Die Pazdera AG verkleidet und bedacht Gebäude in der ganzen Welt. Firmengründer Michael Pazdera arbeitete früher für die Firma Trostdorf und übernahm 1995 als Selbstständiger seinen früheren Arbeitgeber. Inzwischen gehört die Pazdera AG zu den Großen auf dem Markt für Fassaden.
Manchmal sieht Michael Pazdera eine "seiner" Fassaden im Fernsehen. Zum Beispiel, wenn sich im Vorspann der alten Folgen von "Ein Fall für zwei" Hermann Josef Matula an einem Bürohaus abseilt. Die Glasfassade ist "made in Coburg", der Büroturm steht in Frankfurt.
Glas-Metall-Fassaden aus Coburg finden sich auf der ganzen Welt. Die aktuellen Projekte: der Hotel-Apartmentturm "Cloud No. 7" in der Stuttgarter Innenstadt und der Apple Store in Almaty (Kasachstan). In der Werkhalle im Hinteren Floßanger ist ein Stück Musterfassade für ein Projekt in Frankfurt aufgebaut, und eine Halle weiter experimentieren Pazderas Leute mit einem Stück Stadionfassade, das vielleicht in Essen installiert wird. Das Dach fürs Stadion hat die Pazdera-AG bereits 2012 geliefert: Eine selbst entwickelte Konstruktion aus Aluminium-Lochblech und Polycarbonat, die genug Licht durchlässt für den Rasen und komplett begehbar ist. "So etwas gab es bislang nicht", sagt Jan Pazdera, der jüngere der beiden Söhne, die ins väterliche Geschäft eingestiegen sind, Jan als Bauingenieur, Oliver als Betriebswirt. Für das Dach erhielt die Pazdera AG 2015 den Erfinder- und Designpreis der Handwerkskammer Oberfranken, der bei den Coburger Designtagen vergeben wurde.
Vom Angestellten...
Schon Michael Pazdera ist mit und in einem Betrieb großgeworden: Vater Josef Pazdera betrieb die Radiofabrik "Padora" in Ketschendorf. "Nach dem Krieg hat er bei der US-Armee die Motoren organisiert, mit denen Kaeser seine ersten Kompressoren gebaut hat", sagt Michael Pazdera.
Er selbst hat als Angestellter angefangen, Technischer Zeichner gelernt und später die Techniker-Ausbildung gemacht. Unter anderem arbeitete er für die Coburger Firma Trostdorf. Anfang der 90er Jahre machte er sich selbstständig und gründete einen Handwerksbetrieb für Metallbau. Leicht machte es ihm die Handwerkskammer nicht, denn Pazdera hatte keinen Meistertitel. Den braucht man aber, wenn man ein Handwerksunternehmen führen will. Pazdera baute sein Unternehmen auf und machte nebenbei die Prüfung.
Seine Geschäftsphilosophie beschreibt Pazdera zum einen als kundenorientiert: Es werde versucht, für jeden eine maßgeschneiderte Lösung zu finden. Aber "wir laufen nicht jedem Kunden hinterher. Wir machen nicht alles um jeden Preis. Aber was wir machen, machen wir so gut, das uns die Kunden eigentlich nicht mehr sehen." Zum Beispiel die Fassade an der Zentrale eines Energieversorgers in Essen. Ein 45-Millionen-Euro-Projekt sei das gewesen, "und wir hatten nicht einen Mangel".
... zum Chef
Die Philosophie scheint erfolgreich zu sein: Pazdera, der als Selbstständiger zunächst kleinere Kunden belieferte, erhielt immer größere Aufträge. Das Unternehmen wuchs, und 1995 "hat man mich gebeten, Trostdorf zu übernehmen". Deshalb residiert nun die Pazdera AG in den ehemaligen Trostdorf-Hallen am Hinteren Floßanger. 2001 kaufte Pazdera außerdem die Thierron Fassadensysteme in Naila.
Museen und Bürotürme
Glas, Stahl und Aluminium verbaut die Pazdera AG in ihren Fassaden. Daneben liefert sie Dachkonstruktionen, Fenster, Türen oder Maschinenverkleidungen. Weil Häuser immer weniger Energie verbrauchen dürfen, werden die Aufgaben immer anspruchsvoller, sagt Pazdera. "Wir bauen Fassaden mit einer gewissen Intelligenz." Fassaden, die im Sommer die Häuser kühlen und im Winter die Wärme drin lassen. Meist gibt es dafür keine Standardlösungen, und an der Entwicklung der Fassadenteile arbeitet ein ganzes Team.
Die Aufträge kommen aus der ganzen Welt, die Herstellung der Hightech-Fassaden geschieht im eigenen Haus. "Für Seattle waren sieben Programmierer ein Jahr beschäftigt", erzählt Michael Pazdera. Die Teile für die Fassade der Zentralbibliothek in Seattle seien so genau aufeinander abgestimmt, das die Abweichungen im Millimeterbereich lägen. Und: Den Auftrag habe Pazdera erst nach zwei Jahren Verzögerung erhalten, "weil andere daran scheiterten".
Rund 300 Menschen beschäftigt die Pazdera AG an ihren beiden Standorten in Coburg und Naila, 300 weitere hängen indirekt von dem Metallbauunternehmen ab, wie Pazdera Senior sagt. Das Auftragsportfolio klingt eindrucksvoll: Folkwang-Museum Essen, Finanzministerium Berlin, die Fassade des Wälzlagerherstellers SKF in Schweinfurt. Die Pazdera AG sanierte die "größte Werbefläche Europas", wie Jan Pazdera nicht ohne Stolz anmerkt.