Regiomed-Kliniken nur der Anfang? Düstere Insolvenz-Prognose für 2024

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Coburg: Regiomed-Kliniken nur der Anfang? Düstere Insolvenz-Prognose für 2024
Die hohen Verluste der Regiomed-Kliniken führten letztlich zu einem Insolvenzantrag. Zuvor war ein Zukunftsplan gescheitert.
Coburg: Regiomed-Kliniken nur der Anfang? Düstere Insolvenz-Prognose für 2024
Pia Bayer/dpa

Am 2. Januar 2024 hat die Regiomed-Klinikgruppe, die auch in Coburg vertreten ist, Insolvenz angemeldet. Die Deutsche Krankenhausgesellschaft rechnet 2024 mit deutlich mehr solcher Fälle als im vergangenen Jahr.

Hinter den Regiomed-Kliniken mit Sitz im thüringischen Sonneberg und Standorten wie Coburg, Lichtenfels, Hildburghausen und Neustadt liegt ein turbulentes Jahr 2023. Der Verbund erwartete Millionenverluste und hoffte auf einen Defizitausgleich durch die Rückübertragung an die Kommunen. Die Gesellschafter gaben grünes Licht, wie inFranken.de im Oktober berichtete. Allerdings verweigerten Stadt und Kreis Coburg den Zukunftsplan, in Sorge vor einer zu hohen finanziellen Last.

Schließlich stellte das Unternehmen am Dienstag (2. Januar 2024) einen Insolvenzantrag und meldete sich mit einer Ansage zu Wort. Die Landeskrankenhausgesellschaft Thüringen vertritt die Klinikbetreiber und sieht die Regiomed-Situation als symptomatisch für die Lage vieler Krankenhäuser an. Die unzureichende Finanzierung der Kliniken sei ein systemisches Problem, sagte Geschäftsführer Rainer Poniewaß der Deutschen Presse-Agentur.  Laut den Prognosen der Deutschen Krankenhausgesellschaft ist der Fall Regiomed erst der Anfang einer langen Reihe von Klinik-Insolvenzen in diesem Jahr.

Bilanz nach Insolvenzantrag: Coburg ist Regiomed-Standort mit höchsten Verlusten

"Krankenhäuser sind ja keine Unternehmen, die ihre Preise frei bestimmen können", betont Poniewaß. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) habe sein Versprechen, ökonomischen Druck von den Häusern zu lösen und sie finanziell ansprechend auszustatten, bislang nicht eingehalten. 

Kliniken und medizinische Versorgungszentren von Regiomed haben laut einem Unternehmenssprecher 2023 voraussichtlich knapp 25 Millionen Euro Verlust gemacht. Die höchsten Verluste - rund 13 Millionen Euro - liefen demnach am Klinikum Coburg auf. An den Standorten in Thüringen waren es bedeutend weniger: Für das Krankenhaus Sonneberg wurden 1,9 Millionen Euro angegeben, für das Klinikum in Hildburghausen rund 900.000 Euro. Dies seien aktuell Hochrechnungen, ein Jahresabschluss liege noch nicht vor. Regiomed betreibt auch medizinische Versorgungszentren (MVZ), Rettungsdienste und Seniorenzentren.

Als Gründe für die finanzielle Schieflage gab Regiomed massiv gestiegene Sach- und Personalkosten, Fachkräftemangel und Nachwirkungen der Corona-Pandemie an. Kliniken vereinbaren mit den Krankenkassen für das jeweilige Jahr vorab Festpreise für Behandlungen, die sich an der Diagnose orientieren. Viele Häuser beklagen, dass diese die massiven Preissteigerungen seit 2022 nicht nur für Energie nicht abdecken.

"Wir brauchen Sie": Landkreis Hildburghausen in Sorge vor Fachkräfte-Abwanderung

Im Landkreis Hildburghausen ist nun die Sorge groß, dass nach der Insolvenz Klinikpersonal abwandert. Der Vize-Landrat von Hildburghauen, Dirk Lindner, appellierte an die Beschäftigten zu bleiben: "Wir brauchen Sie als unsere Fachkräfte, um gemeinsam die Lage zu bewältigen." Die Beschäftigten hätten bislang hervorragende Arbeit geleistet. "Dafür sind wir unendlich dankbar."

Der Betrieb in den von der Insolvenz betroffenen Standorten läuft derzeit weiter. Die Deutsche Krankenhausgesellschaft befürchtet für 2024 bis zu 80 Klinikinsolvenzen, wie sie kürzlich prognostizierte. 2023 haben nach ihren Angaben mehr als 30 Klinikstandorte Insolvenz angemeldet. Weitere Nachrichten aus Coburg und Umgebung findest du in unserem Lokalressort.