Coburg
Auftritt

Chorkonzert in Coburg: Cranach-Altar in Klang verwandelt

Lassen sich Bilder in Musik übersetzen? Die "Kleine Kantorey" aus Kronach und der Münchner Projektchor "Vox nova" unternehmen in der Coburger Johanneskirche den Versuch, den Flügelaltar der Herderkirche Weimar Klang werden zu lassen.
Die "Kleine Kantorey" und der Projektchor "Vox nova" beeindruckten bei ihrem gemeinsamen Auftritt in der Coburger Johanneskirche. Foto: Jochen Berger
Die "Kleine Kantorey" und der Projektchor "Vox nova" beeindruckten bei ihrem gemeinsamen Auftritt in der Coburger Johanneskirche. Foto: Jochen Berger
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Die Musik macht es möglich. Der monumentale Flügelaltar der Weimarer Herderkirche ist zu Besuch in der Coburger Johanneskirche - zumindest für eineinhalb Stunden. Als Projektion schwebt das mehrteilige Altargemälde von Lucas Cranach dem Jüngeren an der Stirnseite der Kirche und liefert mit seiner detailreichen Bildsprache die Stichworte für ein gleich in mehrfacher Hinsicht ungewöhnliches Chorkonzert mit der in Kronach angesiedelten "Kleinen Kantorey" und dem Münchner Projektchor "Vox nova" unter der Leitung von Burkhard M. Schürmann.


Musik von Zeitgenossen Luthers und Cranachs


Damit die Projektion des Gemäldes an der Altarwand deutlich sichtbar bleibt, versinkt der Kirchenraum fast völlig im Dunkeln. Nur in den Fensternischen flackert Kerzenschein, während sich die Choristen mit kleinen LED-Lämpchen an ihren Notenmappen begnügen. In diesem Dämmerschein erklingt Musik aus längst vergangenen Zeiten - Musik, die fast ein halbes Jahrtausend alt ist, Musik von Zeitgenossen Martin Luthers und Lucas Cranach des Jüngeren.


Spannendes Konzertprogramm


Burkhart M. Schürmann, stellvertretender Leiter der Kronacher Berufsfachschule für Musik und Gründer der "Kleinen Kantorey", hat den 500. Geburtstag von Cranach dem Jüngeren zum Anlass genommen, ein beziehungsvolles Konzertprogramm rund um das Thema Reformation zu konzipieren. Zeitgenossen von Luther und Cranach sowie einige wenig später geborene Komponisten liefern mit Motetten die musikalischen Entsprechungen zu den Bildmotiven des Weimarer Altars, in dessen Zentrum die Kreuzigungsszene samt Auferstehung Christi steht.


Reformator Luther mit aufgeschlagener Bibel



In gut platzierten Zwischentexten beleuchtet Schürmann die Bildmotive und einige ausgewählte Details des Flügelaltars. Zum Bildinventar, das Lucas Cranach der Jüngere auf diesem Monumentalwerk entfaltet, gehört auch Cranach Senior, den sein Sohn prominent im zentralen Kreuzigungsmotiv positioniert hat - direkt neben Martin Luther mit einer aufgeschlagenen Bibel.




Herb und streng klingt die Musik von Johann Walter und Caspar Othmayr, von Johann Hermann Schein und des einstigen Coburger Hofkapellmeisters Melchior Franck. Herb und streng, aber dennoch ausdrucksvoll - so lässt Schürmann die "Kleine Kantorey" und "Vox nova" diese Motetten singen. Die Intonationssicherheit gehört ebenso zu den Stärken dieses vereinten Kammerchors wie die tadellose Klangbalance in allen Stimmen.


Stets achtet Schürmann auf intensiven Ausdruck, ohne die Werke in seiner Interpretation freilich expressiv zu überfrachten. Mit weit ausschwingenden Linien lässt er die Musik atmen und achtet auf ruhig fließende Linien. Der vokale Klang wird instrumental dezent unterstützt durch Dorothea Lieb an Blockflöten und Zink sowie durch Gudrun Petruschka an der Laute.


Aus der Stille nach den letzten Tönen löst sich erst nach einigem Zögern der dann freilich bemerkenswert ausdauernde Applaus.