Das Glück in ihren Händen: Fränkische Hebammen brennen für ihren Beruf
Autor: Stephan Großmann
Coburg, Donnerstag, 21. März 2019
Die 24-jährige Coburgerin Julia Hemmen ist Hebamme aus Leidenschaft. Eine wichtige Eigenschaft für Geburtshelferinnen. Denn die Rahmenbedingungen machen den Hebammen das Arbeiten vor, während und nach einer Entbindung nicht immer einfach.
"Leon hat ordentlich zugenommen." Julia Hemmen nickt der Mama des drei Wochen alten Jungen zufrieden zu, nimmt ihn aus dem Tuch und legt ihn behutsam auf der Couch ab. Die Hebamme notiert das Gewicht im Nachsorge-Tagebuch und schaut auf den Nabel des kleinen Breitengüßbachers. "Sieht super aus." Mama Alexandra Kocsis lächelt. Als ob Leon verstanden hätte, dass es um ihn geht, quietscht er auf. Diese Momente sind es, die Julia Hemmen ihren Beruf lieben lassen.
Leidenschaft für den Beruf der Hebamme entflammte im Kreißsaal
Weit hat die 24-jährige Coburgerin ihre Ausbildung noch nicht hinter sich gelassen. Dennoch leitete sie schon viele Geburten selbstständig an, bei weit mehr Entbindungen war sie dabei. Ihre Leidenschaft für diesen Beruf entflammte vor einigen Jahren in einem Ingolstädter Kreißsaal, während ihres ersten Praktikums: "Als ich die erste Geburt sah, dachte ich einfach nur "Wow". Das war ein wunderschöner Moment. Seither kann ich mir nichts Besseres vorstellen, als eine Hebamme zu sein", erzählt sie. Die Ausbildung zur Hebamme soll bis 2022 reformiert werden - das schreibt eine EU-Richtlinie vor.
Dennoch war für die 24-Jährige sehr schnell klar, nach ihrer Lehrzeit nicht länger in einer Klinik arbeiten zu wollen. Dem von Schichtplänen erzeugten Zeitdruck wollte sie entfliehen und hat in der freiberuflichen, außerklinischen Geburtshilfe ihre Berufung gefunden. Trotz schwieriger Rahmenbedingungen liegen die Vorteile für sie auf der Hand. "Ich lerne die Familien genau kennen, begleite sie weit vor und lange nach der Geburt", sagt sie. Nur so lasse sich ein inniges Vertrauensverhältnis aufbauen, das für die intime und sensible Zeit einer Geburt so wichtig ist.
Hemmen wünscht sich, dass den Frauen die Angst vor einer außerklinischen Entbindung endlich genommen würde. "Eine Geburt ist keine Krankheit, die es zu behandeln gilt."
Katrin Wissmüller kennt dieses Gefühl - von der anderen Seite her. Eine Beleghebamme begleitete die junge Bambergerin vor, während und nach der Geburt ihres zweiten Sohnes Bruno vor etwa zwei Jahren. "Durch den langen, engen Kontakt haben wir ein Urvertrauen aufgebaut", sagt die zweifache Mutter. Das enge Verhältnis habe die Entbindung erleichtert - für alle Beteiligten.
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Seit sich die Geburt gegen 21 Uhr ankündigte, standen die beiden Frauen in regem telefonischen Kontakt. Derart unterstützt harrte Wissmüller noch einige Stunden zu Hause aus. "Wir waren alleine, fühlten uns aber nicht so", sagt sie. Dann war es soweit, die Hebamme kam zu ihr nach Hause und gemeinsam fuhren sie zum Klinikum. 2.50 Uhr kam dann der kleine Bruno wohlbehalten zur Welt. "Ich kann nur jeder Frau zu einer Beleghebamme raten", sagt Katrin Wissmüller.