Depression und Reanimation: Studientag am Ernestinum

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Ahmet Bozhügük und Michael Frank üben die Herz-Lungen-Wiederbelebung an einer Simulationspuppe. Frank Schmidt vom Coburger BRK leitet sie dabei an (von links). Foto: Helke Renner
Ahmet Bozhügük und Michael Frank üben die Herz-Lungen-Wiederbelebung an einer Simulationspuppe. Frank Schmidt vom Coburger BRK leitet sie dabei an (von links). Foto: Helke Renner

Wofür muss das Herz nicht alles herhalten. Es ist das Organ, ohne das es kein Leben gibt, spielt aber auch als Metapher für Gefühle und geliebte Menschen eine Rolle. All das haben Zehntklässler des Gymnasiums Ernestinum in Coburg untersucht.

Eine Herzdruckmassage ist anstrengend. Diese Erfahrung macht Michael Frank beim Üben an der Simulationspuppe. Ihm assistiert Ahmet Bozhügük, der den Kopf der Puppe so hält, dass die Atemwege frei sind. Er übernimmt auch die Beatmung. Schließlich steht Armin Kautler mit dem Defibrillator bereit, das medizinische Gerät, das als Lebensretter inzwischen in den meisten öffentlichen Gebäuden zu finden ist. "Das kann jeder bedienen, man muss nur der Anleitung folgen", erläutert Marcel Thein, Ausbilder und Instruktor beim Bayerischen Roten Kreuz. Vorher hatte er den am Studientag beteiligten Zehntklässlern erläutert, was es mit dem plötzlichen Herztod auf sich hat und wie durch richtige Erste Hilfe Menschenleben gerettet werden können.


Überraschend für die Gymnasiasten: Der plötzliche Herztod kündigt sich nicht an, er kann Frauen und Männer sowie alle Altersgruppen gleichermaßen treffen. Niemand ist davor gefeit, es gibt auch keine speziellen Risikogruppen. "100.000 Menschen sterben in Deutschland jährlich am plötzlichen Herztod. In Europa ist er die häufigste Todesursache", stellt Marcel Thein fest. Und dann erklärt er den Schülern, was zu tun ist, um einen Herzstillstand zu verhindern und lässt sie an der Simulationspuppe üben.

Schüler halten Referate

Das aber ist nur ein Teil des umfangreichen Studientags zum Thema Herz am Gymnasium Ernestinum. In Vorfeld haben die Schüler der Klasse 10 b und die Ethik-Schüler der 10. Klassen andere Herzenssachen untersucht - zum Beispiel, welche Rolle das Herz in der Literatur spielt. "In der Epoche des Sturm und Drang steht es für Gefühle wie Liebe und Hass. In der Aufklärung wird das Herz eher als lebensnotwendiges Organ betrachtet", erzählt Florian Gogolinskis.

Die Auswirkungen von Musik auf Blutdruck und Puls hat eine Arbeitsgruppe untersucht, an der René Aplienz beteiligt war. "Ich habe zusammen mit einem Freund Musik verschiedener Genres gehört und dabei Blutdruck und Puls gemessen." Das Ergebnis: Bei Musik mit einer hohen Beat-per-Minute-Zahl (hohe Schlagzahl pro Minute), also solcher mit hohem Tempo, steigen Pulsfrequenz und Blutdruck. Dabei sei es gleichgültig, welchen Musikstil man bevorzuge. Nur bei klassischer Musik, egal in welchem Tempo sie gespielt werde, gebe es keinen Anstieg.

Armin Kautler berichtet über die Ergebnisse seiner Gruppe. "Wir haben untersucht, ob es Stoffe im Blut gibt, die dafür verantwortlich sind, ob eine Liebe glücklich oder unglücklich ist und wie es zu Depressionen kommt." Es gebe solche Stoffe und es sei schon merkwürdig, das Liebe irgendwie nur Stoffwechsel ist. Bei Jannick Merkwirth ging es um Hyper- und Hypotonie, also hohen und niedrigen Blutdruck. Dass es mehr Menschen mit hohem als mit niedrigem Blutdruck gibt und dass auch viele junge Leute unter Hypertonie leiden, habe ihn überrascht, sagt der Zehntklässler.

Die Gruppe von Simon Kostin schließlich hat sich mit der Evolution des Herzens beschäftigt - wie es sich vom offenen Kreislauf der Schnecken und Würmer zur Pumpe mit vier Kammern beim Menschen entwickelt hat. Weitere Themen waren Redewendungen zum Wort Herz, Elektrokardiogramm - Strom des Herzens, Hirntoddiagnosti k und Herztransplantation.

Zusammenarbeit mit Klinikum

Am Nachmittag waren die Schüler dann zu Gast im Klinikum, um den medizinischen Alltag in der Kardiologie kennenzulernen. Dort informierte sie Assistenzarzt Thomas Mischke. Dessen Vater, Klaus Mischke, ist Lehrer am Ernestinum und hat zusammen mit seinen Kollegen Christian Wegemann, Norbert Berger und Anja Grimm den Studientag initiiert und begleitet. "Es ist ein fächerübergreifendes Projekt daraus geworden", sagt Norbert Berger dazu.