Die Sturzfluten vom Juni 2013 in Coburg sind unvergessen

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8. Juni 2013: Nach sintflutartigem Regen steht das Weichengereuth unter Wasser. Vom Freistaat Bayern bezuschusste Gutachten zum Sturzfluten- und Risikomanagement sollen Handlungsempfehlungen dagegen erarbeiten. Foto: Christoph Winter (Archiv)
8. Juni 2013: Nach sintflutartigem Regen steht das Weichengereuth unter Wasser. Vom Freistaat Bayern bezuschusste Gutachten zum Sturzfluten- und Risikomanagement sollen Handlungsempfehlungen dagegen erarbeiten. Foto: Christoph Winter (Archiv)
Im nächsten Jahr wird die Brücke in der Rodacher Straße über die Lauter durch einen Neubau ersetzt. Die Brücke, vermutlich um 1800 gebaut, hat massive Schäden. Sieben Monat wird die Rodacher Straße für den Fahrverkehr gesperrt sein, Fußgänger können über einen Behelfssteg ausweichen. Foto: Christoph Winter (Archiv)
Im nächsten Jahr wird die Brücke in der Rodacher Straße über die Lauter durch einen Neubau ersetzt. Die Brücke, vermutlich um 1800 gebaut, hat massive Schäden. Sieben Monat wird die Rodacher Straße für den Fahrverkehr gesperrt sein, Fußgänger können über einen Behelfssteg ausweichen. Foto: Christoph Winter (Archiv)
 

Durch die Aufnahme in ein Förderprogramm werden für Coburg Gutachten und Empfehlungen bei Sturzfluten erstellt und die Stadt dabei finanziell unterstützt.

Mit Überflutungen befasste sich der Bau- und Umweltsenat Coburg in seiner Sitzung am Mittwoch anlässlich des Punktes Sonderförderprogramm "kommunales Sturzfluten- und Risikomanagement". Dahinter verbergen sich Untersuchungen über die Folgen und Vorkehrungen bei heftigen, sintflutartigen Regenfällen.

Es geschieht am 8. Juni des Jahrs 2013: Über Coburg regnet es an diesem Nachmittag wie aus Eimern und Kübeln. Das Weichengereuth steht unter Wasser, dort fahren Kinder mit dem Schlauchboot und Luftmatratzen auf der überfluteten Straße; die Leopoldstraße hinunter wälzt sich ein fast knietiefes schlammiges Wildwasser; in Creidlitz ist die Hauptstraße fast knietief überflutet, eine Frau rettet die Feuerwehr in letzter Minute aus dem vollgelaufenen Keller; Bäche treten über ihre Ufer; Keller laufen voll; Geröll und Schlamm schwemmen auf Straßen und Wege. Nach etwa einer Stunde ist der Spuk vorbei, die Sonne scheint wieder, die Schäden bleiben zurück.

Aufnahme in Förderprogramm

Solche Starkregenereignisse sind in den vergangenen Jahren häufiger geworden. Die Staatsregierung will mit diesem Sonderprogramm Konzepte fördern, damit Städte und Gemeinden solchen Sturzfluten besser begegnen können und die Schäden geringer ausfallen. Der Bau- und Umweltsenat beauftragte die Stadtverwaltung am Mittwoch, sich in die Aufnahme in das Förderprogramm zu bemühen. Damit werden nur Gutachten und Handlungsempfehlungen erstellt und die Kommunen werden dabei mit drei Viertel der Kosten, maximal 150 000 Euro, unterstützt. Immerhin kostet solch ein Gutachten rund 200 000 Euro. Ziel des Konzeptes ist zunächst der alleinige Kenntnisgewinn.

Die Referentenrunde der Stadtverwaltung diskutierte die Angelegenheit bereits im Februar. Weil nur Risiko-Gebiete definiert würden, aber kein wirklicher Schutz vor Sturzfluten entstehe, sah man die Sache skeptisch. Petra Schneider (SPD) stellte am Mittwoch in der Sitzung des Bau- und Umweltsenats die Sinnfrage nach solch reiner Ursachenforschung. "Nur erklärt zu bekommen, was ein Starkregen ist, reicht nicht." Nach den Worten von Stadtplaner Karl Baier sind Creidlitz, die B 4 im Weichengereuth und der Hofgarten und in der Folge die Leopoldstraße bei Starkregen die neuralgischen Punkte in Coburg. Genau diese Stellen wollte Petra Schneider untersucht haben. Allgemeinplätze lehnte sie ab und stimmte folglich dagegen. Währenddessen waren sich Wolfgang Weiß (Bündnis 90/Die Grünen), Max Beyersdorf (CSU), Andreas Gering (SPD) und Hans-Heinrich-Ulmann (CSB) einig, dass angesichts des Klimawandels sintflutartige Regenfälle häufiger werden und die Stadt vorbereitet sein müsse.

