Coburg: "Heute Party - morgen Insolvenz" - Eventplaner bleibt auf Regiomed-Feierkosten sitzen
Autor: Isabel Schaffner
Coburg, Montag, 29. Januar 2024
Oliver Popp hat mit seiner Event-Agentur die Weihnachtsfeier des Klinikums Coburg ausgerichtet. Kurz darauf meldete der Regiomed-Verbund Insolvenz an. Popp erfährt: Rechnungen von knapp 20.000 Euro können nicht mehr bezahlt werden.
Oliver Popp fühlt sich vor den Kopf gestoßen. Er leitet die Event-Agentur pp events und hat die Weihnachtsfeier des Regiomed Klinikums Coburg für nach seinen Angaben 2500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter organisiert. Am 2. Januar 2024 dann die schockierende Nachricht in den Medien: Regiomed ist insolvent. Der Klinikverbund meldete sich daraufhin mit einer Ansage zu Wort.
"Ich wusste im Vorfeld von der angespannten Situation und, dass es Schwierigkeiten bei Regiomed gibt. Mir wäre zu der Zeit aber nicht im Traum eingefallen, dass der Verbund dann Insolvenz anmeldet und vor allem nicht in so kurzer Zeit", sagt Popp im Gespräch mit inFranken.de. Sein Problem: "Wir sind mit allen Kosten für Speisen, Getränke sowie Personalkosten in Vorleistung getreten." Ein tatsächlicher Schaden von knapp 20.000 Euro sei entstanden. Und große Hoffnung auf eine baldige Rückzahlung habe er nicht.
"Fühlt sich an, wie eine Ohrfeige": Eventplaner aus Raum Coburg erfährt nach Weihnachtsfeier von Regiomed-Insolvenz
Wie inFranken.de im Oktober 2023 berichtete, erwartete Regiomed für das Jahr 2023 einen Verlust von mindestens 20 Millionen Euro. Die Gesellschafter sprachen hier bereits von einer "drohenden Insolvenz". Um diese abzuwenden, sollten die Einrichtungen wieder in kommunale Trägerschaft kommen, doch Stadt und Kreis Coburg verweigerten den Zukunftsplan. Popp habe zuvor gute Erfahrungen mit Regiomed als Kunden gehabt: "Ich hatte vor ein paar Jahren bereits ein Event für die Regiomed Klinik Coburg ausgerichtet und es hat gut funktioniert. Damals gab es ein deutlich größeres Speisenangebot."
Video:
Für die Weihnachtsfeier am 14. Dezember 2023 seien Bratwürste und Steaks die Vorgabe gewesen, "weil sie sparen müssen, wie es hieß". Wegen einiger muslimischer Gäste sei dann das Angebot nach Rücksprache mit dem Geschäftsführer auf Hähnchen und Vegetarisches ausgeweitet worden. Auch Getränke kamen hinzu. "Die Feier wurde auf einem dafür gesperrten Parkdeck von Regiomed ausgerichtet. Musik lief über Boxen und eine Firma hat sich um Ambientebeleuchtung gekümmert", beschreibt Popp das Konzept.
"Die hohe Personenanzahl kam zustande, weil das gesamte Krankenhaus inklusive Verwaltung und auch das Team vom Regiomed Klinikum Neustadt eingeladen war", wisse er. "Wir richteten die Weihnachtsfeier erfolgreich aus. Zwei Tage später schrieb ich meine Rechnung und erfuhr am 2. Januar aus den Medien, dass Regiomed Insolvenz angemeldet hat", fasst der Ahorner Eventplaner zusammen. "Dann habe ich erstmal auf gut Deutsch blöd geguckt. Es fühlt sich an, wie eine Ohrfeige." Er könne nicht verstehen, dass die Geschäftsführung die Zahlungsunfähigkeit nicht habe absehen können. "Es muss doch schon deutlich früher Anzeichen gegeben haben, dass sie es sich nicht mehr leisten können. Einen Insolvenzantrag aufzusetzen, dauert ja auch ein paar Tage."
"Wäre existenzbedrohend": Oliver Popp in Sorge um Rückzahlung
Popps Neukunden müssten in der Regel zu mindestens 50 Prozent in Vorkasse gehen. Für Regiomed als Bestandskunde sei diese Regel aufgelockert. "In diesem Fall war es jedoch wohl ein Fehler", resümiert Popp enttäuscht. Die Geschäftsführung habe damals die Auftragsbestätigung unterschrieben. Bei pp event seien knapp 12.000 Euro angefallen. Mit anderen Dienstleistern seien es insgesamt 20.000 Euro. Regiomed habe Popp später auf Nachfrage versichert, "dass in der Tat alles etwas eng ist, die Rechnung aber bezahlt wird, es nur etwas länger dauern könnte".
Ein Amtswalter habe ihm vergangene Woche aber schließlich mitgeteilt, dass es keine Zahlungen geben werde. "Es wird wohl irgendwann eine Quote geben, von der ich aber nur einen Bruchteil der Kosten zurückbekommen werde, wie ich vermute. Auf die vollständige Rückzahlung zu warten, wäre für mich okay. Ich kann mir aber keinen Komplettausfall erlauben, weil das existenzbedrohend wäre", erklärt er. So habe er in den vergangenen Jahren Umsätze reinvestiert und habe genug Rücklagen, um den unerwarteten Verlust auszugleichen.