr Dorfladen langfristig überleben soll. Dass das Ganze einem solidarischen Akt seitens der Dorfbevölkerung gleichkommt, auf den sie nur wenig Einfluss hat, ist ihr indes bewusst.
Das Buch bei Amazon: 'Tante Emma lebt: Zu Besuch in kleinen fränkischen Läden' (Deutschlands schönstes Regionalbuch 2021)Für die Zukunft hält sie deshalb auch ein Konzept nach dem Vorbild der 24 Stunden-Automatenläden für eine Option. Die Automaten müsse man dann nur einmal täglich auffüllen und nicht ständig vor Ort sein. Dadurch sei man viel flexibler. Außerdem würden dadurch die hohen Personalkosten wegfallen, die ihr seit Kurzem durch den Anstieg des Mindestlohns noch zusätzlich zu schaffen machen. Solange sie den Laden führt, wird es ein solches Konzept aber wohl vorerst nicht geben. "Das muss dann die nächste Generation entscheiden", sagt sie im Gespräch mit inFranken.de. Bis es so weit ist, kämpft sie auch weiterhin mit viel Herzblut für das Überleben ihres kleinen Dorfladens.