Der Neustadter "Mittelstürmer": Frank Altrichter

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Frank Altrichter möchte Oberbürgermeister werden. So emotional, wie er an seine Heimatstadt gebunden ist, müsste es seiner Meinung nach bei jedem jungen Neustadter sein. Vor allem sportlich hat er schon viele Spuren hinterlassen.

Frank Altrichter trägt keine Armbanduhr. Auch keinen Ehering - obwohl er seit 2006 verheiratet ist - und erst recht keine Kette. Weil er so etwas ganz einfach nicht mag. "Ja, ich lebe schmucklos", sagt Frank Altrichter und setzt ein Lächeln auf, das man als charmant beschreiben kann. Oder als spitzbübisch: "Aber ich bin nicht schmucklos!"

Was die Uhr geschlagen hat, weiß der 36-Jährige aber trotzdem. Und zwar sowohl ganz praktisch im Alltag ("Wenn ich wissen will, wie spät es ist, schaue ich auf mein Handy!") als auch im übertragenen Sinn: "Ich habe ein klares Ziel vor Augen: Ich will Oberbürgermeister meiner Heimatstadt werden!"

Ja, Neustadt, die Puppenstadt, liegt Frank Altrichter sehr am Herzen. Das merkt man während eines Gesprächs mit ihm gleich an mehreren Stellen.
Allen voran, wenn es um seine Geburt im Juli 1976 geht: "Ich war einer der ersten, der nicht mehr in Neustadt auf die Welt kommen durfte, weil es dann keine stationäre Geburtshilfe mehr in Neustadt gab." Sagt's, und schickt diesmal kein charmantes oder spitzbübisches Lächeln hinterher, sondern gleich mal einen etwas lauteren Lacher.

Tipp-Kick-Meisterschaften

Selbstverständlich steht Frank Altrichter, der als politischer Ziehsohn von Jürgen W. Heike gilt, für eine seriöse CSU-Politik und geht sogar regelmäßig in den Gottesdienst. Er hat aber eben auch gerne Spaß und erzählt deshalb zum Beispiel ganz begeistert von einem besonders verrückten Kapitel Neustadter "Sport"-Geschichte, das er einmal mitgeschrieben hat. "Aus einer Bierlaune heraus hatten wir in der Gastwirtschaft Gunsenheimer in Meilschnitz die Idee, inoffizielle Stadtmeisterschaften im Tipp-Kick zu veranstalten", erinnert sich Frank Altrichter. Der Wettbewerb mit den kleinen Fußballfiguren stieß auf riesige Resonanz und bei den insgesamt vier weiteren Turnieren stieg die Teilnehmerzahl stetig. Aus ganz Oberfranken kamen Tipp-Kick-Liebhaber nach Neustadt.

Aber auch im "richtigen" Fußball kann Frank Altrichter Erfolge vorweisen. Die "schönste Zeit", wie er sagt, hatte er beim VfL Neustadt, mit dem er seinerzeit in der Bezirksliga kickte. In der Bayernliga durfte er ebenfalls Erfahrungen sammeln, musste dafür allerdings - in der Jugend - die Puppenstadt verlassen und nach Coburg zum dortigen VfB wechseln. Am meisten leuchten Frank Altrichters Augen allerdings, wenn er von seinem größten fußballerischen Erfolg erzählt: "1987 wurde ich mit der D-Jugend des SV Bergdorf Höhn oberfränkischer Hallenmeister!" Im Finale wurde Bayern Hof besiegt.

Schmunzelnd denkt Frank Altrichter, der sich als "klassischer Mittelstürmer" beschreibt, der "auch dorthin gegangen ist, wo es weh tut", auch an die oberfränkische Finalrunde mit der D-Jugend im Freien zurück. "Erneut war Hof unser Gegner - aber die haben unseren Sportplatz nicht gefunden!" Das Spiel in Höhn habe schließlich mit gehöriger Verspätung angepfiffen werden müssen - und: es wurde leider verloren.

Mittlerweile musste Frank Altrichter das mit den sportlichen Betätigungen etwas zurückschrauben, weil schlicht und einfach die Zeit fehlt. Seine Tätigkeit im bayerischen Sozialministerium ist umfassend. "Meine Tage sind dort von früh bis abends durchgetaktet", wie er berichtet. Hinzu kommt das Familienleben, das ihm sehr wichtig ist: Mit seiner Frau Tanja, die er bereits seit der Schulzeit kennt, hat er einen dreieinhalbjährigen Sohn. Und: Voraussichtlich im April wird der kleine Johannes noch ein Geschwisterchen bekommen.

Zusammen mit Tanja und Johannes habe er auch die Entscheidung für die OB-Kandidatur und somit für eine mögliche Rückkehr nach Neustadt getroffen. Letztlich hätte es viele Gründe gegeben. Die Liebe zur Heimat oder auch die Lust, als Stadtoberhaupt Verantwortung zu tragen. Aber auch die Versorgung mit potenziellen Babysittern spricht für Neustadt und gegen München. Erfrischend ehrlich stellt Frank Altrichter fest: "Großeltern ist das Wertvollste, was junge Eltern haben können!" Sowohl seine Eltern als auch seine Schwiegereltern wohnen in Neustadt; Tanja und er haben zudem noch immer einen offiziellen Zweitwohnsitz in Ketschenbach.

Der Mensch im Mittelpunkt

Ihren Erstwohnsitz hat die junge Familie seit 2011 in Obermensing bei München. Bis zu seinem Arbeitsplatz im bayerischen Sozialministerium benötigt Frank Altrichter täglich 35 Minuten - einfache Strecke. "Großstadt-Erfahrung ist wichtig", sagt er und äußert sich auch glücklich zu seiner beruflichen Herausforderung: "Weil der Mensch im Mittelpunkt steht!" Trotzdem hätte er künftig gerne deutlich kürzere Wege von der Wohnung bis zu seinem möglichen Arbeitsplatz im OB-Büro des Neustadter Rathauses.

Dass ihn dort keine einfachen Aufgaben erwarten würden, ist ihm bewusst. "Es tut schon weh, wie die Einwohnerzahl sinkt", gibt er zu und appelliert: "Wir müssen dagegen steuern!" Er halte es für wichtig, junge Leute schon so früh wie möglich "emotional" an Neustadt zu binden. "Da reicht kein feuchter Händedruck", sagt Frank Altrichter, "wir müssen den jungen Menschen etwas bieten!" Nur dann würden Neustadter, die die Stadt vielleicht fürs Studium verlassen, eines Tages zurückkommen und somit auch einen drohen Fachkräftemangel in den Firmen verhindern helfen.

Bei Frank Altrichter selbst hat das mit der emotionalen Bindung an Neustadt geklappt. Sprüche wie "Die Neustadter sind ein eigenes Volk" wertet er "sogar als Kompliment", weil es in der Puppenstadt eben einen besonderen Zusammenhalt gebe - was aber nicht bedeute, dass man sich abschotten wolle. "Ganz im Gegenteil", betont Frank Altrichter, "auf der Achse Rödental-Neustadt-Sonneberg müssen wir uns noch mehr als eine Region begreifen!" Selbstverständlich gehöre auch Coburg dazu - und selbstverständlich solle niemand seine eigene Identität verlieren. Frank Altrichter weiß ja selbst, wie schön und wichtig so etwas ist. Auf die Frage, wie er den Wahltag verbringen wird, fällt ihm sofort eines ein: "Fürs Mittagessen habe ich mir von meiner Mutter Dätsch mit Apfelmus gewünscht!" Sagt's und muss laut lachen.