Der mobile Stall ist eine Sauerei zum Anfassen

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Die Kinder hatten Spaß mit den selten gesehenen Gästen. Sie konnten die Ferkel streicheln und zu ihnen in den Stall klettern. Foto: Dominic Buckreus
Die Kinder hatten Spaß mit den selten gesehenen Gästen. Sie konnten die Ferkel streicheln und zu ihnen in den Stall klettern. Foto: Dominic Buckreus
Der Trog sollte immer so groß sein, dass alle Schweine gleichzeitig daran fressen können.
Der Trog sollte immer so groß sein, dass alle Schweine gleichzeitig daran fressen können.
 
Gefüttert werden die Tiere zumeist mit Getreide und eiweißreichem Futter wie etwa Sojaschrot.
Gefüttert werden die Tiere zumeist mit Getreide und eiweißreichem Futter wie etwa Sojaschrot.
 
Die Säue werden meist künstlich befruchtet und sind 3 Monate, 3 Woche und 3 Tage trächtig.
Die Säue werden meist künstlich befruchtet und sind 3 Monate, 3 Woche und 3 Tage trächtig.
 
Im Schnitt wirft eine Sau zwölf bis fünfzehn Ferkel.
Im Schnitt wirft eine Sau zwölf bis fünfzehn Ferkel.
 
Nach drei bis vier Wochen werden die Ferkel von der Mutter getrennt.
Nach drei bis vier Wochen werden die Ferkel von der Mutter getrennt.
 
 

Einen Schweinestall sieht heute kaum noch jemand. Der Bauernverband will deshalb mit einem fahrenden Stall die Viehzucht transparenter machen.

Schon von weitem war das laute Kindergeschrei vom Albertsplatz am Mittag zu hören. Eine Schulklasse hatte sich vor einem großen Anhänger versammelt. Was sich darin befand, bekommen die Kleinen nur selten zu Gesicht. Der Bayerische Bauernverband (BBV) hatte einen modernen Schweinestall im Miniformat angeschleppt, mitsamt Schwein und Geruch.

Doch daran störten sich die Schaulustigen wenig. Sie streichelten eifrig die fünf Ferkel und durften sogar in ihr mobiles Zuhause klettern. Genauso hatte sich das der Kreisobmann des Bauernverbandes Coburg, Gerhard Ehrlich, vorgestellt. Mit der Aktion will er der Bevölkerung mehr Einblick in die Tierhaltung gewähren und so manches Missverständnis aufklären. Denn dass der Verbraucher selbst den Stall betritt, ist wegen der Hygiene gar nicht mehr erlaubt, erklärt er.


Keine Massentierhaltung

Tierschützer äußern immer wieder Kritik an den Lebensbedingungen des Viehs in der Massentierhaltung. Dieser Begriff stört ihn allerdings, denn nur weil der Bauer einen großen Bestand hat, könne man nicht von Massentierhaltung sprechen: "Die Tierhaltung muss zur Fläche passen." Wenn der Bauer genug Platz bietet, komme es nicht auf die Anzahl der Tiere an. Zumal es gesetzlich vorgeschrieben ist, dass ein etwa 100 Kilogramm schweres Schwein mindestens 1,1 Quadratmeter Platz im Stall bekommt.

Im modernen Stall sind auch Kot-, Fress- und Ruhebereich getrennt. Der Futternapf soll immer so groß sein, damit alle Tiere gleichzeitig fressen können, um unnötige Kämpfe zu vermeiden.

Der Boden unter den Schweinen besteht aus Betonplatten mit kleinen Schlitzen, damit der Kot nach unten fällt und dort besser zersetzt wird. Die Breite der Spalten wird dem Alter immer angepasst, erklärt Ehrlich. Bei den acht Wochen alten Ferkeln sind das 1,8 Zentimeter. Den sogenannten Vollspaltenboden gebe es in etwa 90 Prozent aller deutschen Betriebe. Dass die Schweine mit ihren Hufen darin stecken bleiben und sich verletzen könnten, verneint er.


Auch Schweine wollen spielen

Auch die Kratzer an der Haut der Ferkel kann er erklären: "Das sind weiter nichts als Rangkämpfe." Um schlimmere Verletzungen zu vermeiden schleift der Bauer die Zähne der Neugeborenen am ersten Lebenstag ab, sagt er. Gleichzeitig auch einen Teil des Ringelschwanzes - ein weiteres umstrittenes Vorgehen. Die meisten Schweine kauen am Schwanz des Stallgenossen, was zu schweren Verletzungen führt.

Dennoch ließe sich das nur schwer vermeiden, sagt Ehrlich. Oft sei es genetisch bedingt, aber es komme auch vor, wenn sich die Schweine langweilen. Daher hängen in jedem Stall Spielsachen, damit sich die Tiere ablenken können. Auch das ist Vorschrift und kann sanktioniert werden, erklärt der Obmann. Trotzdem ist er die Debatte leid: "Das wird nur in Deutschland so hochgekocht."


Bauern leiden durch Billigpreise

Die Ferkel wiegen etwa 25 Kilogramm, wenn der Mastbetrieb sie nach acht Wochen vom Erzeuger kauft. Dort fressen sie sich 110 Tage lang fett, bevor sie im Schlachthof und letztlich auf dem Teller als Schnitzel enden.

Zwischen Schlachtbank und Abendessen liegt ein weiteres großes Problem für die Bauern. Der Preiskampf zwischen den Discountern strapaziere die Landwirtschaft, denn bei den immer billigeren Fleischpreisen, lande auch immer weniger bei den Bauern, klagt Ehrlich. Trotzdem räumt er gleich mit einem weiteren Missverständnis auf: "Die Qualität vom Fleisch aus Supermärkten ist nicht schlechter, als im Tante-Emma-Laden." Auch die zunehmenden Billigimporte aus dem Ausland machen den Viehhaltern große Sorgen. Einerseits, so sagt Ehrlich, wollen die Leute immer Produkte aus der Region, kaufen dann aber lieber beim Discounter.