Die Profis schauen genau(er) hin

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Wenn die Schauspieler Dagmar Manzel als Hauptkommissarin Paula Ringelhahn und Fabian Hinrichs als Hauptkommissar Felix Voss am Sonntag erstmals in Franken ermitteln, sieht ein guter Teil des Publikums mit kriminalistischem Fachwissen zu. Foto: Jörg Carstensen/dpa
Wenn die Schauspieler Dagmar Manzel als Hauptkommissarin Paula Ringelhahn und Fabian Hinrichs als Hauptkommissar Felix Voss am Sonntag erstmals in Franken ermitteln, sieht ein guter Teil des Publikums mit kriminalistischem Fachwissen zu. Foto: Jörg Carstensen/dpa

Wenn am Sonntag erstmals der neue "Franken-Tatort" läuft, sitzt vor den Fernsehgeräten auch ein guter Teil von Coburgs Kriminalbeamten und Juristen. Einer von ihnen darf sogar bei der Vor-Premiere am Sonntag in Nürnberg dabei sein.

Es ist immer wieder äußerst unterhaltsam, wenn das Ermittlerduo im Münsteraner "Tatort" von der recht maskulin anmutenden Staatsanwältin Klemm zurechtgestutzt wird. Mit der Realität hat das zwar meistens herzlich wenig zu tun, wie der Coburger Staatsanwalt Christian Pfab findet, aber so viel künstlerische Freiheit müsse dann schon erlaubt sein. Pfab ist bekennender Fan des Münsteraner Teams, Thiel (Axel Prahl) und Boerne (Jan-Josef Liefers), aber die Premiere des Franken-Tatorts an diesem Sonntag will sich Pfab auch nicht entgehen lassen.

Hautnah dabei

Ein anderer Coburger darf am Sonntagabend sprichwörtlich hautnah bei der Premiere dabei sein. Markus Reißenberger, Pressesprecher der Polizeiinspektion Coburg, wird seinen freien Sonntag nicht zu Hause verbringen, sondern in Nürnberg. Er sei in die Vorbereitungen für den neuen Franken-Tatort "ein bisschen eingebunden" gewesen, verrät er. Deshalb hat er eine Einladung zum Preview nach Nürnberg erhalten. Gemeinsam mit den Darstellern darf Markus Reißenberger nun am Sonntagabend, eineinhalb Stunden, bevor sich die deutsche Fangemeinde vor den Fernsehgeräten versammelt, die erste Folge mit dem Titel "Der Himmel ist ein Platz auf Erden" im Cinecittà ansehen.

Reißenberger zählt sich zum treuen Tatort-Publikum und mag besonders die "etwas witzigeren" Ermittler, also ebenfalls das Münsteraner Duo. Seine Lieblingsfolge ist übrigens die allererste von Thiel und Boerne aus dem Jahr 2002, "Der dunkle Fleck". "Wie hier die neuen Figuren vorgestellt werden, einfach toll", findet Reißenberger. Aber zurück zu seiner Beteiligung am Franken-Tatort: 2012 gab der Coburger Hauptkommissar dem Blog "Franken-Tatort" des Bayerischen Rundfunks (http://blog.br.de/franken-tatort) ein Interview. Darin ging es um die Frage, ob es für die neuen TV-Kommissare in Franken denn überhaupt genug zu tun - sprich, genügend Leichen - gebe. Reißenbergers eindeutige Antwort: Jawohl! Wobei, wäre es nach ihm gegangen, hätte es für die neuen Ermittler keine bessere Heimatstadt gegeben als Coburg. "Das wäre doch die ideale Kulisse gewesen." In seinem Interview hatte er noch so für Coburg geworben: "Es knistert förmlich an allen Ecken und Enden des Städtchens. Mehr Flair geht nicht."

Gut, nun wurde es aber nicht Coburg, sondern Nürnberg. Für Reißenberger auch kein Problem. "Das Ermittler-Team wird ja in verschiedenen fränkischen Städten arbeiten." Vielleicht komme da auch irgendwann Coburg zum Zug. Völlig an der Realität vorbei wäre das nicht. Wenn mehrere Fälle an verschiedenen Orten in Franken zusammenhängen, könne es schon passieren, dass eine Nürnberger "Soko" auch mal in Coburg ermittelt, sagt Reißenberger.

Um den Vergleich mit dem realen Polizeialltag gehe es ihm aber beim Tatort-Gucken nicht, betont er. Vieles sei der Dramaturgie geschuldet und das sei auch in Ordnung. Deshalb fand er auch den viel kritisierten Ostermontags-Tatort aus Hamburg gar nicht so schlecht. "Spannend war der schon." Nur "so viele Leichen" hätte Reißenberger nicht unbedingt gebraucht.

Nürnberg? Gar nicht so schlecht!

Sein Kollege in der Polizeiinspektion, Matthias Schuhbäck, fand den Osterhasen-Tatort dagegen schlicht "doof". Schuhbäck ist eher Fan der Münchner Ermittler, Batic und Leitmayr. Den Franken-Tatort wird er sich auf jeden Fall ansehen. Den Hype um die neue Reihe hat er natürlich mitbekommen, will aber erstmal schauen, wie es wird. Dass die erste Folge in Nürnberg spielt, findet Schuhbäck gar nicht so schlecht. "Von dort aus kann man sich dann in alle Richtungen bewegen - auch nach Bamberg oder Coburg."

Dass man als Polizist eigentlich gar nicht anders könne, als mit dem Auge des Fachmanns hinzuschauen, sei klar, sagt Schuhbäck. Trotzdem gelte für ihn: "Film ist Film, Realität ist Realität."

Christian Pfab und sein Kollege, Oberstaatsanwalt Martin Dippold, sehen das dagegen etwas anders. Dippold, der sich selbst zum regelmäßigen Tatort-Publikum zählt, ärgert es ein wenig, dass gerade Richter und Staatsanwälte in der Krimireihe oft "etwas trottelig" dargestellt würden. Pfab dagegen findet die dienstrechtlichen Verbindungen in manchem Tatort bemerkenswert: "Da zieht ein Staatsanwalt die Kriminaler einfach vom Fall ab - so ein Blödsinn", schimpft Pfab und lacht. "Dass Staatsanwälte Polizisten drangsalieren, geht rechtlich gar nicht."

Egal, am Sonntag werden alle vier gespannt den Ferseh-Kollegen beim Ermitteln zusehen. Und - passend zur fränkischen Kulisse - darf dabei das Seidla Bier oder der Schoppen Wein nicht fehlen.

Auf inFranken.de können Sie live bei der Vorpremiere dabei sein und kräftig mitdiskutieren - mehr auf unserer Live-Seite!