Die Vorstandsmitglieder der Türkisch-Islamischen Gemeinde in der Viktoriastraße wollen nicht an dem gemessen werden, was in der Türkei passiert.
Eigentlich wollten sie ja nicht über Politik reden, haben es dann aber doch getan. Obwohl ein Schild an der Wand des Versammlungsraums der Türkisch-Islamischen Gemeinde in der Viktoriastraße das ausdrücklich verbietet. Dort soll es vorrangig um Religion gehen.
Doch das momentan angespannte Verhältnis zwischen Deutschland und der Türkei beschäftigt die Mitglieder des Vereinsvorstands offensichtlich sehr. "Wir leben seit Jahrzehnten hier und wünschen uns, dass sich dieses Verhältnis wieder verbessert", sagt Hüseyin Göksu und verdeutlicht damit die nicht ganz leichte Situation, der sich die türkischstämmigen Coburger derzeit ausgesetzt fühlen. Da ist auf der einen Seite ihr Mutter- und Vaterland, das sie lieben und an dessen Schicksal sie Anteil nehmen. Auf der anderen Seite fühlen sie sich auch ihrer Wahlheimat verbunden.
"Wir achten das Grundgesetz - auch hier in der Moschee und bei unserer Arbeit im Verein", stellt Ilhan Birinci fest.
Und wie sehen sie die Lage in der Türkei nach dem Putschversuch und dem Ruf nach der Todesstrafe?
"Das muss alles nach den Regeln des Rechtsstaats aufgearbeitet werden." Er sei gegen die Todesstrafe, wirft Vorstandsmitglied Mehmet Demirezen ein. Aber auch darüber werde gesprochen und noch sei ja nichts entschieden. Doch all das seien Dinge, die sie zwar beschäftigten, die aber in der Gemeindearbeit keine Rolle spielen dürfen. "Wir sind neutral, die Vorstandsmitglieder dürfen keiner Partei angehören", erläutert Ilhan Birinci. "Politik wird anderswo betrieben, da müssen wir uns raushalten.
Sonst würde unsere Arbeit hier nicht funktionieren", ergänzt Ibrahim Eser mit Verweis auf die verschiedenen Volksgruppen, die der Coburger Ditib-Gemeinde angehören und die durch die neu hinzugekommenen Flüchtlinge noch vielfältiger geworden sind.
Ibrahim Eser ist Kurde und Vorstandsmitglied. Kein Widerspruch, wie er sagt. Denn Kurde zu sein, bedeute ja nicht automatisch, der PKK anzugehören.
Seit sich die Gemeinde in der Viktoriastraße vor Jahren auf Anregung des damaligen Zweiten Bürgermeisters Norbert Tessmer (SPD) für alle Coburger geöffnet hat, ist viel passiert. Da sind das jährliche öffentliche Fastenbrechen, die Tage der offenen Moschee, die Teilnahme an der internationalen Woche, die ebenfalls jedes Jahr stattfindet, oder auch die multireligiösen Gebete gemeinsam mit den anderen in Coburg vertretenen Religionen.
Außerdem ist die Gemeinde Mitglied im Netzwerk "Wir sind bunt: Coburg Stadt und Land".
"Wir möchten an unserer Arbeit gemessen werden", sagt Ilhan Birinci. Und zu der gehört auch, dass Flüchtlinge, die in der Gemeinde eine religiöse Heimat suchen, willkommen sind. Das aber nicht ohne vorheriges eingehendes Gespräch. "Auch wir müssen aufpassen, wen wir in unsere Gemeinde aufnehmen", erläutert Mehmet Demirezen. Hassprediger hätten da keinen Platz.
Stattdessen stehe Hilfeleistung für die Geflüchteten im Vordergrund. Das beschränke sich nicht auf die Teilnahme an den Freitagsgebeten. "Wir sprechen hier deutsch, damit sie die Sprache besser lernen und wir geben auch Deutschunterricht", erzählt Ibrahim Eser. Am 30.
September wird es darüber hinaus einen Tag des Flüchtlings in der Viktoriastraße geben.
Aber wie stehen die Vorstandsmitglieder - bei aller immer wieder betonten Neutralität - zu dem Vorwurf, die Ditib-Gemeinden seien der verlängerte Arm Erdogans in Deutschland?
Immerhin werden die in den Gemeinden predigenden Imame an staatlichen theologischen Hochschulen in der Türkei ausgebildet und für fünf Jahre nach Deutschland geschickt. Sie sind Beamte des türkischen Staates, von dem sie auch bezahlt werden. Der Ditib-Dachverband hat seinen Sitz in Köln und ist seit 1984 ein eingetragener Verein. Er untersteht aber dem Präsidium für religiöse Angelegenheiten der Türkei, das dem Ministerpräsidentenamt angegliedert ist.
Dass die Imame derzeit noch in der Türkei ausgebildet werden, sei der Tatsache geschuldet, dass es bislang keine solche Ausbildung in Deutschland gegeben habe, stellt Ilhan Birinci fest. Das ändere sich aber gerade. Inzwischen werde diese Ausbildung schon an einigen Universitäten angeboten. "Bis aber in allen Ditib-Gemeinden in Deutschland ausgebildete Imame predigen können, wird es noch Jahre dauern", sagt Ilhan Birinci. Dabei würden sie sich in Coburg einen solchen Prediger wünschen. "Der könnte dann besser deutsch sprechen und müsste nicht mehr von der Türkei bezahlt werden."
Doch momentan sei daran nicht zu denken. Und die Gemeinden seien einfach auch nicht in der Lage, die Imame allein zu finanzieren. Sie steuern nur einen Teil zum Einkommen bei. Ihre eigene Arbeit hingegen bestreiten sie aus Spenden und Mitgliedsbeiträgen und sichern sich damit, wie sie sagen, ihre Unabhängigkeit.
liebe türkische mirtbürger haltet ihr uns bio-deutsche wirklich für so naiv? lügen ist im koran ausdrücklich erlaubt um ans "ziel" zu kommen.
Die DİTİB ist direkt dem staatl. Präsidium für Religiöse Angelegenheiten der Türkei unterstellt, welches seinerseits wiederum dem türkischen Ministerpräsidentenamt angegliedert ist. Die aus der Türkei entsandten DİTİB-Imame in den hiesigen Moscheen sind türkische Beamte.
So viel also zu "keine Politik in der Moschee".