Druckartikel: Coburger Politiker muss in Notaufnahme ewig warten - "willkommen im richtigen Leben"

Coburger Politiker muss in Notaufnahme ewig warten - "willkommen im richtigen Leben"


Autor: Ellen Schneider

Coburg, Montag, 17. März 2025

Ganze sieben Stunden musste Ex-Landrat Michael Busch im Coburger Sana-Klinikum warten - mit dieser Erfahrung ist er bei weitem nicht allein. Für viele hat die Kritik des früheren SPD-Politikers aber einen faden Beigeschmack.
In den Kommentaren unter unserem Facebook-Post zum ursprünglichen Artikel berichteten viele Leser von ähnlichen Erfahrungen.


Was Coburger Ex-Landrat Michael Busch am Montag (10. Februar 2025) erlebt, beschäftigt ihn auch Tage später noch: Wie der 68-Jährige (parteilos, zuvor bis 2022 SPD) in einem Facebook-Post festhält, muss er im Coburger Sana Klinikum sieben Stunden in der Notaufnahme warten - trotz Überweisung vom Facharzt. Dabei war er mit Fieber und einer Lungenentzündung gekommen, bekam nur schwer Luft.

Für den früheren Landrat ist danach klar: An der Organisation muss sich etwas ändern - nicht nur um seines Willen, das betont Busch ganz deutlich. Denn mit ihm hätten zahlreiche andere Patienten unter Schmerzen gewartet, teils auch noch viel länger als er. Zudem seien sie nicht genügend informiert worden. Wenige Tage später habe er darum ein "konstruktives Gespräch" mit der Klinik-Leitung geführt, erzählte er im Gespräch mit inFranken.de.

Notaufnahme-Besuch von Coburger Ex-Landrat: Viele Leser teilen seine Erfahrungen

In den Kommentaren unter unserem Facebook-Post zum Artikel berichteten viele Leser von ähnlichen Erfahrungen. 191 Kommentare sind dort nicht mal einen Tag später zu lesen. Der Tenor: Auch ein Ex-Landrat habe keinen Anspruch auf Sonderbehandlung. Was er berichtet, ist für die meisten seit Jahren Realität.

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"Wir haben bei meinem Bruder noch länger gewartet", schreibt etwa eine Leserin. "Ich musste im August über 8 Stunden in der Notaufnahme mit 2 gebrochen Ellenbogen und gebrochenen Handgelenk ohne Schmerzmittel und ohne Behandlung warten" und "Tja, ging uns erst so. Um 20:15 in die Notaufnahme und um 4 Uhr in der Früh auf Station. Ärztin war alleine in der Notaufnahme. Was willst machen", sind weitere Kommentare.

Dabei geht es längst nicht immer nur um das Klinikum Coburg - auch Erfahrungsberichte aus Hof, Forchheim oder Neustadt finden sich unter den Kommentaren. Viel mehr wird ein bundesweites Problem moniert - zu lange Wartezeiten, zu wenig Personal, ein "Kaputtsparen" der Krankenhäuser und auch die Privatisierung stehen in der Kritik.

Politisches Problem? Vorwürfe an Ex-Landrat Michael Busch

Die Äußerungen des einstigen Landrats empfinden viele gerade deshalb als elitär - schließlich sei das Problem alles andere als neu, der Zustand in den Krankenhäusern schon seit Jahren ein ähnlicher. An Busch gerichtet, schreiben darum einige: "Willkommen im richtigen Leben." 

Das Versagen sehen viele in der Politik - und an dieser war schließlich auch Busch als Landrat (2008 bis 2018) und Abgeordneter des Bayerischen Landtags (2018 bis 2023) jahrelang beteiligt. "Vorschläge und Hinweise gab es zu der aktiven Zeit als Landrat schon und auch schon damals sagten viele: bloß nicht ins Krankenhaus Coburg. Lieber Lichtenfels, Sonneberg oder Bamberg", schreibt ein inFranken.de-Leser auf Facebook. Denn die Umstände im Klinikum seien auch schon zu seiner Zeit als Vorsitzender der Gesellschafterversammlung von Regiomed ähnlich gewesen, moniert ein anderer.

Vereinzelt gibt es jedoch auch Gegenstimmen. Schließlich würden viele Menschen mit Wehwehchen in die Notaufnahme kommen und so für längere Wartezeiten sorgen, lautet etwa eine Begründung. Auch Zuspruch für die Aktion des Ex-SPD-Politikers gibt es von einer Leserin: "Ich finde es klasse, dass er sich mit seiner Prominenz für die Allgemeinheit einsetzt. Respekt. Er könnte auch nur für sich Vorteile rausholen", schreibt sie.

Probleme im Gesundheitssystem sind nicht neu - Krankenhausreform soll Veränderungen bewirken

Die Kritik an dem deutschen Gesundheitssystem und der Krankenhauslandschaft ist nicht neu. Auch politisch wird immer wieder über das "marode System" diskutiert. Die Krankenhausreform soll die Bedingungen künftig verbessern - so der Plan.

Das Ziel erläuterte Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach zu Beginn des Jahres in Berlin: die Beitragssätze zur Krankenversicherung durch den Abbau von Ineffizienzen und Überkapazitäten zu stabilisieren und gleichzeitig die Qualität der Behandlungen zu verbessern. Die noch von der Ampel-Koalition verabschiedete Reform soll schrittweise bis 2029 realisiert werden.

Sie soll den finanziellen Druck auf die Krankenhäuser verringern und eine verstärkte Spezialisierung fördern. Grundlage der Abrechnungen mit den Krankenkassen sollen neue "Leistungsgruppen" sein. Sie sollen Behandlungen präziser beschreiben und einheitliche Vorgaben, etwa bei der Behandlungserfahrung und dem Personal durchsetzen. Das Netz der 1700 Krankenhäuser dürfte damit jedoch erheblich kleiner werden.

Dieser Artikel wurde mit Material der Deutschen Presse-Agentur (dpa) erstellt.