Ozan Durukan hatte eine Idee und setzt sie um. Er bietet ein Rundum-Paket aus Pflanztopf, Erde und Samen für Stadtgärtner an - alles ökologisch und nachhaltig. Derzeit sucht er einen Laden in Coburg.
"Alles in einem Pott - Samen, Erde, Dünger" steht auf dem braunen Gefäß, das wie ein Pflanztopf aussieht, aber auch doch wieder nicht. Denn das Material ist nicht - wie gewohnt - Plastik, sondern irgendwie fasrig. "Kokosfaser", sagt Ozan Durukan. Und das ist der Unterschied zu dem, was es gemeinhin für den Pflanzenliebhaber und Gärtner gibt. Dieser Topf ist zu 100 Prozent kompostierbar, auch der Deckel aus Zuckerrohrfaser. Und so geht's: Erde in den Topf, Samen und Wasser dazu und schauen, was da wächst. Das können Küchenkräuter und Gemüse zum Beispiel fürs sogenannte Urban Gardening oder auch Bäume sein. Abfall gibt es dabei nicht, denn alle Bestandteile gehen rückstandslos in den natürlichen Kreislauf zurück. "Meinwoody" nennt Ozan Durukan sein Projekt, für das er seit 2011 hart arbeitet.
Sein "Wäldchen" soll wachsen und stark werden.
Einsatz von Kokosfaser Neu ist die Idee nicht. "Es gibt kompostierbare Töpfe bereits seit den 70er Jahren. Aber sie sind ein bisschen in Vergessenheit geraten. Wir beleben Gedanken wieder neu", erläutert Ozan Durukan. "Wir", das sind die Brüder Ozan und Ayhan Durukan und Michael Beetz. Sie sind Geschäftsführer und Gesellschafter der Coburger Firma Seed Evolution UG mit derzeitigem Sitz in der Hinteren Kreuzgasse. Die drei jungen Männer greifen nicht einfach nur auf, was es schon gibt - sie wollen viel mehr. "Es geht uns um eine engere Verbindung von Mensch und Natur, um Nachhaltigkeit und darum, dass wir Verantwortung für diesen Planeten haben", sagt der Geschäftsführer Ozan Durukan. Seine Zielgruppe sind vor allem junge Menschen.
Da ist zum Beispiel die Kokosfaser.
Sie ist nicht nur das Material für den Pflanztopf, der Erdboden wird durch die Faser auch gestärkt. Dass sie aus Indien kommt, ist insofern nicht optimal, als dafür lange Transportwege in Kauf genommen werden müssen. "Wir arbeiten gerade daran, die Kokosfaser durch einheimisches Schilf zu ersetzen." Die Baumsamen für "meinwoody" kommen von einem Öko-Betrieb aus Österreich, das Gemüse- und Kräutersaatgut stammt aus biologischer Vermehrung.
Verzicht auf Torf "Wir verzichten bei unseren Pflanzsets bewusst auf Torf", erläutert der Geschäftsführer. Der Grund: "Torf ist Mutterboden, der unwiederbringlich ist.
Außerdem wird beim Torfabbau Methangas freigesetzt." Für einen 40-Liter-Sack Erde sei das so viel, wie ein Mittelklassewagen bei einer 100 Kilometer langen Fahrt auf der Autobahn verbraucht."
"Zukunft(s)pflanzen" nennen die drei Männer von Seed Evolution UG ihre Produkte. Und das ist keine hohle Phrase, denn sie unterstützen auch andere nachhaltige Projekte in aller Welt. Zum Beispiel einen Brunnenbau in Burkina Faso. "15 bis 20 Prozent unseres Verkaufsertrags spenden wir für gemeinnützige Projekte." Dafür arbeitet die Firma mit dem Hilfsnetzwerk bette rplace.org zusammen. "Wir können selbst mit den Empfängern kommunizieren und sind damit sicher, dass unser Geld auch ankommt."
Dabei haben die Coburger nichts zu verschenken. Noch können sie nicht gewinnbringend arbeiten. "Alles, was wir durch Verkäufe erlösen, wird eins zu eins wieder eingesetzt, damit wir weitermachen können", sagt Ozan Durukan.
Über die Plattform "Startnext" ist es gelungen, durch sogenanntes Crowdfunding (finanzielle Unterstützung durch viele Personen) knapp über 10 000 Eur o zusammenzutragen. "Auch das ist gleich in die Firma geflossen."
Laden gesucht Derzeit werden die Pflanzsets vor allem übers Internet verkauft. Unter www.meinwo ody.de sind sie zu finden. "Wir haben Abnehmer in der Schweiz, in Bremen, Berlin, Frankfurt am Main, Hamburg und Nürnberg." Aber ein Laden in Coburg - das wär's! "Die Schwierigkeit dabei ist, dass die Vermieter wissen wollen, wie die Entwicklung mittelfristig aussehen wird. Doch das können wir nicht sagen", stellt Ernst Roschanzamir fest. Er ist Ozan Durukans Onkel und unterstützt "meinwoody", wo er kann. Unterstützung gibt es auch von prominenter Seite. "Auwi Stübbe vom Designforum Oberfranken ist auf uns zugekommen.
Wir konnten uns bei den Designtagen im Mai vorstellen", erzählt der Geschäftsführer. Und was sagt der Professor und Vorsitzende des Designforums zu "meinwoody"? "Das ist ein gutes Ding. Wir brauchen solche jungen Leute in Coburg." Er sei im Moment auf der Suche nach einem Laden im Steinweg, den das Designforum als gemeinnütziger Verein kostenlos nutzen könnte. "Bevor ein Geschäft leer steht...! Wir stellen auch eine Spendenquittung aus."
Inzwischen arbeiten Ozan Durukan und seine Mitstreiter an Optimierungen der Angebote. Es gibt eine Art Pflanzwand für den Balkon. "Wir überlegen uns auch, nicht nur Saatgut, sondern schon Jungpflanzen zu verkaufen", ergänzt Ernst Roschanzamir. Und eine interaktive App, die gerade in Arbeit ist, soll zum Beispiel Tipps für die Pflege von Bäumen, Kräutern und Gemüse geben.
Kontakt für Eigentümer
Wer im Steinweg ein Ladengeschäft besitzt und es dem Designforum Oberfranken und damit auch "meinwoody" zur Verfügung stellen möchte, der kann sich unter Telefon 09561/35495-40 an Auwi Stübbe wenden.