Ein unbekannter Täter sammelte am Fechheimer Berg Blüten der streng geschützten Küchenschelle im großen Maßstab.
Naturschützer sind fassungslos. Schon wieder hat ein unbekannter Täter die Seltenen Küchenschellen am Fechheimer Berg regelrecht abgeerntet. Keine einzige Blüte der streng geschützten Pflanze blieb übrig, wie Klaus Engelhardt vom LBV in Neustadt berichtet.
"Ostern war noch einer unserer Naturfreunde dort und hat berichtet wie schön die Küchenschelle blüht, kurz danach waren alle weg." Nun beschäftigt der Fall die Neustadter Polizei. Im Zeitraum vom Ostermontag, 1. bis Sonntag 7. April schnitt ein bislang Unbekannter an der westlichen Seite des Fechheimer Berges zwischen Fechheim und Wellmersdorf rund 150 Küchenschellen ab und nahm sie mit.
Weil die Pflanzen nach der Bundesartenschutzverordnung besonders geschützt sind, ist es verboten, die Blumen abzuschneiden, zu beschädigen oder mitzunehmen.
Geschieht das in so großen Mengen wie am Fechheimer Berg können die Bußgelder sehr hoch angesetzt werden, die den Tätern drohen, wenn sie erwischt werden. Bis zu 50 000 Euro können dann fällig sein.
Wiederholungstat Dazu kommt, dass es hier wohl um einen Wiederholungstäter geht. Bereits im vergangenen Jahr war der Bestand abgeschnitten worden. Das Jahr zuvor hatte sich der Täter mit einem Teil der Pflanzen begnügt. Vergangenes Jahr wurde noch an anderer Stelle im Landkreis ein ganz ähnlicher Fall gemeldet.
"Durch das Abschneiden der Blüten, können die Pflanzen keine Samen bilden", erklärt Frank Reißenweber. Der Biologe ist am Landratsamt Coburg für Arten- und Biotopschutz zuständig. Er kann nur vermuten, dass es jemand auf die Blüten abgesehen hat, weil er sie als Heilkraut verwenden will.
Dabei ist die Pflanze giftig.
Zwar enthalten alle Pflanzenteile der Küchenschelle oder Kuhschelle (wissenschaftlich Pulsatilla vulgaris) das Pflanzengift Protoanemonin, doch spielt dieser Haut und Schleimhäute stark reizende Wirkstoff in der Heilkunde kaum eine Rolle. Wer dennoch überzeugt ist, hier ein Heilmittel zu gewinnen, könnte sich die Pflanzen auch in einer Gärtnerei besorgen, sagt Reißenweber. Er müsste dafür nicht eines der letzten Vorkommen der Küchenschelle im Landkreis abernten. Tatsächlich gilt Pulsatilla sehr niedrig dosiert oder homöopathisch verwendet als Mittel gegen Gicht, Kopfschmerzen oder gar Migräne, und findet Anwendung bei einer Reihe von Problemen der inneren Organe.
Das gibt aber niemandem das Recht, sie in freier Natur zu entnehmen.
Am Fechheimer Berg kommt hinzu, dass die Pflanze in einem FFH-Gebiet wächst, das zusätzlich als geschützter Landschaftsbestandteil ausgewiesen ist. Wird der Täter gefasst, muss er also mit einer empfindlichen Geldbuße Strafe rechnen, die sich gewiss nicht im niedrigen Bereich des möglichen Rahmens bewegen wird. Kaufen wäre da garantiert billiger.
Polizei bittet um Hinweise Die Polizei in Neustadt bittet zu diesen Vorfällen um Hinweise unter der Telfonnummer 09568/94310. Die Naturschützer vom Landesbund für Vogelschutz, bitten um Aufmerksamkeit, wenn in der Nähe von Schutzgebieten Menschen beim Sammeln von Pflanzen beobachtet werden.