Eskalation im Coburger Brunnen-Streit: OB berichtet von "wüsten Beleidigungen"
Autor: Ralf Welz
Coburg, Dienstag, 20. August 2024
Nach massiver Kritik sprudelt aus Coburgs Springbrunnen wieder Wasser. Laut dem OB hat die Verwaltung einen konkreten Punkt unterschätzt. "Wüste Beleidigungen", wie sie teils erfolgt seien, "rechtfertigt das aber sicher nicht", betont er.
Im oberfränkischen Coburg hat eine Sparmaßnahme zu einer heftigen Kontroverse geführt. Auf Anordnung der Stadt sprudelten aus vielen Springbrunnen in diesem Sommer kein Wasser. Der Auslöser: die derzeitige knappe Stadtkasse. Wegen fehlender Gewerbesteuereinnahmen blieben etliche kommunale Brunnen selbst bei Hitze abgeschaltet. Aufseiten der Bürger fielen die Reaktionen darüber äußerst unterschiedlich aus. Während manche angesichts der angespannten Finanzlage Verständnis zeigten, gab es auch Menschen, die den Schritt kristierten: Gerade bei den sommerlichen Temperaturen in Zeiten des Klimawandels sei eine Abkühlung wichtig, lautete etwa ein Argument gegen die Abstellung.
Die Diskussion ging jedoch offenbar nicht immer sachlich vonstatten. Coburgs Oberbürgermeister Dominik Sauerteig (SPD) berichtet mit Blick auf den Brunnen-Streit von "wüsten Beleidigungen". Im Zuge der aufgeladenen Debatte kam es augenfällig zu einigen harschen Entgegnungen. "Es gab sehr ungehaltene Zeitgenossen, die sich sehr ungehalten geäußert haben", berichtet Stadtsprecher Louay Yassin am Dienstag (20. August 2024) im Gespräch mit inFranken.de. "Das Thema hat uns in den vergangenen Wochen sehr beschäftigt." Auf die entgegengebrachten Beanstandungen hat die Stadt nun reagiert.
Nach zahlreichen Unmutsäußerungen: Stadt Coburg setzt Brunnen wieder in Gang
Nach der vielfach geäußerten Kritik hat die Stadt Coburg mehrere Brunnen zum Laufen gebracht - darunter auch eine besonders beliebte Einrichtung. "Mitte letzter Woche haben wir auf vielfachen Wunsch aus der Bürgerschaft aus dem Urlaub heraus entschieden, das Wasserspiel am Markt anzustellen", hält OB Sauerteig in einem öffentlichen Statement fest. Laut Schilderung der Stadt wurde der Brunnen auf dem Marktplatz am Montagmorgen (19. August 2024) wieder in Gang gesetzt. "Bis Ende des Sommers werden die Fontänen rund um das Albert-Denkmal sprudeln", heißt es aus dem Rathaus.
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Der Fontänenbrunnen und weitere Brunnen waren infolge des eingangs erwähnten Sparkurses vorübergehend abgeschaltet worden. "Die Stadtverwaltung muss sparen", erläutert Stadtsprecher Yassin. "Und dazu gehören leider auch sicht- und fühlbare Einschnitte für die Coburger." Infolge der auferlegten Maßnahme hätten sich allerdings viele Bürger an die Stadtverwaltung mit der Bitte an die Stadt gewandt, den Brunnen wieder anzuschalten. "Diesem Wunsch ist Oberbürgermeister Dominik Sauerteig nachgekommen", so Yassin.
Laut dem Stadtoberhaupt hat der Fontänenbrunnen gleichwohl keine Klimaschutzwirkung. "Eher eine Klimafolgenanpassungswirkung, aber auch die ist eher gering", konstatiert der Kommunalpolitiker in seinem in den sozialen Medien veröffentlichten Statement. "Die Wirkung des Wasserspiels ist eher emotional. Und diese Bedeutung hat die Verwaltung unterschätzt", gesteht Sauerteig, der zugleich von unliebsamen Reaktionen im Rahmen des anfänglichen Beschlusses berichtet. "Wo Menschen arbeiten, passieren eben auch mal Fehler. Wüste Beleidigungen, wie teilweise hier auf Facebook auch erfolgt, rechtfertigt das aber sicher nicht!", betont der Coburger Rathaus-Chef.
"Das spielt keine Rolle. Wir sind in Coburg" - trotz Einlenken geht Kritik offenbar weiter
Auch wenn die städtischen Springbrunnen mittlerweile sprudeln, äußert offenkundig noch so mancher seinen Unmut. "Das spielt keine Rolle. Wir sind in Coburg", hält ein Facebook-Nutzer sarkastisch fest. "Da wird halt jetzt gemotzt, dass es zu spät eingeschaltet wurde, oder für sowas Geld da ist und woanders jetzt gekürzt werden muss." Apropos Kürzung: Laut Stadtangaben kann der Fontänenbrunnen grundsätzlich nicht einfach angeschaltet werden, da dort kein Trinkwasser fließt. "Die Mitarbeiter des Grünflächenamtes mussten vor Inbetriebnahme alle Leitungen und den Tank spülen, den Tank mit vier Kubikmetern frischem Wasser füllen, das Wasser aufbereiten und die Technik prüfen", heißt es in der Meldung zur Wiederinbetriebnahme.
Diese Prozedur müsse alle zwei bis drei Wochen wiederholt werden. "So kommen bis Sommerende Kosten in Höhe von rund 5000 Euro zusammen - allein für diesen Brunnen", erklärt Yassin. Diese müssten nun an anderer Stelle eingespart werden. Denn das städtische Einkommen sei "endlich" und könne "nicht überdehnt" werden. Zudem sei im vergangenen Jahr wegen des Sparkurses eine Stelle für Wartung der Brunnen eingespart worden. "Die Arbeit müsste jetzt von anderen Mitarbeitern wahrgenommen werden, die eigentlich andere Aufgaben haben und deren Aufgaben nun liegen bleiben", heißt es in der Verlautbarung der Stadt.