Nicht Sanierung, sondern Neubau

In der Rodacher Straße gibt es vor der Einmündung in den Röstenweg eine Brücke über die Lauter. Tatsächlich fällt das Sandsteingewölbe den Autofahrern kaum auf. Die Brücke, die vermutlich um 1800 gebaut wurde, weist umfangreiche Schäden auf. Auf der vierstufigen Bewertungsskala für Brücken haben die Bögen des Sandsteingewölbes die Note 3,5 (ungenügend) erhalten, die in der jüngeren Vergangenheit darauf gelegte Stahlbetonplatte zur Verbreiterung der Fahrbahn wurde mit 2,8 (ausreichend) bewertet. Das bedeutet, die Standsicherheit ist nicht mehr gegeben. Neben den Bauschäden ist der Abfluss von Hochwasser nicht gewährleistet, so dass die Brücke für insgesamt knapp 1,2 Millionen Euro neu gebaut wird. 800 000 Euro beträgt der Kostenanteil der Stadt, den Rest übernimmt wegen des Hochwasserschutzes das staatliche Wasserwirtschaftsamt. Sieben Monate - solange dauern die Bauarbeiten - wird die Rodacher Straße im nächsten Jahr ganz gesperrt sein. Für Fußgänger wird ein Behelfssteg errichtet. Der Fahrverkehr wird über die Callenberger Straße umgeleitet.

Der Bau- und Umweltsenat stimmte am Mittwoch dem Vorhaben zu. Bereits im November vor zwei Jahren hatten sich der Bau- sowie der Finanzsenat mit der Brücke beschäftigt. Wegen des nicht ausreichend stabilen Untergrundes empfiehlt ein Gutachten die Gründung der neuen Brücke auf Bohrpfählen, die mindestens fünf Meter in die Tiefe reichen und einen Durchmesser von 60 Zentimeter haben müssen. Unter der neuen Brücke wird die Lauter "geteilt", die Sohle des Lauter-Flutkanals wird tiefer gelegt und eine Uferstützwand unterhalb der Brücke gebaut. So kann mehr Wasser abfließen.

Über diese Brücke fahren täglich rund 11 000 Fahrzeuge, etwas mehr als 500 davon sind schwere Lkw. Eigentlich wollte die Stadt die Brücke in der Rodacher Straße schon eher austauschen und hatte insgeheim auf die Fertigstellung der neuen Staatsstraße von Neuses in Richtung Bad Rodach gehofft. Das hätte die Umleitungsstrecke durch die Callenberger Straße entlastet.

Stellungnahme zum Gewerbegebiet von Rödental "An der A 73"

Das Rödentaler Gewerbegebiet "An der A 73" bereitet der Stadtverwaltung von Coburg nach wie vor Kopfschmerzen - es sei zu groß und die Ausdehnung der Verkaufsflächen für die verschiedenen Sortimente seien nicht exakt festgeschrieben. In der Sitzung des Bau- und Umweltsenates am Mittwoch wurde eine Stellungnahme zu den Rödentaler Plänen verabschiedet. Elf Bebauungspläne werden in der Nachbarstadt zu einem zusammengefasst, der größte Teil des 42 Hektar großen Gewerbegebietes ist bereits bebaut.

In der Stellungnahme aus dem Coburger Rathaus heißt es, "der Vergleich der Verkaufsflächen zeigt ein extremes Missverhältnis zwischen dem zentralen Versorgungsbereich und Handelsstandort Coburg und lässt daher eine erhebliche Schwächung und Gefährdung des Handelsstandortes Coburg erwarten". Moniert wird weiter, dass die gesamte Verkaufsfläche sich vergrößert und etwa 23 000 Quadratmeter umfasst. Darin nicht enthalten sei die Verkaufsfläche "Möbelmarkt". "Dies stellt eine Erhöhung der maximal zulässigen Verkaufsflächen gegenüber dem Bebauungsplan-Vorentwurfs vom 12. Dezember 2016 um etwa 1750 Quadratmeter dar."

Die innenstadtrelevanten Sortimente Textilien und Schuhe würden sich in Rödental auf etwa 12 000 Quadratmetern finden, haben die vestestädtischen Mitarbeiter aufgerechnet. Im gesamten Gebiet des Oberzentrums Coburg sei hingegen eine Gesamtverkaufsfläche von etwa 20 500 Quadratmetern in den Kategorien Bekleidung und Schuhe einschließlich Lederwaren vorhanden. Innenstadtrelevante Sortimente sollten in Rödental nicht angeboten werden.

