Die sagenumwobene "Mäuskirche" von Weitramsdorf

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Dieser besondere Stein mit drei Löchern wurde gestohlen. Foto: Lothar Weidner
Dieser besondere Stein mit drei Löchern wurde gestohlen.  Foto: Lothar Weidner
Edgar Keller ist derjenige Weitramsdorfer, der sich vehement um die Wiederbeschaffung des Steins kümmert und dafür Unterlagen wälzt, allerdings bisher erfolglos. Foto: Lothar Weidner
Edgar Keller ist derjenige Weitramsdorfer, der sich vehement um die Wiederbeschaffung des Steins kümmert und dafür Unterlagen wälzt, allerdings bisher erfolglos. Foto: Lothar Weidner
 

Der Weitramsdorfer Dreilöcherstein war bereits schon einmal verschollen, bis er 1976 wieder auftauchte. Nun ist er wieder verschwunden.

Edgar Keller aus Weitramsdorf gibt nicht auf. Er ist nach wie vor auf der Suche nach dem gestohlenen "Dreilöcherstein". Dieses Trumm liegt dem engagierten Wanderführer sozusagen sehr am Herzen.

Bis zum Jahr 1990 stand das steinerne Gebilde mit drei verschwurbelten Löchern noch bei Gersbach an der Grenze zwischen Bayern und Thüringen am Eckertsberg. Es wurde deklariert als ein besonderes Objekt in einer Kette von immerhin zehn Kleindenkmälern, die weitestgehend entlang der ehemaligen Landesgrenze noch zu finden sind.

Vandalen hätten den Stein gestohlen. "Eine Freveltat", schimpft Keller, der sich seit dem Diebstahl vehement um die Wiederauffindung bemüht, wie auch eine kleine Gruppe Gleichgesinnter, die vor zehn Jahren eine "Dreilöcherstein-Suche" initiiert haben.

In der Zwischenzeit hat sich jedoch nichts getan. Man habe allerdings gehofft, dass der Stein sein Verschwinden wieder von alleine aufgebe und zurückkomme. Den Stein zu stehlen, das bezeichnete Rainer Axmann damals als "üble Mache". "Den Stein ins Wohnzimmer oder in den Garten zu stellen, hat doch keinen Sinn", meinte er.

Tatsächlich Schleifspuren entdeckt

Der räuberische Akt war garantiert nicht so einfach. Musste doch das 55 Zentimeter hohe und 60 Zentimeter breite Gebilde mit einem Gewicht von rund drei Zentnern durch den Wald zu einem einige Hundert Meter entfernten Weg zum Abtransport geschleift werden. Schleifspuren waren damals zu erkennen. Der Stein sei ein Unikat in Deutschland, und das habe bei einer Gruppe von bestimmten Leuten Begehrlichkeiten geweckt. Sie wollten das Ding besitzen. "Wir können nur hoffen, dass an der Kette von Kleindenkmälern in Weitramsdorf kein weiterer Schaden entsteht", sagt Keller.

Wie der Weitramsdorfer Chronik, herausgegeben zum 800. Jubiläum im Jahr 1977, zu entnehmen ist, hat Eberhard Herr geschrieben, dass der Dreilöcherstein keinesfalls ein bloßes Gebilde oder eine moderne Plastik sei. Er sei naturgeschaffen, nicht durch Menschenhand, sondern durch Verwitterung entstanden, bei der sich eigenartige Durchlöcherungen und tiefe Kerben gebildet haben.

Solche Steine galten sogar als heilig. Der verschwundene Dreilöcherstein stand einst an der Grenze zwischen Bayern und der DDR, heute Thüringen. Seine Existenz an dieser Stelle wurde bereits im Jahr 1725 im Protokoll der Grenzbegehung dokumentiert. Im Jahr 1775 tauche er sogar mit dem bemerkenswerten Zusatz "Löcher Stein" auf.

Wie die Löcher entstanden

Eine ganze Reihe von Mären ranken sich um das Gebilde. So gab ihm der Volksmund den Namen "Mäuskirche", in der humorvollen Meinung, dass die Mäuse dort ihren Gottesdienst abhalten würden. Eine andere Version ist, dass im Dreißigjährigen Krieg die Soldaten an dem Stein ihre Säbel gewetzt haben, so dass die Kerben und Löcher entstanden sind. Zudem sollen am Standort des Steines der Austausch straffälliger Delinquenten zwischen Sachsen-Coburg und Sachsen-Hildburghausen erfolgt sein. Zumindest ist dies mit dem Zusatz des "Austausches straffällig Gewordener" erwähnt worden bei der Hauptgrenzbegehung im Jahr 1831, wobei diese sich nach ihrer Tat ins andere Land abgesetzt hätten und dort gefangen genommen worden seien. Als dann 1846 die Grenzsteine an der Landesgrenze Sachsen-Coburg und Sachsen-Meiningen gesetzt wurden, wurde am "Löcherstein" ein anderer Landesgrenzstein errichtet, so dass die Bedeutung des Steines als Grenzstein verloren ging. Der Dreilöcherstein ist einer der sagenumwobenen Steine rund um Weitramsdorf und war bereits schon einmal verschollen, bis er 1976 wieder auftauchte. Der damalige Pfarrer Rainer Axmann fand ihn damals im Unterholz nahe der Erddeponie und stellte ihn zusammen mit Wolfram Stelzner wieder an Ort und Stelle auf. "So begegnet einem mit dem Dreilöcherstein nicht nur ein Stück vergangener Geschichte, sondern auch ein Stück Volkswitz und Volkshumor. Es handelt sich um ein altes ehrwürdiges Naturdenkmal", so Eberhard Herr in seinem Beitrag in der Chronik.

Nunmehr haben die Freien Wähler einen Ersatzstein aufgestellt. Dieser soll mit seinen drei Löchern an das kulturelle Erbe der Gemeinde erinnern.

Hinweise über einen möglichen Standort des Steins, die anonym behandelt werden, nimmt Edgar Keller unter der Telefonnummer 09561/38253 oder 0151/28964451 entgegen.