Coburgs Innenstadt: Leere Fenster, knapper Wohnraum

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Wer durch Coburgs Innenstadt läuft, hat kein Problem, leer stehende Häuser und Wohnungen zu finden. Meist sind sie sanierungsbedürftig. Foto: Helke Renner
Wer durch Coburgs Innenstadt läuft, hat kein Problem, leer stehende Häuser und Wohnungen zu finden. Meist sind sie sanierungsbedürftig. Foto: Helke Renner

Auf der einen Seite Häuser mit leeren, staubigen Fenstern, auf der anderen Seite Menschen, die Wohnraum in Coburg suchen oder Investoren, die nach Objekten Ausschau halten. Die Stadt will Eigentümer und Interessenten zusammenbringen.

Die Idee hatten die SPD-Stadträtinnen Petra Schneider und Bettina Lesch-Lasaridis. Im Mai 2013 haben sie den Antrag gestellt, eine Umfrage unter den Immobilienbesitzern in der Innenstadt zu starten. Ziel ist es, den Bestand an Wohnraum zu erfassen, in Erfahrung zu bringen, wie Gebäude derzeit genutzt werden oder wo sie einfach nur leer stehen, wo Investitionen geplant sind und eventuell Unterstützung gebraucht wird.

I m Integrierten Stadtentwicklungskonzept (Isek) sei festgelegt worden, dass der Wohnraum in der Innenstadt aufgewertet werden soll, stellt Petra Schneider fest. "Als erstes stechen zwar die Leerstände der Läden ins Auge, aber es ist auch vieles leer, das sich für Wohnungen eignet."

Und es gehe den Antragstellerinnen auch um eine ausgewogene soziale Mischung, vor allem im Hinblick auf die Familienstadt, als die Coburg sich versteht.
"Unser Antrag zielt unter anderem darauf ab zu klären, welche Fördermittel unter Umständen in Anspruch genommen werden können - auch im Interesse der Eigentümer", ergänzt Bettina Lesch-Lasaridis. Dabei gehe es aber nicht nur ums Geld, sondern auch um andere Probleme, bei deren Lösung die Stadt Unterstützung anbieten könnte. Bauamtsleiter Karl Baier bestätigt d as.

Bauamt berät kostenlos

"Es gibt eine Reihe von Fragen, bei denen wir Eigentümern kostenlos beratend zur Seite stehen können - zum Beispiel bei der energetischen Sanierung eines Hauses." Viele Leute wüssten das gar nicht. "Für uns ist die Bildung eines Netzwerkes wichtig. Es gehen immer wieder Anfragen von Investoren ein, aber die Stadt selbst hat nicht so viele Immobilien", erläutert Karl Baier. Er könnte aber Auskunft geben und Kontakte herstellen, wenn er wüsste, wie die Situation in der Stadt konkret ist.

Auch die Immobilien der Wohnbau werden in die Bestandsaufnahme einbezogen. "Die Ketschenvorstadt ist ein gutes Beispiel dafür, dass sich auch für sanierungsbedürftige Häuser Investoren finden, wenn ihnen Unterstützung angeboten werden kann. Dazu aber brauchen wir die Erfassung", sagt Wohnbau-Geschäftsführer Andreas Heipp.

Zweite Bürgermeisterin Birgit Weber (CSU) betont in diesem Zusammenhang, dass die Stadt die Untersuchung in die eigene Hand nimmt. "Wir geben nichts in Auftrag." Und Pressesprecher Michael Selzer legt Wert auf die Feststellung, dass alle Daten bei der Stadt bleiben und nur intern verwendet werden.

Nachdenken über Mietspiegel

Und wie sieht es mit den Mieten aus? Wenn die beiden Initiatorinnen der Umfrage sich eine ausgewogene soziale Mischung wünschen, dann sollten die Wohnungen auch für Menschen mit niedrigem Einkommen und Familien bezahlbar sein. "Wir diskutieren gerade über das Für und Wider eines Mietspiegels", sagt dazu Birgit Weber.
An 750 Eigentümer werden in der kommenden Woche die Fragebögen verschickt. Bis zum 31. Juli, also noch vor den Ferien, sollten sie wieder im Rathaus sein, damit dort so schnell wie möglich mit der Arbeit begonnen werden kann.

Und worum geht es bei der Umfrage? Die Eigentümer werden gebeten, Angaben zur Nutzung der Geschosse in ihren Häusern zu machen, außerdem zur Anzahl der Wohnungen, Gewerbeflächen, Garagen und Stellplätze. Darüber hinaus geht es um Investitionen in den zurückliegenden Jahren und welche Gründe es dafür gab. Und die Hausbesitzer sollen angeben, ob sie beabsichtigen zu verkaufen.

Oberbürgermeister Norbert Tessmer (SPD) weist schließlich darauf hin, dass die Leerstände kein spezielles Coburger Thema sind. "Selbst der Deutsche Städtetag hat festgestellt, dass es sich hier um eine bundesweite Problematik handelt." Deshalb habe er die Lösung des Problems zur Chefsache gemacht.