Vor allem in den Coburger 1b-Lagen finden Händler mit neuen Ideen und Sortimenten ihre Nische, sagt Citymanagerin Annette Vogel.
Konkurrenz im Internet und auf der grünen Wiese, nachlassende Kauflust: Einzelhändler haben's nicht unbedingt leicht. Trotzdem gibt es nach wie vor Geschäftsleute und Hauseigentümer, die auf die Innenstadt setzen. Fritz Stahlberg zum Beispiel. Ihm gehört das Münzmeisterhaus in der Ketschengasse. Beide Läden im Erdgeschoss sind vermietet - rechts residiert seit Sommer eine Parfümerie, nachdem die Kaffeerösterei mit Designartikelladen im Frühjahr geschlossen hatte. Die Räume links werden bis zum Jahresende frei, sagt Stahlberg.
Sein Wunsch: Die Kaffeerösterei sollte wieder aktiviert werden. "Die Maschine ist noch da, und wir würden sie gern wieder in Betrieb setzen", sagt er. Die Idee einer Kaffeerösterei für Coburg habe er vor fünf Jahren mit Matthias Wichtrey entwickelt; Wichtrey hatte die Rösterei dann auch fünf Jahre lang betrieben.
Deshalb hofft Stahlberg jetzt, jemanden zu finden, der den Trommelröster mitsamt dem zweiten Laden übernimmt. Wobei das keine Bedingung ist, um das Geschäft neu zu vermieten: "Wir möchten etwas, das attraktiv ist für die Innenstadt und eine gewisse Nachhaltigkeit hat", betont Stahlberg. "Man kann nur anstreben, eine zündende Idee umzusetzen und das als Vermieter zu unterstützen."
Verzögerungen im Stadthaus Eine Kaffeerösterei, wenn auch mit einem technisch anderen Konzept, hat Coburg inzwischen im Stadthaus. Dort stehen ebenfalls noch Geschäfte leer. Immerhin: Ab Montag soll es Direktvermarkterware geben, verkündet ein Zettel in einem der Fenster. Das wird freilich schon länger versprochen.
"Gut Ding will Weile haben", steht denn auch auf einem anderen Zettel hinter der Schaufensterscheibe.
Aber es gibt einen Trend zurück in die Stadt mit neuen Produkten und neuen Geschäfts ideen. Das sieht auch Annette Vogel so, die Citymanagerin der Stadt. "Prinzipiell kann man sagen, dass es eine Aufwertung gibt", sagt sie: Für Billiganbieter rechnen sich die Innenstadtläden offenbar nicht mehr. Sie waren ohnehin nicht in den 1a-Lagen zu finden - dort sitzen inzwischen vor allem die großen Ketten, die bundesweit in nahezu allen Fußgängerzonen zu finden sind.
Die kleinen Geschäftsinhaber finden ihre Nischen in den Coburger 1b-Lagen: Annette Vogel verweist auf die Glasmacher, die sich rund um den Kirchhof niedergelassen haben und die Modeboutiquen in der Ketschengasse. "Dort hat der Wöhrl wirklich was gebracht" - das Textilhaus zieht Publikum in die Ketschen- und Rosengasse.
Wenn sie schon mal da sind, schauen die meisten Besucher auch in die anderen Schaufenster am Weg - und durchaus auch in die Läden. Die gesamte Straße hatte allerdings lange unter den Umbau- und Sanierungsarbeiten in Ketschengasse und Albertsplatz zu leiden. "Mittlerweile sagt da keiner mehr was", berichtet Vogel
Nachdem die Straßenbaumaßnahmen abgeschlossen sind, bebaut und saniert die städtische Wohnbau nun den Bereich zwischen Albertsplatz, Goethestraße, Casimirstraße und Kuhgasse.
Geplant ist, einen "Nahversorger" am Albertsplatz unterzubringen, also einen Supermarkt mit Waren des täglichen Bedarfs. Das Exposé für Interessenten hat Meyer mit einem großen Foto des nächtlichen Alberts platzes geschmückt. "Man muss ja mit einem guten Exposé werben, um Leute anzusprechen, unabhängig von der Zielgruppe", sagt er.
Neben dem Supermarkt sollen kleine Läden am Albertsplatz unterkommen. Problem: Meyer möchte ungern einen Laden bauen, ohne zu wissen, ob er dann einen Mieter dafür hat. Deshalb sucht er schon jetzt nach Interessenten.
Sowohl Meyer als auch Vogel hoffen, dass sich der Steinweg in ähnlicher Weise entwickelt, auch, wenn da keine umfassenden Sanierungen anstehen. "Die Werbegemeinschaft Steinweg ist sehr aktiv", stellt Annette Vogel fest. "Ich finde den Steinweg toll", betont auch Christian Meyer. Die Ketschenvorstadt zeige, "dass was passiert, wenn man investiert".
Nur weil man den Steinweg permanent schön redet, wird er trotzdem nicht besser!
Abgesehen von ein paar wenigen Filialisten im oberen Steinweg und ein paar inhabergeführten Geschäften v.a. im unteren Steinweg reiht sich dort Leerstand an Asia-Textilmarkt an Dönerbude. Und nur weil ein paar Stadtverantwortliche den Steinweg angeblich toll finden, kommen trotzdem nicht mehr Kunden dorthin.
Der Wurm muss schließlich dem Fisch schmecken und nicht dem Angler!
Und auch die Spitalgasse bietet keine wirklich tollen Einkaufsmöglichkeiten. Zwar sind dort ein paar bekannte Filialisten vertreten, meist aber nur auf kleiner Fläche mit stark eingeschränktem Sortiment. Der H&M in Coburg hat noch nicht einmal eine Herrenabteilung. Das, was die 1a-Lage in Coburg ist, wäre in anderen, vergleichbaren Städten noch nicht einmal eine 1b-Lage. Manche sollten sich vielleicht mal die Einkaufsmöglichkeiten in Schweinfurt oder Passau ansehen - ob sie dann noch von "toll" über Coburg (insb. den Steinweg) reden würden?
Fakt ist: Wenn man jünger als 40 (und dann auch noch männlich) ist, sind die Einkaufsmöglichkeiten in der Coburger Innenstadt fast schon katastrophal im Vergleich zu anderen, ähnlich großen Städten. Insofern kein Wunder, dass sehr viele schon gar nicht mehr in Coburg einkaufen gehen, sondern gleich nach Nürnberg oder Erfurt fahren...