Um "Missverständnisse" zu vermeiden, schlagen die Grünen stattdessen die Namen "Mauritiusstraße" oder "Morizstraße" vor.
"Wir sind eine antirassistische Partei", hatte die Grünen-Vorstandssprecherin Theresa Scholz im Gespräch mit dem Coburger Tageblatt betont. Deshalb sehe der Grünen-Vorstand auch Handlungsbedarf in Sachen Mohrenstraße. "Es geht darum, Missverständnisse zu vermeiden", sagte Theresa Scholz. Und: "Niemand soll sich von unserem Stadtheiligen ausgegrenzt fühlen." Doch diese Gefahr bestehe bei der Verwendung des Begriffs "Mohr" und der davon ausgehenden Wirkung auf Menschen, die neuerdings auch als POC bezeichnet werden (steht für "persons of color", also für Menschen, die keine weiße Hautfarbe haben).
Am Mittwochabend wurde ein Leitantrag auf Umbenennung der Mohrenstraße von der Grünen-Mitgliederversammlung einstimmig angenommen.
Lediglich Stadtrat Wolfgang Weiß kam kurz ins Zögern - und zwar, als Ujvesa Pronaj vorschlug, als Alternativen nicht nur "Mauritiusstraße" und "Morizweg" ins Spiel zu bringen, sondern auch einen Namen, der einer Frau gewidmet ist. Denn in Coburg gebe es viel zu wenige Straßen, die nach Frauen benannt sind. "Ich habe mit der Mohrenstraße kein Problem", stellte Weiß klar, denn der historische Begriff "Mohr" sei ja ursprünglich gar nicht rassistisch gemeint gewesen. Über eine Umbenennung könne trotzdem gerne diskutiert werden. Aber: "Wenn es dann zu einer Umbenennung kommt, muss der historische Kontext zum Stadtheiligen Mauritius erhalten bleiben."
Im Leitantrag der Grünen heißt es: "Auch wenn das Wort ,Mohr‘ ursprünglich als ehrenvolle Bezeichnung gedacht war: Heute wird die Bezeichnung von der Mehrheit der schwarzen Community abgelehnt." Und: "Auf keinen Fall wollen wir, dass unser Stadtheiliger zu Missverständnissen führt oder sich Menschen sogar davon abgewertet fühlen." Deshalb die Forderung: "Unser Stadtheiliger heißt Mauritius oder Moriz - die Bezeichnung Mohr soll ab sofort nicht mehr verwendet werden."
Viele weitere Hintergründe zur Diskussion um die Mohrenstraße lesen Sie hier
Mein erster Impuls: Ignorieren. Nicht einmal ignorieren.
Zweiter Impuls: Kommentieren. Die wenigen Ideologen sollten nicht die Diskussion bestimmen dürfen.
Es ist schon so oft gebetsmühlenartig erklärt worden, was es mit dem Namen "Mohr" auf sich hat. Dass diese Bezeichnung keinesfalls rassistisch ist, in Zusammenhang etwa mit Apotheken ("Mohren-Apotheke") sogar eine ausgesprochene Hochachtung ausdrückt.
Aber manche wollen es einfach nicht verstehen. Naja, man kann sich so wieder ein kleines bisschen Aufmerkamkeit sichern, für Politker vermutlich das Einzige, was zählt.
Verbesserungsvorschlag: Man erklärt den Menschen, welche Bedeutung bestimmte Begriffe oder auch Bauwerke aus unserer Vergangenheit haben, erfreut sich an ihnen, kennt sie und baut sie in unser heutiges Leben ein. Die Mohrenstraße tut keinem Schwarzen weh. Die Veste ist ein tolles Bauwerk, es wird sich wohl keiner vor ihr fürchten, nur weil sie längere Zeit als Gefängnis (Festungshaft!) gedient hat. Auch der Abriss der Ehrenburg ist in Coburg meines Wissens noch nicht ernsthaft erwogen worden. Und dass, obwohl in ihr nicht-demokratisch gewählte, männliche Personen ausschließlich weißer Hautfarbe nach Lust und Laune über ihr schönes kleines Land geherrscht haben. Übrigens hat dies dem kleinen Ländchen in der Regel gut getan.
Polemik beiseite: Es wäre zu wünschen, dass all diejenigen, die sich derzeit wegen des Coburger Mohren so echauffieren, sich mal die lesenwerte Dissertation von Hubertus Habel zu diesem Thema zu Gemüte führen. Online verfügbar. Gerne mit einem Gläschen Rotwein oder wahlweise einem Tässchen Bio-Tee o. ä. Und dann einfach mal den Empörungs-Modus ausschalten. Und nachdenken. Manches angebliche Problem ist dann auf einmal gar keins mehr. Und man hat Zeit für die wirklich wichtigen Themen. In der Stadt Coburg etwa: Zunehmende Leerstände in der Innenstadt. Oder, welch Überaschung, Bewältigung der Corona-Folgen für die heimische Wirtschaft, etc.
Mit anderen Worten: sinnvolle Themen.
Volle Zustimmung, es geht mir jedes Mal genauso, wenn ich so einen Schmarrn lese. Soll man ihn mit der verdienten Verachtung strafen oder den Unentschlossenen detailliert aufzeigen um welchen Schwachsinn es sich dabei handelt?
Die Grünen haben ihren seinerzeit sinnvollen und wichtigen Fokus auf Umwelt und Abrüstung verloren und suchen jetzt krampf(hennen)haft* nach neuem "content", mit dem sie punkten können. Das ganze Pseudorassismusgedöns ist so etwas von an den Haaren herbeigezogen, dass man sich fragt, ob deren Marketing- und Strategieberater samt und sonders bis zum Anschlag zugekokst sind.
In jedem Fall hat man den Blick für das Relevante verloren. Ich empfinde es persönlich schon als erschütternd, wenn ich nach 30 Jahren grün oder links wählend plötzlich immer mehr Übereinstimmung mit Christian Lindner entdecke.
(*Für die sprachlich eher sächsisch-coburgisch Orientierten: Das bayerische Wort "Krampfhenne" bezeichnet eine wichtigtuerische, meist weibliche Person, die viel Unsinn redet. Aussprache: [grammfhe:nà])