Egal, wer künftig Pächter des städtischen Josias-Biergartens in Coburg sein wird: Die alten Weihnachtsmarktbuden haben ausgedient.
Coburg — Dass in einem Biergarten Tristesse herrscht, ist für Mitte Januar nichts Ungewöhnliches. Über dem Coburger Josias-Biergarten liegt zurzeit aber noch zusätzlich ein Schleier, und zwar in Form vieler ungeklärter Fragen: Wer wird neuer Pächter? Wann kann mit dem Neubau eines Wirtschaftsgebäudes begonnen werden? Beziehungsweise: Muss ein solches neues Gebäude wirklich sein? Zuletzt wurden auch Stimmen laut, die sich für eine Beibehaltung der ehemaligen Weihnachtsmarktbuden aussprachen. Begründung in einem Leserbrief: "Lieber romantische Hütten als ein kühler Betonbau" (Tageblatt vom 8. Januar).
Entscheidung im Januar Stadtsprecher Michael Selzer kann im Gespräch mit dem Tageblatt gleich mehrere Ängste nehmen. So sei er zuversichtlich, dass sich der Finanzsenat noch in seiner Januar-Sitzung für einen Pächter entscheiden kann.
Zur Erinnerung: Für die neu ausgeschriebene Pacht des Josias-Biergartens gab es ursprünglich fünf Bewerbungen. Alexander Breneis (Hopfen & Malz), der den Zuschlag erhielt, hat aber inzwischen aus persönlichen Gründen zurückgezogen. Auch ein zweiter Interessent hat mittlerweile abgewunken. Verbleiben also noch drei Kandidaten, unter ihnen der bisherige Wirt Gerd Reichenbecher.
Die Sorge, dass zwischen der Vertragsunterzeichnung mit dem künftigen Pächter und dem Start in die 2014er Biergarten-Saison zu wenig Zeit bleibt, um ein neues Wirtschaftsgebäude zu errichten, teilt Selzer indes nicht. "Bis zur zweiten, dritten Mai-Woche ist das machbar!" Zumal, und nun geht's um die Angst vor einem vermeintlichen Betonklotz, ja kein riesiges Gebäude entstehen wird.
Ensemble nicht zerstören "Es muss und wird sich in die Umgebung einpassen", versichert Selzer und
verweist in diesem Zusammenhang auf die Ausführungen im Ausschreibungstext. So müsse sehr wohl Rücksicht genommen werden auf die zum Teil denkmalgeschützten Nachbargebäude wie Bürglaßschlösschen oder auch VR-Bank. "Natürlich darf dieses Ensemble optisch nicht zerstört werden", stellt Michael Selzer klar.
Wer freilich der Meinung ist, die jetzige Situation mit den alten Weihnachtsmarktbuden sei doch immer noch die am wenigsten aufdringliche, der sei an die Enge der Buden erinnert. Auch ein Blick dahinter zeigt, dass dies nicht die Voraussetzungen sind, die sich ein Wirt für einen reibungslosen Gastronomiebetrieb wünscht.
Das Kind liegt im Brunnen und rudert. Noch. Was wäre denn, würde die Stadt und nicht eine Privatperson die Planung und Umsetzung übernehmen? Im Stadtrat würden Ausschüsse gebildet, eine Beratungsfirma weit weg und möglichst aus einem Gebiet ohne Biergartentradition beauftragt werden. Nach zwei Jahren kommt dann der erste Vorschlag zur Abstimmung. Durchdesigned, steril, ungemütlich. Also von Neuem. Bisher hat sich eine ordentliche Summe Geld aus dem Stadtsäckel in Rauch aufgelöst. Der neue Vorschlag wird sich als veraltet herausstellen, einfach, weil sich die Anforderungen in der Gastronomie (und wohl auch an die Hygiene) geändert haben. Also nochmals. Auftrag dieses Mal: Planung nach neuen Vorgaben, etwas lauschiger. Was auch geschieht und wieder von Rauch aus dem Stadtkässchen begleitet wird. Nun ist der Garten schön, gefällig und auch nach den gesetzlichen Vorgaben. Aber: Zu überdimensioniert. Was wiederum bedeutet: es wird sich kein Pächter finden, der dieses nun bezahlen kann, auch aus dem Grund, weil die Unwägbarkeiten an ihm hängen werden.
Warum wird nicht eine Brauerei in das Boot geholt und diese darf ihr Bier in den Ausschank bringen, mit einem Wirt, der Ahnung hat und auch den Willen, dieses Projekt umzusetzen. Naja, Coburg eben. Wird sich schon eine Verordnung finden, die den kleinen Dienstweg verhindert.
Einen der schönsten Biergärten in der Innenstadt, den hatte bisher Coburg. Oft hatte man den Eindruck, viele Coburger wissen nicht, wie toll es zwischen den Kastanienbäumen ist. Eine gute Bewirtschaftung mit seinen Helfern, hatte Gerhard Reichenbecher, selbst gebürtiger Coburger, über Jahre geliefert.
Gut, es soll etwas Neues, etwas besseres aus dem Biergarten gemacht werden. Die ehemaligen Weihnachtshütten zu klein - zu eng - keine Toiletten - da muss etwas geschehen. Aber muss dies alles auf dem Rücken des Pächters passieren? Jeder, der einmal damit zu tun hatte weiß, wen man alles mit ins Boot nehmen könnte. Der bisherige Pächter hat das Beste daraus gemacht, er hat die Erfahrung über Jahre hinweg, weiß was es bedeutet, wenn es wochenlang regnet. Ein Biergarten ist und bleibt ein Riskogeschäft.
Nun sieht man wieder einmal, wie lange die Planung und die Umsetzung in Coburg dauert. Keiner kann so richtig sagen, wann der Biergarten eröffnet werden kann. Intressenten kommen und gehen - haben sie Angst bekommen? Warten wir noch ein paar Monate, ist der Frühling vorbei - auch der Sommer könnte Besucher in den schönen Biergarten locken. Schafft es die Stadt noch die Weichen schnellstens zu stellen?
Bleibt wieder ein Bauvorhaben bei den Akten liegen oder müssen wir auf die Neuwahl des neuen Oberbürgermeisters warten? Dann ist der Josias - Biergarten für 2014 gestorben, arme Coburger, die so gerne dort gesessen, geplaudert und mit Freunden auch ein Bier getrunken haben. Sollte dies passieren, hat Coburg wieder eine schöne Tradition verloren.
Wir danken allen, die uns in diesem schönen Biergarten bedient, betreut und uns tolle Stunden beschert haben. Ich denke da auch an einen Mann, der sehr viel für die Zufriedenheit seiner Kunden getan hat und immer da war, wenn sich die Sonne am Himmel gezeigt hat.
Wir haben gerne im Josias - Biergarten gesessen und bei jedem Besuch in Coburg auf schönes Wetter gehofft um den Biergarten genießen zu können.Gerhard machs Raudi u. Nati