Beim Stallgespräch des BBV-Kreisverbandes gestern in Weidhausen wehrten sich die Bauern gegen das geplante Mercosur-Handelsabkommen.
Das Stallgespräch des BBV-Kreisverbandes fand im Kälber- und Fresseraufzuchtbetrieb von Edith und Manfred Fleischmann statt. Seniorchef Manfred Fleischmann nennt seinen vor rund 40 Jahren gegründeten und auf Fresseraufzucht spezialisierten Betrieb einen "Kindergarten für Bullenkälber". Von 80 nehmen diese auf rund 220 Kilogramm zu. Die kleinen Bullen kommen von Milchviehbetrieben aus der Region, maximal aus einem Umkreis von 40 Kilometern, und haben laut Fleischmann keinen großen Transportstress. Vermarktet werden die Tiere nach dreieinhalb bis vier Monaten über die Erzeugergemeinschaft Franken nur innerhalb von Bayern.
Das Futter, erklärt Juniorchef Volker Fleischmann, wird zum großen Teil selbst erzeugt. Dazu werden 93 Hektar Ackerland und sieben Hektar Grünland bewirtschaftet. Zugekauft werden müssen Milchpulver, Raps und Sojaschrot. Und darin liegt schon eines der Probleme der Landwirte: Der Rapsanbau in Deutschland ist um 40 Prozent zurückgegangen. Ohne Schädlingsbekämpfung, meint Vizekreisobmann Wolfgang Schultheiß, könne Raps nicht mehr rentabel angebaut werden. Die Landwirte reduzierten den Anbau.
Was bedeutet das Abkommen?
"Da hat die Forschung bei den Sorten versagt", moniert Kreisobmann Martin Flohrschütz.
Beim Stallgespräch des BBV-Kreisverbandes ging es auch um das geplante Handelsabkommen mit den Mercosur-Staaten Brasilien, Argentinien, Paraquay und Uruquay, das einen schrittweisen Wegfall von 91 Prozent der Zölle auf Waren beinhaltet. Unter anderem sieht das Abkommen ein zollreduziertes Kontingent von 99 000 Tonnen Rindfleisch aus Südamerika vor. Dabei würde, wie Flohrschütz sagt, die dort gängige Praxis Landwirte hierzulande ins Gefängnis bringen: "Man schert sich in diesen Ländern einen Dreck drum, wie viel Nitrat durch die Rinderproduktion oder den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln ins Grundwasser kommt." Die Landwirte sehen in Mercosur eine klare Wettbewerbsverzerrung, fordern weltweit faire Bedingungen und plädieren für regionale Kreisläufe und Produkte. "Gegessen wir Zuhause" heißt die Kampagne des BBV.
Vor schwieriger Entscheidung
Rund 500 Tiere zählt der Aufzuchtbetrieb Fleischmann. Alle 14 Tage werden 50 bis 60 Bullenkälber gekauft, die in voll klimatisierten Ställen aufgezogen werden. Pro Jahr sind das um die 1300 Fresser, die vermarktet werden. Dazu kommen 50 Bullenmastplätze. "Gesund müssen unsere Tiere sein", sagt Manfred Fleischmann. Darauf werde großer Wert gelegt, weil die Tiere das Kapital des Hofes seien.
Der Bullenstall, sagt Volker Fleischmann, sei sanierungsbedürftig. Um die 170 000 Euro, schätzt er, müssten bei all den Auflagen investiert werden. "Eine schwierige Entscheidung in Zeiten, wo die Vorzeichen für die Landwirtschaft nicht gut stehen." Die spezialisierte Jungstieraufzucht für Bullenkälber ist in Bayern rückläufig. Umso wichtiger, sagt Flohrschütz, sei es, dem bäuerlichen Berufsstand die ihm zustehende Wertschätzung entgegenzubringen und dem Verbraucher klarzumachen, was regionale Kreisläufe und Lebensmittel bedeuten.