Die SÜC würden gern mit Elektro-Autos ins Carsharing-Geschäft einsteigen. Voraussetzung dafür ist , dass es vom Freistaat Fördermittel gibt.
Der Freistaat will innovative Projekte im öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) und im Radverkehr fördern. Vier Millionen Euro stehen dafür heuer noch bereit; verteilt wird das Geld "nach dem Windhundprinzip", sagt Wolfgang Weiß, Klimaschutzbeauftragter der Stadt
Coburg.
Die Stadt möchte sich gern einen Teil dieser Fördermittel sichern. Das angedachte Projekt stellte Weiß am Montag im Verwaltungssenat vor: ein eigenes Carsharing-Angebot mit Elektroautos. Ein solches Projekt stehe immerhin schon seit 2010 im integrierten Klimaschutzplan der Stadt, sagte Weiß.
Allerdings soll die Stadt das Carsharing nicht selbst organisieren. Das würde der SÜC-Verkehrsbetrieb übernehmen (SÜC Bus und Aquaria), berichtete Weiß. Die Stadt müsste dem Verkehrsbetrieb den entsprechenden Auftrag erteilen. So weit ist es freilich noch lange nicht. Erst einmal soll eine Projektskizze beim bayerischen Verkehrsministerium eingereicht werden, um zu klären, ob dieses Projekt überhaupt Fördermittel erhalten würde. Dann erst geht es in die Feinplanung.
Acht Fahrzeuge
Die Grobplanung sieht bislang vor, mehrere Ladestationen mit Stellplätzen im Stadtgebiet einzurichten: zwei in der Innenstadt, je einer in Wüstenahorn, in der Neuen Heimat, im Thüringer Viertel, in Creidlitz und im Heimatring. Angeschafft werden sollen zunächst insgesamt acht Fahrzeuge - sieben Kleinwagen (Renault Zoe) und ein Kangoo, um auch einmal größere Lasten transportieren zu können. Rund 160 000 Euro würden die Autos kosten. Die Miete für die Akkus könnte zumindest im ersten Jahr durch ein Autohaus per Sponsoring gedeckt werden, sagte Weiß. Als weitere Kosten kommen rund 56 000 Euro für Ladestationen und Stellflächen dazu, rund 16 000 Euro für Versicherung, dazu die Kosten für Software, Personal und Marketing. 70 Prozent der Kosten würde der Freistaat übernehmen, wenn er das Projekt für förderwürdig hält. Außerdem, so Weiß, sei eine zusätzliche Förderung per Leader-Programm möglich.
Die Autos sollen per App gebucht, entriegelt und bezahlt werden können. 35 bis 50 Cent soll ein Kilometer Fahrt kosten. Hans Weberpals (CSB) äußerte Zweifel, ob sich das Angebot damit rechne - schließlich seien die Mieten für die Akkus dabei noch gar nicht im Plan enthalten. Außerdem würden die Anbieter von E-Carsharing in Großstädten inzwischen über rückgängige Fahrgastzahlen klagen. Der Grund: Vielen Nutzern seien die Autos zu verdreckt; manchmal seien sie auch beschädigt. Aus der Leihwagenbranche wisse er, dass jedes Fahrzeug bei der Rückgabe geprüft werden müsse, ob alles in Ordnung sei, sagte Weberpals.
Verein mit Erfahrung
"Das ist eingepreist", versicherte Weiß, der gleichzeitig zuversichtlich ist, dass sich solche Probleme in Coburg nicht in dem Umfang stellen werden wie in Großstädten. Immerhin gebe es in Coburg einen privaten Carsharing-Verein, der seit 1995 Erfahrung mit dem Geschäft habe. Dort teilen sich derzeit rund 20 regelmäßige Nutzer zwei Autos.
Am Ende stimmte der Verwaltungssenat geschlossen dafür, die Projektskizze beim Verkehrsministerium einzureichen. Wenn das Projekt tatsächlich umgesetzt werden soll, wäre ohnehin noch ein Stadtratsbeschluss notwendig.
Alternativen anbieten
Weiß und Oberbürgermeister Norbert Tessmer (SPD) machten deutlich, dass das E-Carsharing auch höhere Ziele verfolge: Es gehe um Klimaschutz, selbstverständlich mit Ökostrom, wie Weiß betonte. Angesichts von möglichen Fahrverboten und Grenzwerten seien die Städte gefordert, sagte Tessmer. Die Kommunen würden die Bürger aber nicht bevormunden wollen, "sondern Angebote schaffen, damit Alternativen da sind".