Andere Sichtweise in Rödental

Während die Coburger Stadtverwaltung unter anderem Verträglichkeitsgutachten von der Nachbarstadt einfordert, sieht man im Rödentaler Rathaus die Angelegenheit naturgemäß anders. Nach einem einmütig gefassten Beschluss des Rödentaler Stadtrates vom August vergangenen Jahres basieren alle Planungen auf den Vorgaben der Landesplanung und Raumordnung. Weitergehende Gutachten seien nicht nötig.

SPD-Stadträtin Petra Schneider wollte sich zwar darüber nicht wieder aufregen, schließlich aber war ihr Blutdruck doch gestiegen. "Bei der Lauterer Höhe hat uns die Regierung von Oberfranken detaillierte Vorgaben gemacht und Coburg gegängelt. In Rödental kann man machen, was man will", echauffierte sie sich. Sie verlangt kategorisch von der Bezirksregierung Auskunft über diese Ungleichbehandlung.

Stadtraumgestaltung Reithalle / Leopoldstraße

Die Neugestaltung der Umgebung der Reithalle und des Studentenwohnheimes "Otto Waldrich" sowie die Platzgestaltung der Wettiner Anlage werden neu ausgeschrieben. Baureferentin und Bürgermeisterin Birgit Weber informierte darüber den Bau und Umweltsenat am Mittwoch. Im Juli dieses Jahres hatte die Wohnbau der Stadt die Bauarbeiten angeboten. Genau eine Baufirma reagierte und deren Angebot lag 67 Prozent über den geschätzten Kosten. Bei vielen Positionen seien "unangemessen hohe Preise" verlangt worden", so Ullrich Pfuhlmann von der Wohnbau. Die Arbeiten werden nun im Winterhalbjahr erneut ausgeschrieben, "da erfahrungsgemäß dann mit mehr Interesse von Seiten der Baufirmen und besseren Ergebnissen zu rechnen ist".

Freianlagen Bildungshaus Lutherschule

Nachbessern heißt es für die Planer beim Bildungshaus Lutherschule. Die Gestaltung der Freiflächen zwischen der Lutherschule und dem Ernstplatz waren dem Bau- und Umweltsenat am Mittwoch zu üppig und zu teuer. Auf der Kostenberechnung des Planungsbüros standen am Ende knapp 950 000 Euro brutto. Nachdem sich mannigfaltige Kritik quer durch den Senat zog, setzte man das Thema ab.

Auf dem früheren Pausenhof der Lutherschule sollen Spiel- und Beschäftigungsmöglichkeiten für die rund 60 Kinder der Kindertagesstätte entstehen, ebenso wie für die etwa 100 Grundschüler. Mehr Platz ist für die größere Kinderzahl nötig. Geplant sind ein Verkehrsgarten, Hochbeete, Spielflächen und -geräte, eine Kletterwand und Maltafel, Hochbeete, Rutsche, Weidenhäuschen, ein Sandkasten sowie ein Bodentrampolin und eine Nestschaukel. Für die Spielgeräte war ein Gerätehaus vorgesehen und parallel zur Goethestraße sollte eine eventuell hölzerne 2,50 Meter hohe Lärmschutzwand stehen. Davor und dahinter hatten die Planer Büsche und Bäumchen platziert. Wie Planer Sandro Schaffner erklärte, habe die Regierung in Bayreuth mehr Spielgeräte gerade für die kleinen Kinder gefordert. Das sei in der Kindertagesstätte auf Beifall gestoßen.

Die Mitglieder des Bau- und Umweltsenats störten sich an Details. Etwa am Wasserspielgerät aus Edelstahl für 16 000 Euro, den Hochbeeten und auch an der Lärmschutzwand. "Die kommt mir da nicht hin", ereiferte sich CSB-Stadtrat Hans-Heinrich Ulmann. Es sei auch widersinnig, den vorhandenen Platz voll zu stellen. Für SPD-Stadträtin Petra Schneider fehlt eine Grundlage der Lärmschutzwand. Geplant sei einerseits, die Goethestraße auf zwei Fahrspuren zu verengen, zum anderen sei doch die Höchstgeschwindigkeit bei Schulen auf 30 Stundenkilometer beschränkt. "Brauchen wir dann diese Wand?" Immerhin sind 51 000 Euro netto dafür im Kostenverzeichnis aufgelistet. Der Lärmschutz müsse daher neu berechnet werden.

Widerspruch riefen auch die sieben Stellplätze am Pausenhof des Bildungshauses in der Straße "Ernstplatz" mit eigenem Wendeplatz hervor. Zwei Autos könnten sich dort nicht begegnen, und Pkw in eine Sackgasse zu lotsen, sei keine Lösung, wurde moniert. Sollten die Stellplätze gebaut werden, dürften sie nicht bei den Kosten für den Pausenhof des Bildungshauses verbucht werden.