Bei der Handwerksausstellung im BiZ stellt auch eine Auszubildende ihre einzigartige Lehre vor, die sie in Coburg absolviert hat.
Ein Handwerk zu erlernen, kommt heute nur noch für die wenigsten Jugendlichen infrage. Viele gehen lieber aufs Gymnasium, um später zu studieren, und andere haben oft die falschen Vorstellungen vom Beruf. Das meinten zumindest Torsten Schütt und Brigitte Glos von der Agentur für Arbeit in
Coburg. Deshalb setzten sie auf Anschauungsunterricht im Haus und stellten seit Dezember mehrere Handwerksberufe im BiZ aus.
Eines der Ausstellungsstücke hat Michaela Heinze (20) geschaffen, nämlich ein Plastik-Modell der menschlichen Organe, wie man es auch aus dem Schulunterricht kennt. Der Beruf hat sogar eine eigene Bezeichnung: Biologiemodellmacherin. Für ihre dreijährige Ausbildung musste die Thüringerin nach Coburg kommen, denn die Firma Somso ist die einzige in Deutschland, die diese Lehre anbietet, sagt ihr Ausbildungsleiter Rudolf Galle.
In den Beruf hineingerutscht
Die Nachbarin ihrer Oma brachte Heinze auf diesen Beruf, denn eigentlich wollte die Realschülerin lieber Uhrmacherin werden. "Ich dachte mir, das hört sich interessant an", erzählt sie, und kurze Zeit später verbrachte sie drei Probetage in der Firma: "Ich bin da irgendwie reingerutscht und es hat mir gefallen."
Bei ihrer Ausbildung lernt sie zunächst die Maschinen kennen, mit deren Hilfe die Modelle erschaffen werden, baut sie später zusammen und bemalt sie am Ende eigenhändig. Ihr persönlicher Lehrer brachte ihr gleichzeitig die Theorie hinter der Biologie bei.
Über 1000 Modelle stellt die Firma her, sagt Galle. Bei der Auswahl seiner Schüler setzt er darauf, dass sie sich für die Natur begeistern, talentierte Zeichner sind und sympathisch wirken.
Noten sind für ihn nur zweitrangig: "Da darf auch schon mal eine Vier dabei sein."
Zu wenig Azubis im Handwerk
Etwa 1000 Besucher haben Heinzes Modell mittlerweile im BiZ bestaunen dürfen. Die Mittel- und Realschüler kamen mit ihren Lehrern und konnten sich ein besseres Bild von den Berufen machen. Hier können sie mit eigenen Augen die Arbeit sehen und gleich Fragen stellen, anstatt sich nur am Computer zu informieren, sagt Glos: "Es bleibt doch mehr haften, wenn einen etwas anspricht."
Dass solche Ideen Früchte tragen, wird für die Handwerkerzunft immer wichtiger, denn es mangelt an Ausbildungswilligen. "Die Handwerksberufe sind keine Modeberufe", meint Schütt, "aber ein guter Handwerker ist normalerweise nicht arbeitslos." Die Ausstellung ist zurzeit noch geöffnet, bis im Juni die Reihe mit dem Thema Lager und Logistik fortgeführt wird.