So hält der Kabarettist Django Asül seinem Publikum im Coburger Kongresshaus den Spiegel vor. Dabei beleuchtet er nicht nur die große Politik, sondern auch kommunalpolitische Besonderheiten in der Vestestadt.
Alle Achtung. Der Mann kennt sich aus. Kommt zwar nur alle paar Jahre einmal aus dem fernen Niederbayern nach Coburg zu einem Auftritt im Kongresshaus - und hält dem Publikum dann doch einen satirisch gefärbten, aber beachtlich kenntnisreichen Kurzvortrag über die Stadtgeschichte. Django Asül und die Vestestadt - das ist eine kabarettistische Beziehung mit erkennbar positivem Entwicklungspotenzial.
Coburg als "liberale Avantgarde" Gut gefüllt der Festsaal im Kongresshaus am Rosengarten, freundlich gestimmt die Zuhörer, die gleich zu Beginn ihre Coburg-Lektion erhalten. Vom Mohren im Stadtwappen bis zur Finanzkraft der prominentesten großen Arbeitgeber zu Füßen der Veste - Django Asül zeigt sich gut informiert und verblüfft sein Publikum immer wieder nicht nur mit detailreichen Kenntnissen aus der Historie an den Gestaden der Itz. Verblüffend vielmehr auch seine Schlussfolgerungen, die er aus diesen Kenntnissen zieht.
Türkische Wurzeln Längst hat der bayerische Kabarettist mit türkischen Wurzeln seine probate Methode gefunden, um der abstrusen Wirklichkeit zu begegnen, ohne im Sarkasmus zu erstarren. Mit Schaum vor dem Mund auf unfähige Politiker schimpfen? Nicht mit Django Asül. Wo andere mit dem moralischen Zeigefinger fuchteln und ihr verbrieftes Recht auf den Besitz allein selig machender Wahrheit reklamieren, ballt Django Asül nicht die Hand zur Faust, sondern verdichtet die Worte zur fein ironisch gewürzten Pointe.
"Liberale Avantgarde" Selbst bittere Wahrheiten klingen bei ihm nie verbittert. Flugs lobt er den fortschrittlichen Geist Coburgs, kassiert dafür freundlichen Beifall aus dem Auditorium und liefert dann gleich ein Beispiel für die historische Vorreiterrolle Coburgs nach. Schließlich war die ehemalige Residenzstadt die erste Stadt, die einst Adolf Hitler zum Ehrenbürger erkor: "Das ist die liberale Avantgarde, die Coburg schon immer ausgezeichnet hat."
Stammtisch-Tonfall Django Asüls Methode der kabarettistischen Zubereitung der Wirklichkeit ist scheinbar einfach, funktioniert aber gut zwei Stunden lang ohne jede Ermüdungserscheinung. Mögen sich viele Kabarettisten-Kollegen auf das Parodieren bekannter Politiker verlegt haben - Django Asül spielt wahlweise mit dem Stammtisch-Tonfall oder Idiom türkischer Einwanderer in Deutschland. Seine niederbayerisch-türkische Biografie wird für ihn zum Freibrief, nach beiden Seiten satirisch auszuteilen, ohne sich vor dem Vorwurf fürchten zu müssen, politisch unkorrekt zu handeln.
Die Last der Einbürgerung Pointiert berichtet er von seinen Erfahrungen nach der Einbürgerung, erzählt von der rein physischen Plage beim Aufwachen nach der ersten Nacht als deutscher Staatsbürger. Dann das, was da bleischwer auf seinen Schultern lastet und ihn nachhaltig am Aufstehen hindert, man ahnt es längst, ist die historische Verantwortung.
"Ich habe das Deutschwerden sauber unterschätzt", stöhnt Django Asül mit gespielter Verzweiflung und beschreibt die anatomischen Grundvoraussetzungen für gesundheitlich unbedenkliches Deutschsein so: "Als Deutscher müssen Sie schmerzfrei nicken können."
Stationen einer Kabarettisten-Karriere Django Asül, 1972 in Deggendorf geboren, absolvierte zunächst eine Ausbildung als Bankkaufmann und Tennislehrer und begann seine kabarettistische Karriere 1996 mit dem Programm "Hämokratie". Rasch folgten diverse TV-Auftritte - von der "Harald Schmidt Show" über "Scheibenwischer" bis "Ottis Schlachthof". Sein zweites Soloprogramm "Autark" wurde 2001 im Bayerischen Fernsehen gezeigt. Seine Rede beim Starkbieranstich auf dem Nockherberg bescherte ihm 2007 eine veritablen Skandal. Im Oktober 2007 strahlte die ARD Asüls Reportage "Djangos Reise - Asül bei den Türken" aus, in der er einen satirischen Einblick in die Lebenswelten Berliner und Istanbuler Türken gab. 2009 folgte die erste eigene TV-Sendung: "Asül für Alle". Django Asül wurde bereits mit einer Reihe von Preisen bedacht, darunter mit dem Ravensbu rger Kupferle und dem Bayerischen Kabarettpreis.
Coburg-Gastspiel Django Asül gastierte zuletzt im Februar 2009 im Coburger Kongresshaus Rosengarten.