Diskussion auch in Coburg: Wie geht's weiter mit Horst Seehofer?

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Horst Seehoferdpa
Horst Seehoferdpa
René Boldt
René Boldt
 
Frank Altrichter
Frank Altrichter
 
Jürgen W. Heike
Jürgen W. Heike
 
Hans Michelbach
Hans Michelbach
 

Nach den dramatischen Verlusten bei der Bundestagswahl richten sich bei der CSU die Blicke auf die Parteispitze. Nicht wenige plädieren für einen Wechsel.

Es rumort in der CSU. Nach den dramatischen Verlusten bei der Bundestagswahl ist eine Diskussion um Parteichef Horst Seehofer entbrannt: Ist er noch der Richtige, oder sollte sich die Partei jetzt neu aufstellen, um bei der so wichtigen Landtagswahl im kommenden Jahr wieder ein besseres Ergebnis einfahren zu können?

Wer bei den CSU-Vertretern im Coburger Land nach Meinungen zu diesem Thema fragt, bekommt nicht immer eine offene Antwort. Lediglich hinter vorgehaltener Hand wird deutlich, dass sich einige einen Wechsel an der Parteispitze wünschen. Dann fällt auch oft der Name Markus Söder, den sich viele sehr gut als Seehofer-Nachfolger vorstellen könnten.

"Ich halte Markus Söder für einen fähigen Mann", sagte René Boldt am Dienstag zunächst ganz diplomatisch auf Tageblatt-Anfrage. Doch der Vorsitzende des CSU-Kreisverbands Coburg-Stadt fand auch deutliche Worte: "Ein ,Weiter so' kann es nicht geben!" Und, noch deutlicher: "Es sind schon bei besseren Ergebnissen personelle Konsequenzen verlangt worden." René Boldt spielte damit auf die Landtagswahl von 2008 an, bei der die CSU auf das - damals - historische Tief von 43,4 Prozent gefallen war. Anschließend wurden Ministerpräsident Günther Beckstein und Parteichef Erwin Huber abgelöst. Nachfolger auf beiden Posten wurde Horst Seehofer, unter dessen Führung nun bei der Bundestagswahl 38,5 Prozent geholt wurden.

René Boldt vermeidet irgendwelche Rücktrittsforderungen. "Es sollte aber überlegt werden, welches inhaltliche und welches personelle Angebot bei der Landtagswahl im nächsten Jahr fruchtet." Der Coburger CSU-Chef hält es außerdem für "an der Zeit", dass eine Kreisvorsitzendenkonferenz einberufen wird, bei der Horst Seehofer seine Pläne für die Zukunft aufzeigt. Auch eine Fehleranalyse sei wichtig, wobei Boldt regionale Unterschiede sieht: "Man muss schon genau hinschauen, in welchen Landesteilen die Verluste besonders groß waren." Zwar sei die CSU auch im Wahlkreis Coburg/Kronach schwach gewesen, "aber im Vergleich haben wir am wenigsten verloren."

"Wir sind an einem Scheideweg", stellt der CSU-Landtagsabgeordnete Jürgen W. Heike fest, wollte sich darüber hinaus aber am Dienstag noch nicht weiter zur Personalie Seehofer äußern. "Ich warte die Fraktionssitzung am Mittwoch ab, in der es eine Stellungnahme vom Ministerpräsidenten mit Diskussion gibt." Denn: "So etwas sollte nicht in der Öffentlichkeit ausgetragen werden."

Frank Altrichter, Vorsitzender der CSU-Stadtratsfraktion in Neustadt, mahnt zwar einerseits zu Besonnenheit: "Das, was gestern gut war, ist nicht mit einer Wahl plötzlich alles schlecht." Trotzdem stellt er klar: "Ein bloßes ,Weiter so' würde die Basis nach zehn Prozent Stimmenverlust verunsichern." Er erwarte deshalb "klare Entscheidungen in den nächsten Tagen". Auf die Nachfrage, ob er damit auch personelle Konsequenzen meint, erklärt Altrichter: "Nein - entscheidend ist: Klare Kante bei Koalitionsverhandlungen!" Dafür gebe es den Bayernplan der CSU. Dieser sei Richtschnur - "und nichts anderes."

"Ich habe eine klare Meinung, was geschehen muss", sagt derweil der Coburger CSU-Bundestagsabgeordnete Hans Michelbach. Verraten wollte er diese Meinung am Dienstag allerdings noch nicht. "Das werde ich zunächst dem Ministerpräsidenten von Angesicht zu Angesicht sagen", bat Hans Michelbach um Verständnis.