Patrick Geuter führt eine Renovierungsfirma in Coburg, will sich aber wegen der aus seiner Sicht park-unfreundlichen Situation aus der Stadt zurückziehen. Diese sieht sich in einem Interessenkonflikt.
- Coburger "Renovierer" beklagt sich über regelmäßige Strafzettel
- Handwerkerparkausweis mit Absicht aufwendiger? Das wirft er der Stadt vor
- Nicht alle dürfen Ausweis erhalten - Stadt steht zwischen zwei Interessen
Patrick Geuter ist Inhaber der Firma "Der Renovierer" in Coburg und hat nach eigenen Aussagen täglich sechs Autos im Einsatz. Weil jede Minute seiner Arbeitszeit Kosten für seine Kundschaft seien, müsse er möglichst nah an den Adressen parken. Handwerkerparkausweise erleichterten dies theoretisch, aber seien immer aufwendiger zu bekommen und einzusetzen, so seine Sicht. Etwa 300 Euro an Strafzetteln kämen so in mancher Woche zusammen. Die Stadt äußert sich zu den Vorwürfen und erklärt den Konflikt, in dem sie stehe.
Handwerker mit heftiger Park-Kritik an Coburger Verwaltung - "Stadt legt die Hürde immer höher"
Bestimmte Unternehmen können Handwerkerparkausweise beim Coburger Ordnungsamt beantragen. Diese erlauben ihnen, beispielsweise im eingeschränkten Halteverbot und unter bestimmten Umständen auf Gehwegen oder in der Fußgängerzone zu parken. "Es ist vor drei bis vier Jahren sehr bürokratisch geworden", so Geuters Erfahrung, der seit 20 Jahren selbständig sei. Früher habe man sich und seine Autos beim Ordnungsamt vorgestellt und den Ausweis bekommen.
"Jedes Jahr legt man jetzt eine Gewerbeanmeldung und Fahrzeugscheine vor. Dann kam der Arbeitsstättennachweis dazu", führt er im Gespräch mit inFranken.de weiter aus. Je Kunde muss ein Zettel ausgefüllt und mit dem Ausweis hinter der Windschutzscheibe platziert werden. Der Ausweis sei für ein Jahr gültig. Auf der Webseite der Stadt heißt es zu den Voraussetzungen: "Die Vergünstigungen sind nur auf Fälle zu beschränken, in denen das Fahrzeug als Werkstattfahrzeug oder zum Transport von Werkzeug und Materialien oder aufgrund von Eilbedürftigkeit unbedingt erforderlich ist und in zumutbarer Entfernung kein anderer Parkraum zur Verfügung steht."
"Mir ist er verwehrt worden, weil meine Fahrzeuge nicht als Werkstattautos, sondern aus Lieferautos gelten." Geuter müsse daher in größerer Entfernung einen Parkplatz suchen. "Wenn ich eine viertel Stunde lang einen Schraubenzieher hole, sind das 25 Euro für den Kunden." Auf lange Sicht wolle er keine Aufträge mehr im Stadtgebiet annehmen und plane die Gewerbeabmeldung sowie den Umzug seiner Firma nach Weitramsdorf. Er hat eine klare Meinung zu der Situation: "Die Stadt legt die Hürde immer höher, weil sie richtig gut daran verdient."
"Maßvolles Verhältnis finden" - Stadt erklärt Hintergrund des Handwerkerparkausweises
Geuter denkt dabei an die beachtliche Summe an Strafzetteln, die er bereits gesammelt habe. "Meistens sind es 55 Euro pro Strafzettel. In einer Woche bin ich da schnell bei 300 Euro." Kein Verständnis habe er für vergangene Fälle, bei denen Mitarbeiter den Wagen mit Warnblinkanlage und offenen Türen geparkt und Material "in den dritten oder vierten Stock" getragen hätten. "Sie kommen runter und haben wieder 55 Euro dran." Der Coburger Stadtsprecher Louay Yassin kann sich auf Anfrage nur allgemein zur Arbeit der Parküberwachung äußern. "Die Verkehrsüberwachung lässt jedem eine gewisse Karenzzeit."
Sie entferne sich in der Regel erst einmal, komme wieder zurück und verteile dann das Knöllchen, wenn das Auto immer noch unerlaubt parkt. "Es sind immer zwei Darstellungsweisen. Zeit ist ein dehnbarer Begriff." Und Parken in absoluten Halteverboten oder Feuerwehrzufahrten sei nun einmal tabu. Zum gesteigerten Aufwand bei der Parkausweisbeschaffung gibt er die Information des Ordnungsamts weiter: "Alle berechtigten Anträge werden zeitnah erfüllt."
Die Dreistigkeit der Falschparker wird immer schlimmer. Wenn es keine angemessenen Parkmöglichkeiten gibt, dann hat sich entweder der Kunde darum zu kümmern, oder der Handwerker läuft mal 50m. Soll er doch Coburg verlassen, er täte allen damit einen Gefallen.
ja, insgesamt sehr angespannte Situation mit diesen "Handwerker-Ausweisen"


Leider wurden in den Vergangenheit diese Ausweise häufig missbraucht. Mal musste z.B. die Partnerin mal schnell in einen Laden, ein Kind zur Dönerbude auf den Marktplatz und so weiter.
Mancher scheinselbständiger "Dienstleister", ohne jegliches Werkzeug und Lieferware parkte so überall und zu jeder Zeit, auch in der Freizeit
Wie so oft, führt dieses unsoziale Ausnutzen dann zu Maßnahmen die z.B. den "echten Handwerkern" das Leben schwer machen
Auch ich habe durchaus Verständnis für Paketdienste und Handwerker. Aber wenn gerade letztere meinen, sie müssen rücksichtslos Gehwege, Behindertenparkplätze oder Radwege/-streifen zuparken, ist ein ordentlicher Strafzettel absolut gerechtfertigt. So einfach.