So nimmt der Autor Christian Seltmann seine Zuhörer in Coburg mit auf eine literarisch-musikalische Berlin-Reise.
Fern der Hauptstadt lässt sich an diesem Abend am Coburger Marktplatz amüsant frotzeln über die legendär schlechten Manieren der Berliner.
Und mindestens ebenso gut lässt sich die Nase rümpfen über die seltsamen Vorlieben der Touristen, die zwischen Fernsehturm und Alexanderplatz, zwischen Brandenburger Tor und Museumsinsel auf der Suche sind nach ihrem Berlin. Oder zumindest nach dem, was sie für Berlin halten.
Christian Seltmann kennt sie alle - die Eingeborenen und die Gäste aus aller Welt, die Zugezogenen und jene, die in Berlin leben, aber irgendwie doch nicht dazu gehören - die Gescheiterten. Vier Jahre lang hat Christian Seltmann als Touristen-Guide gearbeitet und dabei einen reichen Schatz an Erlebnissen und Anekdoten gesammelt, die er inzwischen zu einem Buch mit flapsigem Titel gebündelt hat: "Where the fuck is the Führer?"
In der Coburger Buchhandlung Riemann
stellte der erfolgreiche Kinderbuch-Autor Seltmann sein erstes Buch vor, das er für Erwachsene geschrieben hat. Sein Berlin-Führer ist ein kunterbuntes Sammelsurium zwischen anekdotischen Episoden und praktischen Insider-Tipps für den eiligen Berlin-Gast.
Irgendwo im Niemandsland zwischen autobiografischen Einblicken und salopp formuliertem Sachbuch hat Seltmann ein Berlin-Buch geschrieben, das sich als amüsante und doch immer wieder auch nachdenklich stimmende Hommage erweist. Seltmanns Band setzt auf einen leichten, flotten Tonfall und spart dennoch die dunklen Ecken Berlins keineswegs aus.
Gestrandete Mädchen
Seltmann ist in dieser Woche als Botschafter in eigener Sache mit vielen Lesungen vornehmlich für Schüler in der fränkisch-thüringischen Region unterwegs zwischen Teuschnitz und Haubinda.
Seine Berlin-Lesung bereichert er noch um einige Lieder, die er zur eigenen Gitarrenbeleitung anstimmt - darunter Reinhard Meys "Mein Berlin".
Lesend und erzählend liefert Seltmann allen Berlin-Skeptikern reichlich Argumente - um im nächsten Satz dann doch manches Klischee in Frage zu stellen. "Lächelnde Menschen in Berlin - das gibt"s auch", sagt Seltmann und nennt diese Begegnungen mit leiser Ironie "surreal".
Christian Seltmanns literarisch-musikalische Berlin-Ballade kennt viele Strophen. Sie erzählt von gestrandeten Mädchen aus der Provinz und von nervigen Touristen aus den USA.
Aus dem bewegten Leben eines Schriftstellers
Buch-Tipp Christian Seltmann "Wer the fuck is the Führer?", 252 Seiten; 10,30 Euro
Christian Seltmann, 1968 geboren, ist ein erfolgreicher Kinderbuchautor.
Er "floh" in den Neunzigern aus Westdeutschland nach Ostberlin und schlug sich als Übersetzer, Fernsehredakteur, Rocksänger, Producer, Matratzenauslieferer, Rettungssanitäter und Drehbuchautor durch. Er war jahrelang Touristen-Guide und studierte Geschichte. Er lebt mit seiner Familie in Berlin. "Where the fuck is the Führer?" ist sein erstes Buch für Erwachsene.