Die Stadt kontrolliert die Marktplatzparker künftig strenger. Das sorgt für großen Frust bei den Marktleuten und Besuchern.
Wenn Autos zum Gesprächsthema Nummer Eins auf dem Coburger Wochenmarkt werden, läuft irgend etwas schief. Und so ist es. Sowohl die Marktleute als auch die Besucher sind sauer auf die Stadt, im Besonderen auf die Verkehrsüberwachung.
Dabei tun die Politessen doch nur ihren Job. Seit Anfang Oktober darauf hingewiesen wurde, dass an den Markttagen für den Markteinkauf bis 10 Uhr längstens 30 Minuten an der Seite gegenüber dem Rathaus kostenlos geparkt werden darf, herrscht helle Aufregung. Dabei ist die Regelung gar nicht neu, sondern es handelt sich dabei um eine so genannte Kulanzregelung. Eigentlich ist nämlich das Parken am Markt gar nicht erlaubt - außer zum Be- und Entladen.
Die Entrüstung ist groß
Da jedoch in der Vergangenheit nicht kontrolliert wurde, wo und wie lange die Parker stehen, ist die Entrüstung jetzt groß. Für Brita Schönwälder aus Weißenbrunn am Forst gehört der Besuch des Coburger Marktes mit der bunten Vielfalt an Blumen und frischem Gemüse zu ihrer Freude am Wochenende. In einem Leserbrief schreibt sie uns: "Der Markt lebt von seinen zahlreichen Besuchern, die sich dort begegnen, in Ruhe das Warenangebot durchsehen, Preise und Qualität vergleichen. Er ist auch Treffpunkt sozialer Geselligkeit für Jung und Alt."
Nun ist es jedoch mit dieser Bürgernähe vorbei. "Ich wurde von einer Ordnungskraft instruiert: Parken ist jetzt nur noch 30 Minuten erlaubt, jede Überschreitung kostet Bußgeld." Und prompt erzählte ihr ein anderer Gemüsekunde, er habe einen Bußgeldbescheid von 30 Euro bekommen, weil er sieben Minuten über die erlaubte Zeit gestanden habe. Blumenhändler Otmar Renner kann den Frust seiner Kunden gut verstehen. "Zum Einkaufen am Markt gehört halt schon ein bisschen plaudern dazu", sagt er und befürchtet, dass Kunden sich nicht mehr trauen und ausbleiben. Sein Umsatz sei bereits leicht rückläufig.
Brita Schönwälder wurde von einer Ordnungskraft darauf aufmerksam gemacht, dass es ja Parkhäuser gebe, schreibt sie. Sie sei Seniorin und dürfe aus gesundheitlichen Gründen nicht schwer heben. Deshalb bringe sie ihre Einkaufsbeute in kleinen Einheiten zum Auto. In 30 Minuten sei ihr Einkauf auch im Eiltempo nicht zu schaffen. "Viele ältere Menschen bewältigen ihren Markteinkauf auf diese Weise und nun sind sie genauso ratlos wie ich", sagt sie.
Eile ist geboten
Diese rücksichtslose Änderung der Parkbedingungen zeige schon Folgen. Der Markt wirke leer, die Besucher hasteten zwischen den Ständen, Warteschlangen, die auch Anlass für einen kurzen Plausch boten, suche man vergebens. Alle seien in Eile, niemand verweile und freue sich an der gelebten Atmosphäre dieses schönen Ortes. "Aus welchem Grund zerstört die Stadtverwaltung das Flair dieses schönen Orte?", fragt die aufgebrachte Dame provokant.
Sensibler Bereich
Sandra Geiger, die Leiterin der Verkehrsabteilung im Ordnungsamt, sieht das ganz anders. Ihr geht es darum, dass die Fußgängerzone als solche auch wieder wahrgenommen wird. Und dazu gehört eben auch der Marktplatz. Es sei sowieso schon ein Entgegenkommen der Stadt, dass an den Markttagen bis 10 Uhr dort geparkt werden dürfe.
Es ist schon ein Problem für das Ordnungsamt, es allen recht zu machen. Hinzu kommt, dass die bisherige Regelung schamlos ausgenutzt wird, was man auch an der zugenommenen Zahl der vor dem Rathaus "parkenden" PKW leicht erkennen kann. Da überhaupt nur 10 Plätze zur Verfügung stehen, kann die Lösung nur darin liegen, dass sich alle auf einen Kompromiss einigen. Die Stadtverwaltung sollte einerseits das Parken über die gesamte Marktdauer zulassen, andererseits die Höchstdauer auf 15 Minuten begrenzen. Die Händler könnten unter ihren Verkaufstischen Platz für die Einkäufe der Kunden schaffen, was ja bereits jetzt schon im geringen Umfang praktiziert wird. Die Kunden sollten vermehrt die öffentlichen Verkehrsmittel nutzen bzw. ihre Autos in den umliegenden Parkhäusern abstellen, um dann in aller Ruhe über den tollen Markt zu bummeln. Danach könnten sie zum Abholen der Waren die Kurzparkzone nutzen. Die SÜC sollte endlich den Busverkehr an den Samstagen an die Öffnungszeiten des Marktes anpassen und vor allem die Fahrplanausdünnung bei einzelnen Takten zur Hauptmarktzeit im Nirwana verschwinden lassen.