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Coburg: Regiomed droht Insolvenz - Klinikverbund geht drastischen Schritt


Autor: Redaktion

Coburg, Mittwoch, 04. Oktober 2023

Der Regiomed-Verbund erwartet für das Jahr 2023 einen Verlust von mindestens 20 Millionen Euro, eine Insolvenz droht. Er sieht sich nun zu einem drastischen Schritt für die Krankenhäuser und Einrichtungen gezwungen.
Die Sanierung des Regiomed-Verbunds ist angesichts drohender Millionenverluste gefährdet - nun wurde eine radikale Maßnahme beschlossen.


  • Regiomed-Verbund mit Kliniken in Coburg und Lichtenfels droht Insolvenz
  • Kommunale Träger sollen Einrichtungen wieder selbst getragen 
  • "Sicherung der Krankenhausversorgung": Wirtschaftliche Trennung geplant
  • Ab 2024 wirksam: Verbund informiert über Arbeitsplätze und Standorte

In einer Sitzung am Freitag (29. September 2023) haben die Gesellschafter des thüringisch-bayerischen Regiomed-Verbundes eine bedeutsame Entscheidung mit traurigem Beigeschmack getroffen. Es geht demnach um nichts weniger als den Fortbestand der Einrichtungen. Zur "Sicherung der Krankenhausversorgung" sollen "die Krankenhäuser und angeschlossenen Einrichtungen der ambulanten Versorgung künftig zur nachhaltigen Absicherung wirtschaftlich getrennte Wege gehen und wieder in die Verantwortung der örtlichen Träger überführt werden", heißt es in einer Pressemitteilung. Das Regiomed-Klinikum Sonneberg geriet im Juli 2023 in die Schlagzeilen, weil es gezwungen war, den Kreißsaal zu schließen.

Regiomed-Kliniken wollen sich von "langwierigen Entscheidungsprozessen" lösen - finanzielle Verluste wohl nicht aufzuhalten

"Seit 1. Januar 2023 sind deutschlandweit bereits mindestens 25 Krankenhausträger insolvent. Wir als Gesellschafter sind nun auch gezwungen, unsere Kliniken wieder in die eigene Hand zu nehmen, um hierdurch einer drohenden Insolvenz entgegenzuwirken und dennoch eine unserer wichtigsten Pflichtaufgaben, die medizinische Versorgung der Bevölkerung mit Krankenhausleistungen, sicherzustellen." So wird der Lichtenfelser Landrat Christian Meißner (CSU), Vorsitzender der Gesellschafterversammlung von Regiomed, zitiert. Der Schritt sei "kein einfacher Weg" und auch ein "enormer finanzieller Kraftakt", doch er sei notwendig.  

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Trotz hoher Verluste aus den vorvergangenen wirtschaftlich schwierigen Jahren von Regiomed habe man im Geschäftsjahr 2022 zwar ein "nahezu ausgeglichenes Ergebnis" erzielen können. "Für das Jahr 2023 und auch das Jahr 2024 werden aber wieder Verluste entstehen, da Ausgleichszahlungen des Bundes wegfallen und parallel erhebliche Kostensteigerungen zu verzeichnen sind", betont der Verbund. Im Wirtschaftsjahr 2023 werde demnach ein negatives Ergebnis von mindestens 20 Millionen Euro erwartet. Das sei "selbst mit der besten medizinischen Leistung" nicht zu kompensieren.  

Die Rückführung der Kliniken an die Gebietskörperschaften werde die möglichen Verluste in den Folgejahren nicht aufhalten oder reduzieren. Aber durch die dann schlankeren Entscheidungsstrukturen könnten die jeweiligen Träger bedarfsgerechter und schneller auf mögliche Verluste und örtliche Notwendigkeiten reagieren, so die Begründung. "Es wird ausdrücklich betont, dass die Zusammenarbeit auf allen Ebenen konstruktiv und zielgerichtet erfolgte, aber aufgrund der Vielzahl der beteiligten Stellen naturgemäß langwierige Entscheidungsprozesse notwendig waren", ist weiter zu lesen.

Kliniken sollen sich wirtschaftlich von Regiomed abspalten - "Entscheidung nicht leicht gemacht"

Durch den grenzübergreifenden Zusammenschluss der Regiomed-Kliniken aus Bayern und Thüringen müssten bis heute neben den Gremien und den kommunalen Entscheidungsgremien auch zwei unterschiedliche Rechtsaufsichtsbehörden eingebunden werden. Lange Entscheidungswege stellten aber ein großes Risiko für den Verbund dar. "In Anbetracht der derzeitigen Rahmenbedingungen, welche sich nicht vor 2026 bessern dürften, müssen Entscheidungen nunmehr sehr schnell getroffen und umgesetzt werden. Dies geht effektiver, wenn die Kliniken bei den kommunalen Trägern wieder angedockt werden und hier maßgeschneiderte finanzielle Hilfen erhalten", erklärt der Konzern.  

Trotz der entstehenden eigenständigen Einheiten sollen die Synergien weiterhin genutzt werden. Die Entscheidung stehe noch unter dem Zustimmungsvorbehalt der kommunalen Gremien und der Aufsichtsbehörden. Die wirtschaftliche Abspaltung der örtlichen Betriebs-GmbHs - Krankenhäuser und Medizinische Versorgungszentren (MVZs) - von der Regiomed-Kliniken GmbH soll zum 1. Januar 2024 wirksam werden. Grundsätzlich sollen die einzelnen GmbHs und die damit verbundenen Arbeitsplätze erhalten bleiben. 

"Wir haben uns alle diese Entscheidung nicht leichtgemacht, denn wir waren mit der Sanierung des Konzerns auf der Zielgerade. Die aktuelle geopolitische Lage, die Energiekosten, Inflation und Personalkosten hat explodieren lassen, trifft derzeit nahezu alle Krankenhäuser in Deutschland", resümiert Meißner. 

Standorte in Coburg, Neustadt, Lichtenfels, Bad Staffelstein - diese Zuständigkeiten gelten

Zu Regiomed mit 5000 Beschäftigten in beiden Bundesländern gehören unter anderem Akut- und Reha-Kliniken, Rettungsdienste und Seniorenzentren an mehr als einem Dutzend Standorten im Raum Coburg und im Kreis Lichtenfels sowie in den thüringischen Kreisen Sonneberg und Hildburghausen.

Regiomed ist in Franken mit Kliniken und Medizinischen Versorgungszentren in Coburg, Neustadt und Lichtenfels vertreten. In Bad Staffelstein findet sich zudem ein gynäkologischer Standort. Künftig gelten demnach folgende Zuständigkeiten:

  • Krankenhausverband Coburg für die Klinikum Coburg GmbH und Klinik Neustadt GmbH einschließlich MVZ
  • Landkreis Lichtenfels für die Helmut-G.-Walther-Klinikum Lichtenfels GmbH einschließlich MVZ
  • Landkreis Hildburghausen für die Henneberg-Kliniken GmbH einschließlich Reha-Klinik und MVZ
  • Landkreis Sonneberg für die Medinos-Kliniken des Landkreises Sonneberg GmbH einschließlich MVZ

Auch in Unterfranken schlagen Krankenhäuser wegen enormer Finanzsorgen Alarm. Weitere Nachrichten aus Franken findest du auf unserer Startseite.