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Coburger Puppenmuseum schließt - ehemalige fachliche Leiterin nennt Argument "Schlag ins Gesicht"


Autor: Isabel Schaffner

Coburg, Montag, 21. November 2022

Der Coburger Stadtrat hat beschlossen, das Puppenmuseum zum Jahresende zu schließen. Ein aufgeführter Grund: die niedrigen Besucherzahlen. Für die ehemalige fachliche Leiterin Christine Spiller sei das "ein Schlag ins Gesicht".


  • Coburger Puppenmuseum soll Ende 2022 schließen
  • "Interesse der Besucher nahm stetig ab": Stadt äußert sich zu Gründen
  • Ehemalige fachliche Leiterin verärgert: "Vergangene drei Jahre nicht repräsentativ"
  • Puppenmuseum soll Zukunft im Landkreis bekommen

Der Coburger Stadtrat hat entschieden: Das Puppenmuseum in der Rückertstraße 2 schließt zum Jahresende. "Nur noch wenige kleine oder große Besucher*innen kamen", schreibt die Stadt auf Facebook. Die ehemalige fachliche Leiterin Christine Spiller fühlt sich vor den Kopf gestoßen. 

Coburger Puppenmuseum: Ehemalige fachliche Leiterin spricht von zweitstärkstem Jahr

Noch bis Ende Dezember 2022 können Spielpuppen verschiedenster Arten im Puppenmuseum begutachtet werden. Dann schließen die Tore. In einer Pressemitteilung am Donnerstag (17. November 2022) informierte die Stadt Coburg über den Beschluss. Darin heißt es unter anderem:

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"Trotz großer Bemühungen der Museumsleiterin nahm das Interesse der Besucher*innen stetig ab. Im Jahr 2019, dem letzten Jahr ohne Corona bedingte Einschränkungen, kamen 6606 Besucher*innen, heuer bislang nur rund 2600 zwischen Januar und September."

Von 2007 bis Mai 2022 war Christine Spiller die fachliche Leiterin des Museums und findet dieses Argument "schwach", wie sie im Gespräch mit inFranken.de erklärt. 2019 sei das "zweitstärkste Jahr unter der Trägerschaft der Stadt Coburg" gewesen. "Wir hatten eine Legoausstellung und haben damit eine neue Besucherklientel angesprochen. Der Februar ist eigentlich der schlechteste Monat, doch 2020 hatten wir über 1000 Besucher. Diese Marke hatten wir vorher noch nie überschritten", so Spiller.

6000 im Jahr nicht sehr hoch - Zahlen sollen durch Umzug der Sammlung steigen

Dann habe die Pandemie jedoch für lange Schließungsperioden gesorgt. Darunter habe jedes deutsche Museum gelitten, führt sie an. "Die vergangenen drei Jahre sind nicht repräsentativ für die Besucherzahlen", fügt sie gegenüber inFranken.de hinzu und kommentierte den Beschluss der Stadt Coburg auf Facebook mit deutlichen Worten: "Die Besucherzahlen der letzten drei Jahre als Argument anzuführen, ist ein Schlag ins Gesicht für alle Mitarbeiter/innen und Mitglieder des Freundeskreises."

Doch auch das starke Jahr 2019 vor der Pandemie ist in den Augen der Stadt noch nicht so verlaufen, wie es könnte. "Die Zahlen waren für Coburger Verhältnisse ganz gut, aber 6000 im Jahr ist nicht sehr hoch, wenn die Mehrheit davon Schüler sind, die mit ihren Klassen kommen", sagt der Pressesprecher der Stadt Coburg Louay Yassin gegenüber inFranken.de. Vor 2019 seien die Zahlen "noch schlechter" gewesen.

"Frau Spiller hat sich sehr viel Mühe geben und es toll gemacht. Dadurch konnten die Zahlen auf einem niedrigen Niveau erhöht werden." Dieses Niveau könne allerdings mit der Verlegung der Sammlung als Dauerleihgabe an eine private Stiftung nach Rödental verbessert werden, findet die Stadt.

Altes Haus Hauptgrund für Schließung - Stadt verteidigt Verlegung nach Rödental

Grund für die laut Yassin "nicht befriedigenden Zahlen" sei keineswegs mangelndes Engagement des Museumsteams, sondern das Gebäude: Es handele sich um ein altes Wohnhaus mit kleinen Zimmern, in dem Schulklassen nur schwer Platz fänden und eine moderne Präsentation unmöglich sei. Dazu komme, dass das Puppenmuseum nicht barrierefrei sei. 

Dem stimmt auch Spiller zu. Auch ein Aufzug löse wegen der kleinen Stufen in den Ausstellungsräumen und der Enge das Problem nicht. Ein geeigneteres Gebäude sei laut Yassin also der Hauptbeweggrund für die Schließung und Verlegung. Laut Christine Spiller kam der Lage in Coburg zugute, dass Touristen als Laufkundschaft das Museum gut erreichen konnten.

Yassin aber verteidigt die Entscheidung klar: "Stadt und Landkreis Coburg begreifen sich als eine Kulturregion." Sicherlich besuchten Touristen auch Orte außerhalb Coburgs. Louay Yassins Fazit: "Mit einer optimalen Räumlichkeit werden sehr viel mehr Besucher erwartet." Wann genau das Puppenmuseum in Rödental eröffnen kann, stehe noch nicht fest. 

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