Die Erbschaft kommt im richtigen Moment

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Bald soll das fehlende Tortenstück das Tierheim ergänzen. Foto: privat
Bald soll das fehlende Tortenstück das Tierheim ergänzen.  Foto: privat
Siegrid Ott-Beterke, erste Vorsitzende des Tierschutzvereins, zeigt, wo die Quarantäne - und Krankenstationen schließlich einen Platz finden sollen. Foto: Nelly Ritz
Siegrid Ott-Beterke, erste Vorsitzende des Tierschutzvereins, zeigt, wo die Quarantäne - und Krankenstationen schließlich einen Platz finden sollen.  Foto: Nelly Ritz
 

Das Coburger Tierheim plant seit 2015 einen Ausbau der Quarantäne- und Krankenstationen für Hunde und Katzen. Jetzt ist die Finanzierung gesichert.

Wenn bei der eigenen Katze zu Hause eine Pilzkrankheit ausbricht, ist das schlimm. Wenn aber im Coburger Tierheim auf der Brandensteinsebene eine Katze an Pilz erkrankt, hatte das bisher fatale Folgen für die Tiere und Menschen dort. Dies mussten die Mitarbeiter und Vierbeiner im vergangenen Jahr selbst miterleben.
"Es hat Monate gedauert, bis auch die letzten Pilzsporen besiegt waren", erinnert sich die erste Vorsitzende des Tierschutzvereins Siegrid Ott-Beterke. Gerade in solchen Notsituationen im Zuge einer hochgradig ansteckenden Krankheit, sei es besonders wichtig, dass Räumlichkeiten vorhanden sind, die man gut desinfizieren kann. Außerdem müsse es eine Möglichkeit geben, die kranken Tiere abzuschotten.
Bisher war und noch ist dies nicht der Fall.


Drei Quarantäneräume

Was schon seit dem Neubau 2006 ein Problem darstellte, wurde im vergangenen Jahr zum Auslöser des jetzigen Vorhabens des Tierschutzvereins. Ein Anbau, der schon längst fällig war, wird bald in die Tat umgesetzt. Seit dem Neubau auf der Brandensteinsebene vor zehn Jahren existieren drei Quarantäneräume, in denen die Neuankömmlinge für mindestens vier Wochen bleiben müssen, falls sie ansteckende Krankheiten wie beispielsweise Pilz, Seuche oder Katzenschnupfen einschleppen sollten.
Die finanziellen Mittel, die damals zu je einem Drittel von der Stadt und dem Landkreis Coburg sowie dem Tierschutzverein bereitgestellt wurden, reichten damals nicht mehr aus, um auch Krankenstationen für infizierte Katzen zu bauen, die von den anderen Neuankömmlingen in den Quarantäneräumen isoliert werden müssen. Gerade in der Babyzeit sind diese nämlich immer voll und Pilze, Seuchen oder Schnupfen können sich schnell verbreiten.


