Die Coburger Kämpfer für die Werrabahn

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Gleisbauarbeiten an der ICE-Trasse bei Oberwohlsbach. Dass der Lückenschluss Coburg-Südthüringen nicht Bestandteil des ICE-Neubaustreckenprojekts wurde, ist für Gerd Weibelzahl vom VCD und Burkard Eßig von Pro Bahn nur eine von vielen verpassten Chancen, die Schienenverbindung wiederherzustellen. Foto: Berthold Köhler /CT-Archiv
Gleisbauarbeiten an der ICE-Trasse bei Oberwohlsbach. Dass der Lückenschluss Coburg-Südthüringen nicht Bestandteil des ICE-Neubaustreckenprojekts wurde, ist für Gerd Weibelzahl vom VCD und Burkard Eßig von Pro Bahn nur eine von vielen verpassten Chancen, die Schienenverbindung wiederherzustellen. Foto: Berthold Köhler /CT-Archiv
Gerd Weibelzahl
Gerd Weibelzahl
 
Burkhard Eßig
Burkhard Eßig
 

Seit fast 25 Jahren kämpfen Gerd Weibelzahl (Verkehrsclub Deutschland) und Burkard Eßig (Pro Bahn) für die Wiederbelebung der Schienenverbindung Eisfeld-Coburg. Eine Strecke über Bad Rodach sei keine Alternative.

Schon 1990 gab es das erste Gutachten, welche Schienenverbindungen zwischen der damals noch bestehenden Bundesrepublik Deutschland und der DDR wiederhergestellt werden sollten. Die Werrabahn stand schon damals ziemlich weit oben auf der Liste: Die rund 150 Kilometer lange Strecke verlief früher von Eisenach bis Lichtenfels. Doch sie wurde mit Deutschland geteilt, und im Lautertal, zwischen Eisfeld und Coburg, sind die Gleise längst abge- und die ehemalige Trasse an einigen Stellen überbaut.

Trotzdem: Übers Lautertal sei der Schienenlückenschluss zwischen Coburg und Südthüringen am günstigsten zu haben, meinen Gerd Weibelzahl und Burkard Eßig. Die beiden vertreten in der Region Coburg die Organisationen Verkehrsclub Deutschland (VCD) und Pro Bahn. Dass sie mit ihrer Forderung vor allem in Lautertal nicht auf Gegenliebe stoßen, ficht sie nicht an.
"Ich werte manche Aussagen als Kabarett", sagt Weibelzahl über Anfeindungen und Häme. Dabei, betont er, nehme er die Einwendungen der Lautertaler durchaus ernst. Aber die würden ja mit ihm über das Thema Lückenschluss nicht einmal reden wollen.


Auch IHK nun für Rodacher Variante


Derzeit sieht es so aus, als hätten die Befürworter des Lückenschlusses nach Eisfeld einen wichtigen Verbündeten verloren: IHK-Präsident Friedrich Herdan sprach sich jüngst dafür aus, einem Lückenschluss über Bad Rodach direkt nach Hildburghausen den Vorrang zu geben. "Man versucht immer, Alternativen zu bringen, die für Fachleute keine sind", sagt Weibelzahl dazu. Abgesehen davon, dass die Nebenstrecke nach Bad Rodach viel zu kurvig sei, um Regionalexpresszüge mit bis zu 100 Stundenkilometern zu verkraften, seien die unmittelbar betroffenen Städte Hildburghausen und Bad Rodach vehement dagegen. In Bad Rodach müsste der Bahnhof aus der Stadt heraus verlagert werden, in Hildburghausen wären weitaus größere bauliche Eingriffe nötig als in Lautertal.

Wobei: Auch fürs Lautertal können sich Weibelzahl und Eßig einen Tunnel vorstellen, der parallel zur alten Trasse verläuft, auf der schon Häuser stehen. Damit hätte Lautertal bestenfalls in Neukirchen einen Bahnanschluss. Aber die Bahn könnte schneller fahren: Thüringen plane ohnehin, die Strecke Eisenach-Eisfeld so zu ertüchtigen, dass dort Regionalexpresszüge fahren können.

Und Güterzüge. Der Gütertransport ist für beide ein weiteres gewichtiges Argument für den Lückenschluss. "Es geht nicht darum, Güterzüge von woandersher hier fahren zu lassen", betont Eßig. Vier Güterzüge pro Tag seien aber möglich - und das wären halb so viele, wie jetzt von Coburg nach Lichtenfels fahren.


Thüringer wollen Strecke über Eisfeld


Gegen die Variante über Bad Rodach spricht laut Weibelzahl und Eßig auch, dass die Freistaaten Bayern und Thüringen sich schon auf die Variante Eisfeld- Coburg festgelegt hätten. Beide Bundesländer haben den Bahnlückenschluss für den neuen Verkehrswegeplan angemeldet. In einem Entwurf des Bundesverkehrswegeplans von Anfang Mai steht der "Lückenschluss Eisfeld-Dörfles-Esbach" in zwei Varianten: ein- und zweigleisig. Er ist dort eins von "knapp 400" angemeldeten Vorhaben, die nun geprüft würden, heißt es in dem Entwurf des Bundesverkehrsministeriums. Auch Veränderungen der Vorschläge seien im Rahmen des Prüfverfahrens möglich.
"Die Werrabahn ist nicht auf der Verliererseite", ist sich Eßig sicher. Der prognostizierte Kosten-Nutzen-Faktor sei hoch, mit Baukosten von 100 Millionen Euro handele es sich um die kostengünstigste Variante. "Aber wichtig ist, dass die Region dabei mit einer Stimme spricht!" Auf Thüringer Seite sei die Entscheidung gefallen, für den Ausbau ab Eisfeld. Doch die Coburger Seite suche nicht einmal das Gespräch mit den Nachbarn, sondern lege sich nun einseitig auf die Bad Rodacher Variante fest. "Die Thüringer werfen den Coburgern Hochmut vor", sagt Eßig.

Doch nur gemeinsam könne de Region auch einen ICE-Systemhalt in Coburg erreichen, sind sich die beiden Bahn-Aktivisten sicher. Sicher sind derzeit nur Halte in "Tagesrandlagen" morgens und abends in jede Richtung. Für den ICE-Systemhalt wird die Werrabahn als Zubringer gebraucht. Denn wenn die ICE-Neubaustrecke fertig ist, dann hätte Thüringen nur noch drei ICE-Bahnhöfe: Eisenach, Erfurt - und Coburg.