Die Stadt Coburg führt nun auch die Ehrenamtskarte ein

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So sieht sie aus, die Ehrenamtskarte. Foto: Barbara Herbst
So sieht sie aus, die Ehrenamtskarte. Foto: Barbara Herbst

Zweimal lehnten sie der Sozialsenat und der Stadtrat ab, am 1. Juli soll die Karte in der Stadt eingeführt werden. Anträge sind schon jetzt möglich.

Zum 1. Juli soll die bayerische Ehrenamtskarte in der Stadt eingeführt werden. Das beschlossen die Mitglieder des Sozialsenats bei ihrer jüngsten Sitzung einstimmig. Die Karte ermöglicht überdurchschnittlich in der Gesellschaft engagierten Personen Preisnachlässe und Vergünstigungen bei Einrichtungen des Freistaates Bayern, seinen Schlössern, Museen und der Seenschifffahrt sowie bei teilnehmenden kommunalen Einrichtungen und Gewerbetreibenden aus der privaten Wirtschaft. Ausnahmen: die Veste Coburg, die Rosenburg, die Festungsruine Rothenberg, die städtischen Museen auf der Plassenburg Kulmbach und der Burg zu Burghausen, das Mainfränkische Museum auf der Festung Marienberg in Würzburg sowie die Alte Hofhaltung Bamberg. "Da müssen wir mit den Verantwortlichen wohl noch einmal reden", sagt Dritter Bürgermeister Thomas Nowak (SPD) lächelnd - vor allem in Bezug auf die Veste.

Zweimal wurde in Coburg schon Anlauf genommen, die Ehrenamtskarte einzuführen. 2012 stellte die Freie Wählergemeinschaft einen entsprechenden Antrag, 2015 die SBC-Fraktion. Beide Anträge wurden abgelehnt. Die Begründung: Der Bayerische Städtetag hatte den Städten empfohlen, diese den Kommunen übertragene Aufgabe ohne vollständige Kostenübernahme des Freistaates abzulehnen. Nicht alle hielten sich an diese Empfehlung, und so kam es, dass am Ende nur die Coburg und Erlangen sowie der Landkreis Rhön-Grabfeld die Ehrenamtskarte nicht eingeführt hatten.


"Die Bedingungen haben sich geändert"

Das soll nun anders werden. "Die Bedingungen haben sich geändert, jetzt kann auch die Stadt zustimmen", erläuterte der Dritte Bürgermeister Thomas Nowak (SPD). Zwei unterschiedliche Karten gibt es. Da ist zum einen die blaue Ehrenamtskarte, die drei Jahre gültig ist. Diese erhalten Personen ab 16 Jahren. Und es gibt die goldene Ehrenamtskarte, die unbegrenzt gültig ist. Erhalten können sie Inhaber des Ehrenzeichens des Ministerpräsidenten, Feuerwehrdienstleistende und Einsatzkräfte im Rettungsdienst und in sonstigen Einheiten des Katastrophenschutzes, die eine Dienstzeitauszeichnung nach dem Feuerwehr- und Hilfsorganisationen-Ehrenzeichengesetz (FwHOEzG) haben, Ehrenamtliche, die nachweislich mindestens 25 Jahre mindesten fünf Stunden pro Woche oder 250 Stunden pro Jahr ehrenamtlich tätig waren.

Demnächst werde es auf der Homepage der Stadt eine spezielle Seite mit den notwendigen Vordrucken geben. Wann sie steht, werde bekanntgegeben, teilt Sozialamtsleiter Peter Schubert mit. Zuständig für die Ehrenamtskarte ist die Kontaktstelle Ehrenamt im Haus Sozial Aktiv. Auch dort können Anträge gestellt werden. Außerdem übernimmt die Kontaktstelle eine beratende Funktion. Zum 1. Juli gibt es dann die bayernweit gültige Ehrenamtskarte in Coburg, sie kann aber schon jetzt beantragt werden. Damit werde die Ungleichbehandlung der ehrenamtlich Tätigen in der Stadt und im Landkreis aufgehoben, stellte Thomas Nowak fest.


