"Der Flieger" über Coburg

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Szenenfoto : Ulrike Kriener und Martin May. Martin May wurde als Drachenflieger im Film meist gedoubelt - doch diese Nahaufnahmen ist echt. Fotos: CT-Archiv
Szenenfoto : Ulrike Kriener und Martin May. Martin May wurde als Drachenflieger im Film meist gedoubelt - doch diese Nahaufnahmen ist echt. Fotos: CT-Archiv
 
Premierenfoto vor der Kinokulisse Utopolis.
Premierenfoto vor der Kinokulisse Utopolis.
 
Das DVD-Cover zum Film.
Das DVD-Cover zum Film.
 

Martin May und Ulrike Kriener standen am Anfang ihrer Karriere in der Vestestadt vor der Kamera. 1987 feierte der Film seine Premiere.

Ulrike Kriener ist Kommissarin Lucas, ihr Gesicht aus der deutschen Film- und Fernsehlandschaft nicht mehr wegzudenken. Einen ihrer ersten Kinofilme drehte sie 1986 in Coburg - zusammen mit Martin May, dem gebürtigen Weidhausener, unter der Regie von Erwin Keusch. Vielleicht erinnert sich der ein oder andere noch an den "Flieger" - nach der Buchvorlage von Uwe Timm.
Vier Wochen lang spielte sich auf Coburger Boden und über den Dächern der Stadt gar "Luftiges" ab. In unserem Archiv haben wir einiges dazu gefunden.
Stets galt das Interesse auch Kameramann Jürgen Jürges, der das Geschehen sowohl aus schwindelnder Höhe, als auch auf festem Boden sicher ins rechte Licht zu rücken wusste.
Und was war das doch für ein Theater, bis es bei den Dreharbeiten auf einem Bauernhof in Neu- und Neershof endlich gelang, den Hofhund Toni zum bellen zu bewegen: Der treue Vierbeiner wollte so gar nicht seine Rolle eines kläffenden Ungeheuers entsprechen und es bedurfte des Einsatzes aller Beteiligten, um ihn halbwegs in Aktion zu setzen.
Die Mitglieder des Rock'n'Roll-Clubs Coburg-Kronach, kurz Kroco, tanzten sich fast alle Sohlen durch, als sie für eine Szene von wenigen Sekunden einen ganzen Nachmittag lang das Parkett der Gastwirtschaft "Grüner Baum" in Weidach strapazieren mussten.
Zum Anbeißen schön war die Torte, die Konditormeister Franz Schubart dem Film-Team stiftete und durch die Bernd Klinger (Martin May) auf erschreckende Weise seine Popularität erkennen musste.
Und dann war doch die Landung des Drachenfliegers auf dem Schlossplatz, die von hunderten von Zuschauern bejubelt wurde, während gleichzeitig auf der Veste unter den kritischen Augen des Regisseurs eine Szene mit dem Pater (Joost Siedhoff) gedreht wurde.
Die Premiere war ein Großereignis in Coburg. Oberbürgermeister Karl-Heinz Höhn hatte die Stars zusammen mit Kinochef Werner Gutmann ins Rathaus zum Stadtempfang eingeladen. Anschließend eröffnete der Sparkassendirektor in der VCS-Hauptstelle am Markt im Beisein des Filmteams eine Foto-Ausstellung über die Coburger Dreharbeiten zum "Flieger".
Abends bei der Premiere im früheren Union-Theater war den Schauspielern tosender Applaus sicher. Dennoch drängte sich bei den Coburgern eine entscheidende Frage auf: Warum findet der eindeutige Coburger Dialekt keine Verwendung, wo doch die Stadt so deutlich benannt wird? Regisseur Erwin Keusch gab zu Bedenken, dass insgesamt 42 Sprechrollen zu besetzen gewesen wären, eine weitgehende Besetzung mit Laien sei jedoch indiskutabel. Es sei den Machern darauf angekommen, eine gute Geschichte zu erzählen, auf die der dokumentarische Dialekt keinen Einfluss habe. Beraten durch Mundartkenner Eberhard Wagner habe man bei allen Darstellern, die aus verschiedenen Gegenden Frankens kamen, den Dialekt sehr zurück genommen. Außerdem gäbe es ja auch nicht das Coburgerisch, denn auch hier würden die verschiedenen Sprachfärbungen zusammen fließen.
Im Anschluss an die Dreharbeiten schmiedete das Gespann Timm/Keusch bereits neue Filmpläne: "Der Mann auf dem Hochrad" sollte verfilmt werden, sobald Geld dafür da ist. Immerhin ist die Handlung dieses Romans noch viel enger mit Coburg verbunden. Doch darauf warten die Coburger heute noch...