Die Friedrichstraße und der 99-Tage-Kaiser

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Blick in die Friedrichstraße in Neustadt.
Blick in die Friedrichstraße in Neustadt.
Jochen Berger
Straßenschild Friedrichstraße.
Straßenschild Friedrichstraße.
Foto: Jochen Berger
So sah der Marktplatz in Neustadt aus, als hier noch das Denkmal für Kaiser Friedrich III. stand.
So sah der Marktplatz in Neustadt aus, als hier noch das Denkmal für Kaiser Friedrich III. stand.
Tageblatt-Archiv

Was Neustadt heute noch mit dem einstigen Kaiser Friedrich III. verbindet und was aus dem Denkmal auf dem Marktplatz geworden ist.

Viele Straßennamen in Neustadt erzählen von der Geschichte der Stadt - unabhängig davon, wie bedeutsam die jeweilige Straße für die aktuellen Verkehrsströme ist. Das gilt auch für manche Straße mit vermeintlichen Allerweltsnamen wie zum Beispiel die Friedrichstraße.

Denn diese Straße, die oberhalb der Dr.-Martin-Luther-Straße von der Bahnhofstraße abzweigt und die Verbindung zur Eisfelder Straße herstellt, erinnert seit 1901 an Friedrich III., einst deutscher Kaiser und König von Preußen.

Nur 99 Tage im Amt

Von Friedrich III. führt eine direkte Verbindung zum Herzogtum Sachsen-Coburg und Gotha, das in Neustadt in vielen weiteren Straßennamen weiterlebt. Den Friedrich III., 1831 in Potsdam geboren, war verheiratet mit Victoria, der ältesten Tochter von Prinzgemahl Albert und Königin Victoria von England.

Friedrich III. war nach nur 99 Tagen Regierungszeit am 15. Juni 1888 in Potsdam gestorben. Schon im August kam in Neustadt die Idee auf, dem liberal eingestellten Kaiser ein Denkmal zu setzen. Das geschah in Neustadt sicherlich nicht zufällig. Schließlich war der Kaiser ein bekennender Anhänger der Freisinnigen Partei, die zu jener Zeit in Neustadt zahlreiche Anhänger besaß.

Nach dieser ersten Anregung im August wurde umgehend ein Denkmalausschuss gebildet, der sämtliche Verein in Neustadt zur Mitwirkung aufforderte. Ein Spendenaufruf ergab in kurzer Zeit einen Betrag von mehr als 1200 Mark. Der Kreis der Spender für das geplante Denkmal in Neustadt beschränkte sich dabei freilich nicht auf die Stadt. Vielmehr fand das Projekt auch in den Nachbarstädten Coburg und Sonneberg Unterstützung.

Max Derra, nach dem später ebenfalls eine Straße in Neustadt benannt wurde, übernahm die Gestaltung. Er entwarf nicht nur das Denkmal, sondern auch die überlebensgroße Büste.

Diskussionen gab es bei der Frage nach dem Standort. Während der Stadtrat zunächst den Alexandrinenplatz favorisierte, plädierte der Denkmalsausschuss für den Marktplatz - und setzte sich mit dieser Ansicht schließlich auch durch. Am 18. Oktober 1891 schließlich wurde das Denkmal feierlich enthüllt - der Festzug bewegte sich dabei vom Bahnhof und vorbei an der Friedrichstraße zum Marktplatz.

Dass dieses Denkmal am Ende nur rund ein halbes Jahrhundert überdauern würde, war damals nicht abzusehen. Bereits während des Ersten Weltkrieges geriet die Bronzebüste in Gefahr, eingeschmolzen zu werden. Das passierte dann aber 1941 auf Anordnung der "Reichsstelle für Metalle". Mitte Dezember wurde die etwa zweieinhalb Zentner schwere Büste abtransportiert.

Jetzt erinnert in Neustadt nur noch ein schlichtes Straßenschild an den 1888 verstorbenen 99-Tage-Kaiser Friedrich III.

Hintergrund

Die Serie "Neustadts Straßennamen" beleuchtet am Beispiel wichtiger Personen verschiedene Aspekte in der Entwicklung der Bayerischen Puppenstadt. Den Anfang machte Neustadts Ehrenbürger Max Oscar Arnold. Weitere Folgen waren bereits der Ernststraße, der Pestalozzistraße, der Rückertstraße, der Albertstraße, der Goethestraße , der Klinglerstraße, der Augustastraße, dem Moellerweg sowie Georg-Langbein- und Siemensstraße gewidmet.

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