"Weltall-Springer" Felix Baumgartner hat Schüler vom Ernestinum und Studierende der Hochschule zu etwas Verrücktem inspiriert.
Es klingt verrückt: In den kommenden drei Monaten wollen 22 Neuntklässler vom Ernestinum zusammen mit 16 Studierenden unterschiedlicher Fachrichtungen drei bis vier Heliumballons mit diverser Technik, die dann im Idealfall auf etwa 30 Kilometer Höhe in die Stratosphäre steigen und interessante Daten liefern sollen.
Die Idee kam Oliver Völker am 15. Oktober - einen Tag nachdem der Österreicher Felix Baumgartner aus knapp 39 Kilometern Höhe aus der Stratosphäre gesprungen ist. Völker leitet die Ferienakademien der Hochschule Coburg und betreut das Ballon-Projekt nun zusammen mit Martin Holzhaus, der als Laboringenieur für angewandte Naturwissenschaften an der Hochschule tätig ist. "Es muss doch möglich sein, selbst Bilder von dort oben zu machen", dachte sich Völker damals. Schnell merkte er, dass er mit diesem Gedanken nicht alleine war. Unter den Studierenden gab es eine "Riesenresonanz", und auch am Ernestinum zeigte man sich auf Nachfrage sofort begeistert.
Mathematik- und Physiklehrer Tillmann Leibing, der die Schüler im Projekt nun betreut, hatte sogar selbst schon darüber nachgedacht und sich bereits im Internet eingelesen und verfügbare Videos anderer Forschungsgruppen gesichtet. Schnell war klar: "Da machen wir mit!" Auch Ernestinum-Leiter Bernd Jakob war sofort überzeugt von der Idee und ist nun gespannt, wie sich das ganze entwickelt und welche Schwierigkeiten auftreten werden: Kann der Ballon einfach herunterfallen oder gar jemanden auf den Kopf stürzen? Und wie kommt man hinterher wieder an den Ballon, um die gemessenen Daten auszuwerten?
Start im Juni oder Juli "Ihr werdet sicher eine ganze Menge lernen und Spaß dabei haben", sagte Bernd Jakob am Freitag zu den Schülern, als offiziell der Startschuss für das Projekt fiel. Hochschulpräsident Michael Pötzl sieht in der Aktion einen "wichtigen Baustein in der Zusammenarbeit zwischen Schulen und Hochschule".
Insgesamt rechnet das Projektteam mit Kosten von etwa 2000 Euro, um drei bis vier Ballons Ende Juni oder Anfang Juli an den Start zu bringen. Verwendet werden herkömmliche, mit Helium befüllte Wetterballons, wie sie auch der Deutsche Wetterdienst benutzt. Die Nutzlast dürfte zwischen 700 und 1500 Gramm betragen. Die Ausstattung der Ballons werden die Teilnehmer selbst entwerfen.
In jedem Falle sollen die Ballons kleine Kameras transportieren, um eine visuelle Dokumentation zu ermöglichen. Außerdem müssen sie einen GPS-Sender tragen, um ihre Reise verfolgen und sie später nach einer hoffentlich geglückten Landung wieder einsammeln zu können. Ansonsten lassen sich die Ballons nach dem Start nämlich nicht mehr steuern. Sie werden so lange in die Höhe steigen, bis sie sich aufgrund des abnehmenden Luftdrucks so weit ausgedehnt haben, dass sie platzen. Ein eingebauter Fallschirm soll eine weitgehend unbeschädigte Landung ermöglichen.
Welche weiteren Daten gemessen werden sollen, ist bisher noch offen. "Es ist für alle Neuland. Keiner von uns hat je Aufnahmen aus der Atmosphäre gemacht. Die Ideen dürfen so verrückt sein, wie möglich. Wir müssen nur sehen, dass sie umsetzbar sind", ermutigte Oliver Völker. Nachgedacht hat man bereits über eine Messung des Ozongehalts, der Aufstiegsgeschwindigkeit, der Temperatur und des Luftdrucks.
"Es wird ein Projektablauf sein, wie er in der Industrie tagtäglich ist und im Berufsleben immer gebraucht wird", erläuterte Oliver Völker den weiteren praktischen Nutzen. Wenn alles glatt geht, wird das Team Ende Juli erneut im Hörsaal versammelt sein und ein Video vom Aufstieg bestaunen dürfen. Das ist doch ein schöner Ansporn.