Wie Gastregisseur Björn Reinke das Leben des Komponisten Erich Wolfgang Korngold in Coburg in einen spannenden szenischen Liederabend verwandelt.
Wunderkinder haben es schwer. Denn die Welt erwartet Wunderdinge von ihnen - immer wieder. Doch irgendwann werden sie erwachsen. Was bleibt ihnen dann?
Wunderkinder haben es schwer. Manchmal sogar ganz besonders schwer. Wenn sie mit der Hypothek großer, ja übergroßer Erwartungen in die Welt geschickt werden wie der Komponist Erich Wolfgang Korngold. Denn Korngold Senior, der einst gefürchtete Wiener Musikkritiker Julius Korngold, verpasste seinem Filius als zweiten Vornamen den Vornamen Mozarts: Wolfgang.
Wunderkind - spätestens mit dem Ballett "Der Schneemann" des elfjährigen Erich Wolfgang und dessen Uraufführung an der Wiener Hofoper war klar: Dieses junge Genie wird es als Erwachsener schwer haben, alle Erwartungen zu erfüllen - auch die eigenen.
Hollywood-Glamour
Erich Wolfgang Korngolds Leben zwischen untergehender Doppel-Monarchie und Hollywood-Glamour - dieses Leben des einst erfolgsverwöhnten Komponisten bietet selber reichlich Stoff für eine theatralische Vergegenwärtigung. Gastregisseur Björn Reinke macht daraus in der Coburger Reithalle in der rundum stimmigen Ausstattung von Sven Bindseil einen szenischen Liederabend mit beachtlichem Erfolgspotenzial beim Publikum.
1897 in Brünn geboren, früh in Wien gefeiert, in Hollywood als Filmkomponist mit zwei Oscars ausgezeichnet, erzählt Korngolds Leben die Geschichte eines heimatlos gewordenen Genies. Björn Reinkes szenischer Liederabend zeigt dieses Leben in dramaturgisch geschickt aufgefädelten Stationen - vom allzu früh ernst drein blickenden Wunderkind (Thomas van Rensburg) bis zum gefeierten Filmmusikkomponisten, der vor den Nazis zwar nach Hollywood flüchten konnte, dort aber bei allem Erfolg nicht wirklich glücklich wurde.
Zwei Oscars auf dem Kühlschrank
Die beiden Oscars, die Korngold in Hollywood errang - sie stehen achtlos auf dem Kühlschrank im Hause des Komponisten. Jiri Rajnis verkörpert das erwachsen gewordene Wunderkind mit großer darstellerischer Intensität, lässt seine unerfüllbar bleibende Sehnsucht nach der Welt von gestern immer wieder spürbar werden und zieht die Zuhörer mit seinem geschmeidigen Bariton in Bann.
In Spiel wie Gesang ebenfalls ungemein intensiv: Ana Cvetkovic-Stojnic als Korngolds Ehefrau Luzi, während Kora Pavelic singend und spielend die Donau-Metropole Wien sehr eindringlich personifizierte. Korngolds Heimweh nach der Heimat - sie blieb unerfüllt.
In der Heimat vergessen
Denn nach dem Zweiten Weltkrieg wollte Europa nichts mehr wissen von dem Komponisten Korngold, dessen Erfolg als Filmmusikkomponist seiner Karriere als Schöpfer von Opern und symphonischer Musik das Ende bereitet hatte.
Lieder und Instrumentalmusik Korngolds sind bei Claudio Rizzi am Flügel und bei Carolina Kurkowski an der Geige in besten Händen. Claudio Rizzi wird zum stilsicheren Anwalt des raffinierten Klang-Zauberers Korngold, dessen Melodien - so unzeitgemäß sie bereits in den letzten Lebensjahren des Komponisten klingend mochten - noch immer Zuhörer begeistern können.
Rund um den Korngold-Liederabend
Theater-Tipp "Ausblick in ein schönes Land" - szenischer Liederabend von Björn Reinke mit Musik von Erich Wolfgang Korngold - 20., 21. Juni, 20 Uhr, Theater in der Reithalle
Produktionsteam Inszenierung und Konzeption: Björn Reinke
Bühnenbild und Kostüme: Sven Bindseil; musikalische Einstudierung: Claudio Rizzi
BesetzungErich Wolfgang Korngold:
Jiri Rajnis
Luise (Luzi) von Sonnenthal: Ana Cvetkovic-Stojnic
Die Wienerin: Kora Pavelic
Erich, als Kind: Thomas van Rensburg
Julius Korngold: Wolfgang Müller
Ein Herr mit Zeitung: Marco Mohr
Kellner und andere Rollen:
Kevin Pojani
Klavier: Claudio Rizzi
Violine: Carolina Kurkowski
Karten-Vorverkauf Tageblatt-Geschäftsstelle, Theaterkasse