Jobcenter betreut weniger Langzeitarbeitslose

"Das ist richtig gut, was wir hier haben", sagte Dritter Bürgermeister Thomas Nowak (SPD), nachdem der Geschäftsführer des Jobcenters Coburg Stadt, Frank Bittel, dem Sozialsenat seinen Jahresbericht vorgelegt hatte. Darin geht es vor allem darum, dass sich die Zahl der Arbeitslosen im Rechtskreis des SGB II und III in der Stadt mit Frühlingsbeginn auf aktuell 1105 Personen reduziert hat. Das entspricht einer Quote von 4,9 Prozent.
Im Berichtsmonat Dezember 2016 waren es noch 1933 Erwerbslose. Im Gegenzug stieg die Anzahl der Arbeitsplatzangebote auf 763 - 185 mehr als im März des zurückliegenden Jahres. Und das trotz der Herausforderungen, die sich durch die Integration von Geflüchteten ergeben haben.


Der Bund hilft

"Wir legen den Schwerpunkt auf die Vermeidung von Langzeitarbeitslosigkeit", erläuterte Frank Bittel. Dabei behilflich seien unter anderem zwei Bundesprogramme, um die sich das Jobcenter Coburg Stadt beworben und für die es den Zuschlag bekommen hat. Das eine ermöglicht hohe Lohnkostenzuschüsse, die Arbeitgebern gewährt werden können, wenn sie langzeitarbeitslose Frauen und Männer einstellen.
Das andere, die soziale Teilhabe, gibt Menschen, die sich bereits weit vom Arbeitsmarkt entfernt haben, die Chance, sich in die Gesellschaft einzubringen, um damit die Möglichkeit auf einen Einstieg in den ersten Arbeitsmarkt zu verbessern. Das Ergebnis: ein starker Rückgang bei der Zahl der deutschen Leistungsberechtigten.
Auch bei der Bearbeitung von Neuanträgen könne das Jobcenter punkten, stellte Frank Bittel fest. Mit vier Tagen Bearbeitungszeit liege es auf einem Spitzenplatz. Das habe unter anderem auch mit der Einführung der elektronischen Akte zu tun, die derzeit laufe.


Rasche Grundsicherung

Zum Kerngeschäft des Jobcenters gehören aber auch die in der Stadt lebenden Flüchtlinge. Im März 2017 waren 331 erwerbsfähige geflüchtete Personen registriert. 73 Prozent kommen aus Syrien. Der Rest aus Afghanistan, Eritrea, Irak, Iran, Nigeria, Pakistan und Somalia. "75 Prozent sind unter 35 Jahren, in der letzten Zeit hat aber die Zahl der 41- bis 50-Jährigen zugenommen", sagt Frank Bittel. Bei deren Eingliederung gehe es in erster Linie um eine rasche Grundsicherung. Deshalb sei am Jobcenter ein "Flucht-Team" installiert worden. Daneben laufen elf Integrationskurse, zwei Elternkurse für Frauen, bei denen eine Kinderbetreuung angeboten wird, sowie sechs Alphabetisierungskurse.

In Zusammenarbeit mit der VHS wurde die Stelle eines Jobbegleiters als Angebot für die Arbeitgeber geschaffen. Eine Mitarbeiterin des Jobcenters spricht arabisch und kann als Dolmetscherin eingesetzt werden - zum Beispiel bei den Gruppeninformationsveranstaltungen, die zusammen mit der Migrationsberatung angeboten werden. Dort geht es unter anderem um die Einkommensberechnung, deutsche Arbeitskultur, das Einhalten von Terminen, um Pünktlichkeit und mögliche Sanktionen. Auch eine Schuldnerberatung gehört dazu.

Ging es 2016 bei den Geflüchteten in erster Linie noch um Spracherwerb, so werde in diesem Jahr der Fokus vor allem auf die Integration in den Arbeitsmarkt gelegt, erläutert Frank Bittel. Dafür gibt es Praktika bei Arbeitgebern und assistierte Vorstellungsgespräche.

"Diese Bilanz ist vorzeigbar", urteilt Thomas Nowak, "das gelingt uns aber auch durch eine starke Wirtschaft."