Coburger Ex-Dozent auf Skandalvideo in Sylt - Hochschule äußert sich zu "Gerüchten"
Autor: Daniel Krüger
Coburg, Dienstag, 28. Mai 2024
Auf dem Video aus dem Sylter "Pony"-Club , in dem mehrere junge Menschen fremdenfeindliche Parolen zu einem Hit von Gigi D'Agostino brüllen, ist auch ein Coburger Ex-Dozent zu sehen. Jetzt äußert sich die Hochschule zu den Aufnahmen.
Seit einigen Tagen ist der Sylter Edelclub "Pony" in Kampen deutschlandweit in aller Munde. Am 23. Mai 2024 verbreitete sich über die sozialen Medien ein kurzes Video, in dem mehrere junge Menschen dort zu "L'amour toujours" des italienischen Star-DJs Gigi D'Agostino ausländerfeindliche Parolen grölen. Bereits zuvor war die umgedichtete Version in Mecklenburg-Vorpommern und auch in Bayern - bei einem Faschingsumzug in der Oberpfalz - gesungen worden. Nach dem Sylt-Vorfall sorgten die Nazi-Gesänge auf der Erlanger Bergkirchweih für Aufsehen.
Die privaten Handyaufnahmen im "Pony" hatten Medienberichten zufolge auch ernste arbeitsrechtliche Konsequenzen für die Beteiligten. Die Werbeagentur-Gruppe Serviceplan Group erklärte, sie habe einen beteiligten Mitarbeiter fristlos entlassen. Die Hamburger Influencerin Milena Karl entließ nach eigenen Angaben eine Mitarbeiterin, die dabei war. Bereits kurz nach der Veröffentlichung identifizierten zahlreiche Social-Media-Nutzer die Personen, die auf dem Video zu sehen sind. Darunter befindet sich auch ein ehemaliger Dozent der Hochschule Coburg. Diese bezieht nun Stellung.
"Wer gechillt in der Menge steht": Coburger Ex-Dozent wird nach Sylt-Video zur Zielscheibe im Netz
Der Mann ist während eines kurzen Schwenks zu sehen. Während direkt vor und hinter ihm "Deutschland den Deutschen" und "Ausländer raus" besungen wird, scheint er mit seinem Handy beschäftigt zu sein. Gleichzeitig ist ein Lächeln auf seinen Lippen zu vernehmen. Obwohl er sich offenkundig nicht an den Parolen beteiligt, gerät der Groupmanager eines großen Mobilfunkkonzerns in den sozialen Medien in den Fokus.
Video:
Auf der Plattform Threads werden etwa sein Vorname, Berufsbezeichnung und Bild seines LinkedIn-Profils veröffentlicht. Und er wird wiedererkannt. "Er ist einfach Prof an der Hochschule Coburg. 2020 für 'Junge Coburger' kandidiert", schreibt ein User. "Letztes Semester mein Dozent", erklärt ein weiterer Nutzer. Dass der Mann selbst nicht aktiv mitgesungen hat, schützt ihn auf der Plattform kaum. "Wer sich nicht entfernt und gechillt in der Menge steht, hat mindestens kein Problem damit", findet eine Userin. "Nachnamen hättest du nicht zensieren brauchen", schreibt ein anderer.
Doch dafür ist es wohl längst zu spät. Der IT-Experte ließ bereits kurz nach der Video-Veröffentlichung zahlreiche Profile und auch die eigene Website offline nehmen. Zudem ist er nicht mehr über seine Festnetznummer erreichbar, wie inFranken.de beim Versuch einer telefonischen Anfrage feststellte. Hinweise in der Google-Suche deuten an, dass der Manager auch Suchergebnisse zu seinem Namen löschen ließ. Wie einige Medien berichten, veröffentlichte er zuvor auf seinem mittlerweile nicht mehr auffindbaren Instagram-Profil noch ein Statement. Hier heißt es, die rechtsextremen Gesänge hätten ihn selbst "schockiert". Er habe diese erst nach einigen Sekunden wahrgenommen. Er "distanziere" sich "in aller Klarheit von den widerwärtigen Naziparolen" und arbeite seit 25 Jahren in "multikulturellen Teams".
"Entspricht nicht den Tatsachen": Hochschule Coburg äußert sich nach "Pony"-Aufnahmen
"Im Internet und in diversen Medien kursieren Gerüchte, an der Hochschule Coburg würde ein Professor lehren, der bei den beschämenden ausländerfeindlichen Vorgängen auf einer Bar in Sylt anwesend war", so die Hochschule Coburg. Dies entspreche "nicht den Tatsachen". Die besagte Person sei "schon vor dem Vorfall auf Sylt nicht mehr Teil des Lehrapparates" gewesen.
Zuletzt hatte der Ex-Dozent, der im Landkreis Augsburg wohnt, im Wintersemester 2023/2024 an der Hochschule Coburg Wirtschaftsinformatik-Seminare und -Übungen gegeben. Die Taz zitiert einen ehemaligen Studenten des Managers. Er berichtet, dass der Bayer häufig mit seinen Studenten auf Nobelpartys gefahren sei - etwa in den Club "P1" in München oder nach Ischgl zum Après-Ski. Sein Auftreten sei ihm immer wichtig gewesen - rassistische Sprüche oder Parolen habe man nie von ihm vernommen.