Coburger Schützen kriegen eins aufs Dach

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Stefan Stahl, Erster Schützenmeister der SG Coburg von 1354, vorm Dach des 25-Meter-Schießstandes, das ebenfalls verblecht wurde.
Stefan Stahl, Erster Schützenmeister der SG Coburg von 1354, vorm Dach des 25-Meter-Schießstandes, das ebenfalls verblecht wurde.
Der Scheibenstand der 100-Meter-Bahn am Coburger Schützenhaus hat aus Sicherheitsgründen ein neues Blechdach erhalten.
Der Scheibenstand der 100-Meter-Bahn am Coburger Schützenhaus hat aus Sicherheitsgründen ein neues Blechdach erhalten.
 
Im Creidlitzer Schützenhaus mussten die Böden der geschlossenen Schießstände gepflastert werden.
Im Creidlitzer Schützenhaus mussten die Böden der geschlossenen Schießstände gepflastert werden.
 

Aus Sicherheitsgründen müssen die Dächer der Scheibenstände mit Blech verstärkt werden: Immer neue Auflagen machen den Schützenvereinen zu schaffen - und sie kosten Geld, das die Vereine meist selbst aufbringen müssen.

Das Schützenhaus der Coburger Schützen am Weichengereuth ähnelt einem Hochsicherheitstrakt. Eine schwere Stahltür hängt vor der eigentlichen Eingangstür zu den 25-Meter-Schießständen, eine elektronische Schließanlage am Hauptgebäude zeichnet auf, wessen Schlüssel wann ins Schloss gesteckt wurde, und alle Waffen sind in Tresoren verwahrt, die per Kamera überwacht werden. "Sicherheit ist das A und O", betont Erster Schützenmeister Stefan Stahl. Er ist zuständig für das Schützenhaus und alle Technik darin, die Königsketten und das Waffenwesen.

Sicherheit in doppelter Hinsicht: Waffen und Munition müssen sicher verwahrt sein. Aber es geht auch um die Sicherheit für die Menschen in der Schießanlage. Und deshalb hat Stefan Stahl die Dachdecker bestellt.
Für die Dächer über den Scheibenständen genügten bislang einfache Holzverschläge mit Dachpappe drauf. Doch weil danebengehende Geschosse im Sandfang splittern und die Dachpappe durchdringen könnten, muss jetzt ein Blechdach drüber. Normalerweise hält sich niemand auf den Dächern auf, und bei Schießbetrieb schon gar nicht. Auch würden die Geschossteile gerade mal blaue Flecken verursachen, sagt Stahl. Aber sicher ist sicher.

Aus Sicherheitsgründen muss auch jeder Besuch auf dem Schießstand dokumentiert werden. Nicht nur die Sportschützen müssen eintragen, wann sie da waren und mit welcher Munition sie geschossen haben. Auch Stefan Stahl muss seine Inspektionsbesuche in dem Buch festhalten. Außerdem werden die Schießtermine von erfahrenen Schützen überwacht.

Klapp-Pulte

Nicht ohne Stolz zeigt Stahl, seit 2012 im Amt, eine weitere Sicherheitsvorkehrung, die im vorigen Jahr eingebaut werden musste. Die Brüstungen der Schießstände müssen beim Luftgewehrschießen einen Meter hoch sein. In Coburg waren sie niedriger - weil dort auch mit Pistolen geschossen wird, und beim Duellpistolenschießen muss der Schütze in der Ausgangsposition seine Waffe vor sich im 45-Grad-Winkel nach unten gesenkt halten. Da wäre die höhere Brüstung im Weg. Stefan Stahl, doppelter Handwerksmeister (Uhrmacher und Goldschmied), konstruierte Aufsätze für die Brüstungen, die sich wegklappen lassen. "Das Taschenuhrprinzip!" Inzwischen haben andere Schützenvereine nachgezogen.

Die Coburger Sportschützen schießen mit fast allen Kalibern und auf bis zu 100 Meter Entfer nung. Früher hatten sie sogar eine 300-Meter-Bahn. Die begann in etwa dort, wo sich heute der Parkplatz und der Ziergiebel des ersten Anger-Schützenhauses von 1886 befinden. Der Scheibenstand lag hinten im künstlichen Talkessel, der Anfang des 20. Jahrhunderts entstand, als hier das Material für den Untergrund des neuen Coburger Güterbahnhofs abgebaut wurde.

Jungschützen im Gras

"So wie damals würden wir das niemals wieder genehmigt kriegen", sagt Stahl, während er durchs Gras in den Talkessel läuft. Damit die Schützen sehen konnten, ob sie getroffen hatten, lagen auf einem Wall vor den Scheiben Jungschützen rücklings im Gras. Sie beobachteten, wohin die Kugel flog, und hoben dann "Patschen", um das Ergebnis anzuzeigen. Der Wall ist noch zu sehen, aber überwuchert - wie alle Sicherheitswälle, die hinter den Scheibenständen aufgeschüttet sind.

Rund 35 000 Euro gibt die Schützengesellschaft Coburg 1354 in diesem Jahr für die neuen Blechdächer aus. "Vor zwei Jahren haben wir 40 000 Euro in die Parkplatzsanierung investiert, und 2011 haben wir für 70 000 Euro eine Pelletheizung installiert", zählt Stahl auf. Außerdem wurden zahlreiche wattstarke Lampen durch energiesparende LED-Leuchten ersetzt. Für solche Ausgaben verwendet die SG Coburg die Mitgliedsbeiträge - der Sport wird aus anderen Töpfen finanziert. Deshalb ärgern sich Stefan Stahl und Oberschützenmeister Hans-Herbert Hartan über den Vorwurf aus Schützenkreisen, es werde alles Geld in die Erste Bundesligamannschaft gesteckt.

"Kleine Vereine tun sich schwer, den Auflagen Folge zu leisten", bestätigt Michael Eck, Erster Schützenmeister beim Schützenverein Creidlitz. Auch die Creidlitzer haben in den vergangenen Jahren viel investiert: 2014 allein 130 000 Euro ins Dach vom Schützenhaus und in 16 vollelektronische Schießstände. In diesem Jahr müssen die gedeckten 25-Meter-Schießstände an die Sicherheitsvorschriften angepasst werden: Dort waren nur die ersten fünf Meter Boden betoniert; der Rest bestand aus Erde und Sand mit Holzstegen darauf.

Schwarzpulver staubt

Aber beim Kleinkaliberschießen wird Schwarzpulver verwendet, das ausstaubt und sich entzünden kann. In den offenen Schießständen der SG Coburg verteilt sich das Pulver in der Wiese und wird irgendwann vom Wasser aufgelöst. Die Creidlitzer mit ihrer geschlossenen Schießbahn müssen nun einen Betonboden verlegen. Außerdem tauschen sie die Kugelfänge aus: Hier werden Stahllamellen verbaut, berichtet Eck. In ihren offenen Schießständen haben die Creidlitzer Holz und Sand schon durch Granulat ersetzt.

Auf den offenen Schießbahnen im Weichengereuth genügen indes weiterhin Holzstämme und Sandhaufen als Kugelfang. "Wir überlegen aber, ob wir auf elektronische Schießstände umstellen", sagt Stahl. Für die Luftgewehrschützen gibt es die schon, aber auf der 100-Meter-Bahn wäre das eine Investition von rund 200 000 Euro, wenn dort weiterhin mit allen Kalibern geschossen werden soll.