Der Coburger mit der Liebe zum Kanaldeckel

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1997 bekam Peter Reingruber (links) einen Kanaldeckel als den "etwas anderen Orden" verliehen - in Anspielung an sein berühmtes Zitat zur Kommunalpolitik. Mit im Bild seine Frau Helga, Hans-Heinrich Ulmann (damals CSU, später CSB) und Frank Völker (CSU).CT-Archiv
1997 bekam Peter Reingruber (links) einen Kanaldeckel als den "etwas anderen Orden" verliehen - in Anspielung an sein berühmtes Zitat zur Kommunalpolitik. Mit im Bild seine Frau Helga, Hans-Heinrich Ulmann (damals CSU, später CSB) und Frank Völker (CSU).CT-Archiv
Dieser Schnappschuss stammt von 1996. Auf dem Bild sind - außer Peter Reingruber (vorne) - zum Beispiel auch Norbert Kastner (rechts), Frank Rebhan (mittlere Reihe, rechts), Jürgen W. Heike , Otto Regenspurger, Karl Zeitler, Richard Dlouhy und Siegfried Möslein zu sehen.CT-Archiv
Dieser Schnappschuss stammt von 1996. Auf dem Bild sind  - außer Peter Reingruber (vorne) - zum Beispiel auch  Norbert Kastner (rechts), Frank Rebhan (mittlere Reihe, rechts), Jürgen W. Heike , Otto Regenspurger, Karl Zeitler, Richard Dlouhy und Siegfried Möslein zu sehen.CT-Archiv
 
Ende 2009 trat Peter Reingruber aus der CSU aus.CT-Archiv/Oliver Schmidt
Ende 2009 trat Peter Reingruber aus der CSU aus.CT-Archiv/Oliver Schmidt
 
Peter Reingruber (Mitte) engagierte sich auch in der Oma-Opa-Vermittlung.CT-Archiv/Desombre
Peter Reingruber (Mitte) engagierte sich auch in der Oma-Opa-Vermittlung.CT-Archiv/Desombre
 
So werden Peter Reingruber viele in Erinnerung halten: immer mit einem Lächeln auf den Lippen.CT-Archiv/Bastian
So werden Peter Reingruber viele in Erinnerung halten: immer mit einem Lächeln auf den Lippen.CT-Archiv/Bastian
 

Fast vier Jahrzehnte lang prägte Peter Reingruber die Coburger Kommunalpolitik. Die vermeintlich kleinen Sorgen der Bürger lagen ihm besonders am Herzen.

Ende der 1990er Jahre besuchte eine Abordnung des Coburger Stadtrats das Klärwerk. Es ging darum, eine Investition zu begutachten; im Technikraum war eine spezielle Turbine angeschafft worden. Während sich die meisten Stadträte neugierig alles erklären ließen, stand Peter Reingruber schmunzelnd daneben und rechnete: "Seit ich im Stadtrat bin, wird diese Turbine jetzt schon zum dritten Mal ausgetauscht - ich bin aber immer noch derselbe."

So war er, der Peter: humorvoll, fachkundig - und, vor allem, schier unverwüstlich.


Wichtiger als das Verdienstkreuz

Mit der Anekdote aus dem Klärwerk soll übrigens weder der Turbine noch Peter Reingruber zu nahe getreten werden. Denn zum einen war es schon in Ordnung, dass die Turbine Ende der 1990er Jahre bereits zum dritten Mal während Peter Reingrubers Amtszeit ausgetauscht wurde - er gehörte schließlich bereits seit 1966 dem Stadtrat an. Zum anderen mag es nur für Außenstehende despektierlich klingen, einen Nachruf mit einer Szene aus dem Klärwerk zu beginnen. Denn zu Peter Reingruber passt ein solch elementares Beispiel aus der Kommunalpolitik. Er scheute zwar auch nie vor einer Diskussion über die ganz großen Themen zurück. Doch das Bodenständige lag ihm nun mal besonders am Herzen.

"Kommunalpolitik ist dort, wo der Kanaldeckel klappert!" - dieser Ausspruch von Peter Reingruber ist legendär. Er sollte als Mahnung verstanden werden, die alltäglichen Sorgen der Menschen nicht zu vergessen. Peter Reingruber hatte stets ein Ohr für diese vermeintlich kleinen Probleme. Dass ihm später mal ein Orden in Form eines echten Coburger Gullydeckels verliehen wurde, hat ihn sehr gerührt. So sehr, dass er diese Auszeichnung in seiner persönlichen Rangliste noch über dem Bundesverdienstkreuz einordnete, wie er einmal - natürlich schmunzelnd - sagte.

Peter Reingruber wurde am 24. Januar 1934 in Coburg geboren. Er besuchte die Rücker tschule und das Ernestinum. Nach einer Lehre beim damaligen Bäcker Sauer am Salzmarkt folgten Lehr- und Wanderjahre, eher er in der Spitalgasse in Coburg die Bäckerei seines Großvaters Hans Buhl übernahm. Weil der Hausname der früheren Bäckerei "Hörnlesbeck" war, wurde fortan auch Peter Reingruber so genannt.

In München hatte er seine Ehefrau Helga kennengelernt. 1957 heirateten die beiden, 1958 kam Tochter Brigitte auf die Welt. 1959 zog die Familie nach Coburg. In der Vestestadt wurden noch Sohn Klaus (1960) und Tochter Doris (1964) geboren.


36 Jahre lang im Stadtrat

Peter Reingrubers kommunalpolitisches Engagement begann 1966, als er erstmals in den Stadtrat gewählt wurde. Er gehörte dem Gremium ununterbrochen bis 2002 an. 14 Jahre lang hatte er den Vorsitz der CSU-Stadtratsfraktion inne und wurde später gar zum Ehrenvorsitzenden der Fraktion ernannt.

Ein Einschnitt war 2007 die Abspaltung der CSB von der CSU. Im Streit um das "Neue Innenstadtkonzept" hatte er mit langjährigen Weggefährten wie Arnfried Fischer, Hans-Heinrich Ulmann, Gerhard Amend und Christian Müller die Partei verlassen. Es war nicht das erste Mal, dass Peter Reingruber bewies, sowohl seine Prinzipien als auch seinen "eigenen Kopf" zu haben. Den Titel des Ehrenvorsitzenden der CSU-Fraktion bekam er nach seinem Wechsel zur CSB aberkannt.


Stolz auf das Erreichte

"Du bist nicht nur ein politisches Urgestein, sondern du hast auch die Spürnase für politisch relevante Dinge, die du dann aufgreifst und dich bis zum guten Ende dafür einsetzt", hatte ihn sein früherer Stadtratskollege Hans Jochen Medau zum 80. Geburtstag gelobt. Peter Reingruber selbst hatte an jenem Tag gesagt: "Wenn ich auf die 80 Jahre zurückblicke, bin ich schon stolz darauf."

Am Mittwoch vergangener Woche ist Peter Reingruber im Alter von 81 Jahren gestorben. In einem Nachruf schreiben seine CSB-Kollegen: "Wir haben einen guten Freund verloren." Die Trauerfeier findet am Dienstag , 10. Oktober, um 10 Uhr im Herzoglichen Mausoleum auf dem Friedhof in Coburg statt.