Coburg ehrt türkische Autorin mit Rückert-Preis

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Im Rathaussaal erhielt Sema Kaygusuz am Sonntag den Coburger Rückert-Preis aus der Hand von OB Norbert Tessmer (SPD). Foto: Jochen Berger
Im Rathaussaal erhielt Sema Kaygusuz am Sonntag den Coburger Rückert-Preis aus der Hand von OB Norbert Tessmer (SPD). Foto: Jochen Berger
OB Norbert Tessmer überreichten den Rückert-Preis an Sema Kaygusuz.Foto: Jochen Berger
OB Norbert Tessmer überreichten den Rückert-Preis an Sema Kaygusuz.Foto: Jochen Berger
 
Impressionen vom Rückert-Festakt im historischen Coburger Rathaussaal.Foto: Jochen Berger
Impressionen vom Rückert-Festakt im historischen Coburger Rathaussaal.Foto: Jochen Berger
 
Impressionen vom Rückert-Festakt im historischen Coburger Rathaussaal: Yusuf Colak musiziert auf der Langhalslaute.Foto: Jochen Berger
Impressionen vom Rückert-Festakt im historischen Coburger Rathaussaal: Yusuf Colak musiziert auf der Langhalslaute.Foto: Jochen Berger
 
Impressionen vom Rückert-Festakt im historischen Coburger Rathaussaal: Jury-Vorsitzende Claudia Ott.Foto: Jochen Berger
Impressionen vom Rückert-Festakt im historischen Coburger Rathaussaal: Jury-Vorsitzende Claudia Ott.Foto: Jochen Berger
 
Impressionen vom Rückert-Festakt im historischen Coburger Rathaussaal.Foto: Jochen Berger
Impressionen vom Rückert-Festakt im historischen Coburger Rathaussaal.Foto: Jochen Berger
 
Impressionen vom Rückert-Festakt im historischen Coburger Rathaussaal: Sema Kaygusuz trägt sich in das Goldene Buch ein.Foto: Jochen Berger
Impressionen vom Rückert-Festakt im historischen Coburger Rathaussaal: Sema Kaygusuz trägt sich in das Goldene Buch ein.Foto: Jochen Berger
 
Impressionen vom Rückert-Festakt im historischen Coburger Rathaussaal.Foto: Jochen Berger
Impressionen vom Rückert-Festakt im historischen Coburger Rathaussaal.Foto: Jochen Berger
 

Die Verleihung des Coburger Rückert-Preises an Sema Kaygusuz würdigt eine außergewöhnliche Schriftstellerin. Die türkische Autorin bezieht Stellung und ist doch nicht festzulegen auf das Etikett politische Literatin.

So aktuell wie heute war das Schaffen und Wirken Friedrich Rückerts noch nie. "Weltpoesie ist Weltversöhnung" schrieb der Dichter und Sprachforscher einst - und im Abstand von eineinhalb Jahrhunderten nach Rückerts Tod wird der prophetisch anmutende Gehalt dieser Formel erst jetzt wirklich deutlich.


Die vierte Auflage des Coburger Rückert-Preises richtet die Aufmerksamkeit auf ein Land zwischen Orient und Okzident - die Türkei. Die türkische Autorin Sema Kaygusuz erhielt am Sonntag exakt zu Rückerts 150. Todestag den mit 7500 Euro dotierten Preis. Beim musikalisch umrahmten Festakt im historischen Rathaussaal nannte sie es "eine große Ehre, im Namen eines großen Literaten wie Friedrich Rückert eine Auszeichnung zu erhalten." Sie nehme diese Gabe aber "mit traurigem Herzen an", betonte die Autorin: "In der Türkei haben wir derzeit keine Demokratie. Wir versinken im Sumpf des Faschismus.
Wir schreien nach Demokratie."


Eines Tages ist der Krieg zu Ende

Eine unverhüllt politische Dimension artikuliert Sema Kygusuz in ihrer Dankesrede, in der sie immer wieder eine Brücke schlägt zu Rückert und seinem Wirken: "Im 150. Todesjahr Rückerts erleben wir Jahre der Trauer." Eindringlich erinnerte sie an einen namenlosen Autor, der vor Jahren auf einer Wand einer zerstörten Straße in Syrien ein Graffito hinterlassen hat: "Eines Tages ist der Krieg zu Ende und ich schreibe wieder Gedichte."


Als Jury-Vorsitzende beleuchtete Claudia Ott das Thema "Friedrich Rückert und die türkische Literatur". Das Türkische sich zwar sicher nicht die Lieblingssprache Rückerts gewesen, dennoch habe er zumindest unveröffentlichtes Dramen-Fragment mit dem Titel "Die Türkin" hinterlassen.


Der Rückert-Preis, so Otts Hoffnung, möge nun dazu beitragen, "dass sich der Blick auf die türkische Literatur der Gegenwart weitet." Mit dem Spannungsfeld Literatur und Politik befasste sich Sabine Adatepe in ihrer Laudatio. In der Person von Sema Kaygusuz werde eine Schriftstellerin geehrt, "die zutiefst besorgt über das Geschehen in ihrem Land ist und trotz aller damit einhergehenden Gefahren sich nicht scheut, engagiert Stellung zu beziehen - ohne jemals eine politische Schriftstellerin zu sein."

Die Vergabe des Coburger Rückert-Preises an Sema Kaygusuz sei in der literarischen Öffentlichkeit der Türkei sehr positiv aufgenommen worden, betont Atatepe.





Rund um den Coburger Rückert-Preis

Sema Kaygusuz Die türkische Autorin Sema Kaygusuz ist die vierte Gewinnerin des Coburger Rückert-Preises. Die Jury zeigte sich vor allem von ihrer musikalischen, eindringlichen, bildhaften und dabei gut verständlichen Prosa beeindruckt. Kaygusuz verarbeitet die Mythologie der Ägäis ebenso wie die Vertreibung und Vernichtung der Armenier.

Literarischer Werdegang Kaygusuz wurde 1972 an der türkischen Schwarzmeerküste geboren und lebt heute in Istanbul. Sie gilt als herausragende Vertreterin der jüngeren türkischen Literatur und als große schriftstellerische Hoffnung. In deutscher Übersetzung liegen vor: "Wein und Gold" (2008) und "Schwarze Galle" (2013).
Preisgeld Der mit insgesamt 7500 Euro dotierte Rückert-Preis geht alle drei Jahre an einen zeitgenössischen Autor aus den unterschiedlichen Regionen des Vorderen Orients.

Jury Für den vierten Rückert-Preis blickte die Jury, bestehend aus der Orientalistin Claudia Ott, der Türkei-Expertin Erika Glassen und Michael Krüger, Präsident der Bayerischen Akademie der Künste, in die Türkei, wo sie eine junge, eigenständige Literatur auf Weltniveau vorfand, mit erstaunlich vielen Schriftstellerinnen. Auf der Shortlist standen die Lyrikerin Yesim Agaoglu, die Romanautorin Oya Baydar, die Physikerin Asli Erdogan sowie der urwüchsige Erzähler Ali Hasan Topta. ct