Auf Spenden angewiesen

"Unsere Mitarbeiter müssen also täglich jonglieren, was die Isolation von kranken Katzen betrifft", bestätigt auch die zweite Kassiererin Daniela Mages. Vor einem Jahr dann die Katastrophe: Eine Pilzinfektion im gesamten Katzenhaus. "Nach dieser Tortur stand fest, dass wir dringend die Krankenstationen für unsere Katzen anbauen müssen", erzählt Siegrid Ott-Beterke. Lange überlegte der Tierschutzverein, wie man an genügend Geld kommen könnte.
Das Tierheim finanziert sich überwiegend aus Spenden, Mitgliedsbeiträgen, Patenschaften oder Aktionen wie dem Flohmarkt oder dem Kuchenverkauf in der Cafeteria. Aber auch diese werden hauptsächlich von ehrenamtlichen Mitarbeitern getragen. Vor zwei Jahren wurde zwar der Beitrag der "Fundtierpauschale" von Stadt und Landkreis Coburg von 40 auf 65 Cent pro Einwohner und Jahr erhöht, doch dadurch werden gerade einmal die Tierheimkosten für drei bis vier Monate im Jahr gedeckt.
Die Kostenschätzung eines Architekten für den benötigten Anbau betrug zirka 250 000 Euro. Dies sollte für den Rohbau von drei Krankenstationen für Katzen mit je separaten, desinfizierbaren Vorräumen sowie für zwei neue Fundhundezwinger reichen.
Momentan existieren zwei Quarantänezwinger, die dann aber in Krankenstationen für infizierte Hunde umgewandelt werden sollen. Die zwei Zwinger, die neu errichtet werden sollen, dienen dann als Quarantäne-Empfangsstation für die bellenden Neuankömmlinge, deren Gesundheitszustand anfangs immer ungeklärt ist.
Dennoch herrscht bei Hunden hier weniger Bedarf als bei Katzen, wo die Quarantäneräume fast immer überfüllt sind. "Fast 90 Prozent der Fundhunde werden nach einigen Tagen wieder vom Besitzer abgeholt, dagegen bleiben 80 Prozent der Katzen hier bei uns im Heim", erklärt Daniela Mages. Die wenigsten Katzen seien registriert, weshalb es schwierig sei, ihre Besitzer ausfindig zu machen. Sie sind weder durch einen Chip noch durch eine Tätowierung gekennzeichnet.


Die rettende Nachricht

Der jetzige Entwurf für den Ausbau, der Anfang September beim Bauamt der Stadt Coburg eingereicht werden soll, wurde nun zusammen mit der Leiterin des Coburger Veterinäramtes Marie Anne Lehmann und dem deutschen Tierschutzbund erstellt.
Dieser bemängelt schon seit 2011 die ungenügende Bauweise hinsichtlich der Trennung von Quarantäne- und Krankenstationen. Siegrid Ott-Beterke freut sich sehr über die Zusammenarbeit, gerade weil mit dem geplanten Ausbau dem Tierheim in Coburg dann endlich auch die Tierheimplakette des deutschen Tierschutzbundes verliehen werden könnte.
Als die Entscheidung zum Anbau fiel, war noch unklar, wie die Kosten für die Erweiterung gedeckt werden können. "Wir überlegten gerade, wie wir die finanzielle Notsituation beseitigen können, die mit dem Ausbau aufgekommen wäre, da erhielten wir die überraschende Nachricht: Eine tierliebe Frau hat uns ihr Erbe hinterlassen, wir haben uns alle sehr gefreut!"
Ob nun Zufall oder Schicksal - das Erbe der großzügigen Hundeliebhaberin, die allerdings keinen persönlichen Bezug zum Tierschutzverein gehabt haben soll, rettet die Planung und macht den Ausbau überhaupt erst möglich.


Stadt und Land beteiligen sich

Da das Tierheim aber Eigentum der Stadt Coburg ist, würde mit einem Anbau auf Kosten der Erbschaft das Geld quasi verschenkt werden. Es brauchte also eine Gegenleistung von Seiten der Stadt und des Landkreises. Bisher war der Bauunterhalt vertraglich so geregelt, dass der Tierschutzverein dafür aufkommen muss, doch das soll nun geändert werden. Künftig werden die Kosten für Instandsetzung und Instandhaltung an dem Grundstück, dem Gebäude und den sonstigen baulichen Anlagen von Stadt und Landkreis übernommen. Daniela Mages: "Das kommt uns natürlich sehr gelegen, denn Baukosten sind für uns nur schwer kalkulierbar."


Helfen
Möglichkeiten Mitgliedschaft, Patenschaft, Kastrationspatenschaft für verwilderte Katzen, Futter- und Sachspende, Geldspende, ehrenamtliche Mitarbeit, Flohmarktspenden

Nächste Aktion Samstag, 10., und Sonntag, 11. September, jeweils 13 bis 17 Uhr, findet das Sommerfest des Tier- und Naturschutzvereins statt, wo unter anderem ein Flohmarkt und Infostände sowie ein Glücksrad geboten werden.

Kontakt
Telefon: 09561/30330
E-Mail: kontakt@tierheim-coburg.de