"Der Kuchen muss größer werden"

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Spitzensport aus Coburg: Turnerinnen des TV Ketschendorf bei einem Wettkampf der Bayerischen Turnliga. Foto: TV Ketschendorf
Spitzensport aus Coburg: Turnerinnen des TV Ketschendorf bei einem Wettkampf der Bayerischen Turnliga.  Foto: TV Ketschendorf

Die Stadt Coburg soll wieder mehr Geld zur Unterstützung der Sportvereine bereitstellen, fordern Vertreter des Sportverbands Coburg.

Eröffnet hat die Diskussion Norbert Kastner, Vorsitzender des TV Ketschendorf. Ausgerechnet er: Bis Mai 2014 war Norbert Kastner nicht nur Oberbürgermeister der Stadt Coburg, sondern auch deren Sportreferent - und mit dem Thema Sportförderung kannte er sich bestens aus. Das tut er noch. Aber nun kennt er das Thema auch von der anderen Seite, als Vorsitzender eines Sportvereins.

Die pauschale Förderung der Übungsleiter sei nicht mehr zeitgemäß, sagte Kastner in der Hauptversammlung des TVK. Sie berücksichtige nämlich nicht den Aufwand, der zum Beispiel bei der Betreuung von Kindern und Jugendlichen oder von Mitgliedern mit Migrationshintergrund entstehe. "Wenn ich Jugendliche betreue, brauche ich auch jemanden, der dafür den Nerv hat", sagt Kastner. "Denn es ist nicht nur Training, es ist auch Erziehung."

Derzeit wird Vereinsarbeit pauschal gefördert; die Vereine müssen die Zuschüsse über die Stadt beim Freistaat beantragen; über die Bezirksregierungen wird das Geld an die Stadt ausgereicht, die es dann an die Vereine weitergibt und - zumindest in Coburg - diesen Betrag noch etwas aufstockt.

Allerdings wurde hier in den vergangenen Jahren im Zuge der Haushaltskonsolidierung gekürzt, sagt Jürgen Heeb. Der Vorsitzende des Coburger Sportverbands und Stadtrat diskutiert mit den Vertretern der Sportvereine und dem jetzigen Oberbürgermeister Norbert Tessmer (SPD) schon seit etwa einem Jahr über das Thema. Deshalb werde ja nun die Bestandserhebung bei den Sportvereinen gemacht, sagt Heeb: Erfasst werden soll nicht nur, wie viele Mitglieder dort betreut werden, sondern auch, in welchem Zustand die Sportstätten sind, welchen Sanierungsbedarf es gibt und wie die finanzielle Situation der Vereine aussieht. "Wir machen uns ein Gesamtbild", sagt Heeb, denn "wir wollen daraus echte Aktivität ableiten". Die dürfe nicht nur darin bestehen, dass die vorhandenen Sportfördermittel künftig anders und vielleicht bedarfsgerechter verteilt werden. "Der Kuchen für die Vereine muss größer werden", fordert der Sportverbandsvorsitzende.

Das fordert auch Kastner, in dessen Amtszeit der Kuchen erstmals verkleinert wurde. "Aber diese Einschnitte in die Sportförderung geschahen damals in Absprache mit den Vereinen", betont der Alt-OB. Unter anderem sei die Leistungssportförderung komplett weggefallen. Derzeit bezuschusst die Stadt laut Sportamt Fahrten zu höherklassigen Wettbewerben von bayerischen Meisterschaften aufwärts.

"Die Coburger Sportförderung ist immer noch gut", sagt Heeb. "Aber sie hat sich nicht entwickelt, und sie müsste an einigen Stellen nachgebessert werden." Dazu gehört für ihn auch, dass die Förderung für die Vereine planbarer werden muss. Dafür muss freilich auch der Freistaat sorgen: Der macht die Zuschusshöhe abhängig davon, wie viel Geld im Staatshaushalt dafür zur Verfügung steht. "Kalkulieren können die Vereine damit nicht", kritisiert Heeb. "Aber von ihnen wird eine solide Haushaltsführung verlangt."

Heeb und Kastner haben deshalb nicht nur die Kommunalpolitik im Blick, wenn sie mehr Unterstützung für die Sportvereine fordern. Zwar können Übungsleiter 2400 Euro im Jahr steuerfrei dazu verdienen, "aber manche bei uns haben das schon im April voll", sagt Kastner. Hier gehöre vom Bund nachgebessert. "Wenn man will, dass die Vereine diese gesamtgesellschaftliche Aufgabe übernehmen, dann man muss man sie dazu in die Lage versetzen."