Die Friedrichstraße und der 99-Tage-Kaiser
Autor: Jochen Berger
Coburg, Sonntag, 24. Oktober 2021
Was Neustadt heute noch mit dem einstigen Kaiser Friedrich III. verbindet und was aus dem Denkmal auf dem Marktplatz geworden ist.
Viele Straßennamen in Neustadt erzählen von der Geschichte der Stadt - unabhängig davon, wie bedeutsam die jeweilige Straße für die aktuellen Verkehrsströme ist. Das gilt auch für manche Straße mit vermeintlichen Allerweltsnamen wie zum Beispiel die Friedrichstraße.
Denn diese Straße, die oberhalb der Dr.-Martin-Luther-Straße von der Bahnhofstraße abzweigt und die Verbindung zur Eisfelder Straße herstellt, erinnert seit 1901 an Friedrich III., einst deutscher Kaiser und König von Preußen.
Nur 99 Tage im Amt
Von Friedrich III. führt eine direkte Verbindung zum Herzogtum Sachsen-Coburg und Gotha, das in Neustadt in vielen weiteren Straßennamen weiterlebt. Den Friedrich III., 1831 in Potsdam geboren, war verheiratet mit Victoria, der ältesten Tochter von Prinzgemahl Albert und Königin Victoria von England.
Friedrich III. war nach nur 99 Tagen Regierungszeit am 15. Juni 1888 in Potsdam gestorben. Schon im August kam in Neustadt die Idee auf, dem liberal eingestellten Kaiser ein Denkmal zu setzen. Das geschah in Neustadt sicherlich nicht zufällig. Schließlich war der Kaiser ein bekennender Anhänger der Freisinnigen Partei, die zu jener Zeit in Neustadt zahlreiche Anhänger besaß.
Nach dieser ersten Anregung im August wurde umgehend ein Denkmalausschuss gebildet, der sämtliche Verein in Neustadt zur Mitwirkung aufforderte. Ein Spendenaufruf ergab in kurzer Zeit einen Betrag von mehr als 1200 Mark. Der Kreis der Spender für das geplante Denkmal in Neustadt beschränkte sich dabei freilich nicht auf die Stadt. Vielmehr fand das Projekt auch in den Nachbarstädten Coburg und Sonneberg Unterstützung.
Max Derra, nach dem später ebenfalls eine Straße in Neustadt benannt wurde, übernahm die Gestaltung. Er entwarf nicht nur das Denkmal, sondern auch die überlebensgroße Büste.
Diskussionen gab es bei der Frage nach dem Standort. Während der Stadtrat zunächst den Alexandrinenplatz favorisierte, plädierte der Denkmalsausschuss für den Marktplatz - und setzte sich mit dieser Ansicht schließlich auch durch. Am 18. Oktober 1891 schließlich wurde das Denkmal feierlich enthüllt - der Festzug bewegte sich dabei vom Bahnhof und vorbei an der Friedrichstraße zum Marktplatz.