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Chefin vom Coburger Kinderschutzbund macht Platz


Autor: Christiane Lehmann

Coburg, Donnerstag, 28. März 2019

Iris Piper hört nach über 25 Jahren im Vorstand des Kinderschutzbundes auf. Die Jungen sollen jetzt mal die Verantwortung übernehmen.
Die neue und die scheidende Geschäftsführerin: Franziska Ruby und Iris Piper, die heute - nach über 25 Jahren - offiziell verabschiedet wird. Foto: Christiane Lehmann


Von wegen, die Alten können nicht loslassen. Iris Piper hat damit keine Probleme. Ganz im Gegenteil. Schon seit Jahren steht sie in den Startlöchern, um ihr Rentnerinnendasein endlich genießen zu können. Doch die 68-Jährige wurde immer noch gebraucht. Erst Anfang 2018 hat sie die Geschäftsführung des Kinderschutzbundes noch mal für ein Jahr übernommen, nachdem kein Nachfolger für Heidi Kunz gefunden wurde. Bis dahin hatte sie den Vorsitz inne. Über 25 Jahre arbeitete sie ehrenamtlich für den Verein. "Es war schon wie mein zweites Kind", gibt sie zu. Doch nachdem ihr eigener Sohn gut auf eigenen Beinen leben kann, traut sie das dem Kinderschutzbund selbstverständlich auch zu.

Gut aufgestellt ist er jedenfalls. "Es hat einGenerationenwechsel stattgefunden. Endlich haben die Jungen den Mut gefunden, Verantwortung zu übernehmen", sagt sie. Vor allem über ihre Nachfolgerin Franziska Ruby freut sie sich, eine junge Mutter, "die gut auf die Stelle passt".

Die Diplom-Sozialpädagogin und Soziologin, die viele Jahre in der Personalentwicklung großer Wirtschaftsunternehmen gearbeitet hat und an der Hochschule als Dozentin unterrichtet hat, findet Veränderungen immer wichtig, um auf neue Anforderungen reagieren zu können.

Zur Zeit wird über neue Angebote für Eltern in Teilzeit nachgedacht. Eine Spielgruppe wurde aufgelöst. "Wir beobachten, dass Eltern immer weniger loslassen können", sagt Iris Piper. Die Mütter und Väter trauen ihren Kindern immer weniger zu, lassen sie kaum aus den Augen und gehen auch nicht weg, obwohl die Kinder betreut sind. "Wir wollen den Eltern geben, was sie brauchen", betont die scheidende Geschäftsführerin. Der Kinderschutzbund versteht sich eher als Lobby für Familien. Als 1964 der erste Kinderschutzbund Bayerns in Coburg gegründet wurde, spielte die Angst vor Sittlichkeitsverbrechern noch eine Rolle, heutzutage wisse man, dass der gefährlichste Ort für ein Kind die Familie oder der enge Freundeskreis sein könne. "Wir wollen Eltern stärken und ihr Bewusstsein schärfen", formuliert Iris Piper eine Aufgabe des Kinderschutzbundes. Dazu gehöre es, dass Eltern die Signale ihrer Kinder ernst nehmen, auf ihre Erzählungen hören, ihnen Glauben schenken. Nicht zuletzt deshalb thematisiert der Kinderschutzbund die Kinderrechte seit Jahren am Weltkindertag.

Mit ihrer Arbeit ist Iris Piper zufrieden. Ihre Bilanz kann sich sehen lassen: Der Secondhand-Laden "Die Kiste" brummt, die Zahl der Ehrenamtlichen steigt, der Vorstand ist verjüngt, die Frühen Hilfen laufen.

Und was rät die erfahrene Vereinschefin ihren Nachfolgern? "Mutig sein und sich was trauen", kommt es prompt. Ihre Erfahrung habe gezeigt, dass sich dann auch immer Unterstützer finden.